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Felix Zwayer unter Beschuss: Zwischen Fehlentscheidungen und Hoyzer-Skandal

  • Aktualisiert: 05.12.2021
  • 13:33 Uhr
  • ran.de
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© getty
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Das Topspiel der Bundesliga war spektakulär, aber niemand redet darüber. Stattdessen rückt der kontroverse Schiedsrichter Felix Zwayer nach seinen umstrittenen Entscheidungen in den Fokus. Nicht nur aufgrund der Aussagen von Jude Bellingham lohnt sich ein Blick in Zwayers dunkle Vergangenheit. 

München - Während am heimischen TV-Bildschirm die umstrittenen Szenen bis ins kleinste Detail diskutiert wurden, ließ BVB-Youngster Jude Bellingham nur wenige Meter weiter seinem Frust vollen Lauf. 

Dabei nahm er wenig Rücksicht auf Verluste. Und sprach beim norwegischen TV-Sender "Viaplay" das aus, was sich viele Fußball-Fans an diesem Abend dachten: "Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal ein Spiel verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was soll man da erwarten?"

Rumms!

Das Echo dieser Aussage war am Abend in jeder Debatte, in jeder Diskussion und jedem Beitrag zum Topspiel zu vernehmen. Sie zeigte auf, wie vorbelastet das Verhältnis zwischen Fußball-Deutschland und Felix Zwayer weiterhin ist. 

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Felix Zwayer: Beteiligung am Hoyzer-Skandal

Auch wenn es der DFB lange unter Verschluss halten wollte, ist Zwayers Beteiligung am wohl größten Schiedsrichter-Skandal in der deutschen Fußball-Geschichte unbestritten: Als Linienrichter des ehemaligen und verurteilten Schiedsrichters Robert Hoyzer, der 2004 über Monate mehrere Spiele der Zweiten Liga, der Regionalliga und im DFB-Pokal manipulierte.

Hoyzer hat erwiesenermaßen Geld von Wettbetrügern angenommen, damit er mit Gefälligkeiten während der Spiele den Ausgang mitentscheidet. Aufgekommen war der Skandal, weil zuvor mehrere Schiedsrichter wie etwa Felix Zwayer oder Manuel Gräfe mit dem DFB über Verdachtsmomente im Zusammenhang mit Hoyzer sprachen. 

Dass Zwayer ein wichtiger Teil er Aufklärung war, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. In einem offiziellen Urteil stufte ihn der Verband als "grob unsportlich" ein. Zudem habe Zwayer "die ihm bekannten Spielmanipulationen des Robert Hoyzer über einen längeren Zeitraum hinweg nicht an den DFB gemeldet".

Am schwersten wog jedoch, auf das auch Bellingham nach dem Topspiel hindeutete: Als Assistent von Hoyzer nahm Zwayer vor dem Spiel zwischen dem Wuppertaler SV und der zweiten Mannschaft von Werder Bremen im Jahr 2004 300 Euro an, um "kritische Situationen gegen den Wuppertaler SV zu meiden". 

Zwayer wurde anschließend für sechs Monate gesperrt, doch aufgrund seiner Beteiligung an der Aufklärung musste er die Strafe nie absitzen - und durfte sofort weiterpfeifen. Das wohl schlimmste an der Geschichte: Die Öffentlichkeit erfuhr erst 2014, dass ihn der DFB damals für mitschuldig hielt. 

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Rascher Aufstieg beim DFB 

Die Unwissenheit der breiten Masse übers Zwayers dubiose Vergangenheit war wohl auch ein Grund, warum er für lange Zeit als der neue Hoffnungsschimmer am deutschen Schiedsrichter-Himmel galt. 

In erster Linie hatte dies wohl jedoch mit gewissen Förderern innerhalb des Schiedsrichterwesens zu tun: "Da sind Leute in Positionen gekommen, für die sie einfach nicht gut oder weit genug waren. So etwas geht eben eine Zeit lang gut, wenn man sie intern und extern schützt, aber irgendwann fällt es dann auf", wird Manuel Gräfe im Jahr 2017 vom "Spiegel" zitiert. 

Wenig später konkretisierte der vor der laufenden Saison in Rente gegangene Top-Schiedsrichter: "Wie kann so jemand bis in die Spitze der deutschen Top-Schiedsrichter kommen? Kann es vielleicht sein, dass Fandel und Krug dort einen Mann haben wollten, der ihnen zu bedingungsloser Loyalität verpflichtet war?", stellte er damals in den Raum. 

Damals kritisierten auch andere bekannte Schiedsrichter, die beim DFB vermutete Vetternwirtschaft vom ehemaligen Vorsitzenden der DFB-Schiedsrichterkommission Herbert Fandel und dem ehemaligen Chef-Instruktor Hellmut Krug. Beide sind mittlerweile nicht mehr in ihren Ämtern tätig, während Zwayer weiterhin Spiele im deutschen Profi-Fußball leitet.

Vor allem Gräfe wiederholte seine Kritik an Zwayer immer wieder: "Wer einmal Geld angenommen und Hoyzers Manipulation ein halbes Jahr verschwiegen hat, sollte keinen Profifußball pfeifen", sagte er im Sommer der "Zeit": "Der DFB befördert Zwayer auch noch, trotz durchschnittlicher Leistungen", sagte er über dessen Schiedsrichterfähigkeiten. 

Gräfes anhaltende Kritik ist dem DFB offenbar ein solcher Dorn im Auge, dass er - genau wie Bellingham - mit einer Strafanzeige nach den öffentlichen Aussagen über den vorbelasteten Schiedsrichter-Kollegen rechnen muss. "Bild" zufolge hat das der ehrenamtliche Spielbeobachter Marco Haase in die Wege geleitet.

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Zwayers Stil: Konsequent inkonsequent

Die Kritik an Zwayers Schiedsrichterstil nach dem Topspiel am Samstag reihte sich dabei in frühere Vorwürfe am 40-Jährigen ein. In Zwayers Linie habe "die Balance nicht gestimmt", erläuterte Gräfe im "ZDF-Sportstudio": "Das gehört zu so einem Spitzenspiel dazu, dass ein Spitzenschiedsrichter das im Gespür hat und das auch richtig abarbeitet."

Über weite Strecken der Partie verfolgte der Unparteiische am Samstagabend einen recht großzügigen Stil. Dass er dann in den entscheidenden Situationen wenig Fingerspitzengefühl bewies, passt zu früheren Auftritten Zwayers in vermeintlichen Spitzenspielen. 

Borussia Dortmund fühlte sich bereits in der Vergangenheit vom gebürtigen Berliner benachteiligt: "Die können uns noch mehr Steine und Stöcke in den Weg werfen, aber wir machen weiter", erklärte BVB-Trainer Marco Rose über eine zukünftige Ansetzung von Zwayer bei einem BVB-Spiel.

Doch nicht nur die Borussen mussten hier schlechte Erfahrungen machen. Beim DFB-Pokal-Spiel zwischen dem RB Leipzig und dem FC Bayern im Jahr 2017 traf Zwayer eine ähnlich strittige Entscheidung wie 2021. Schon damals fiel er mit unfassbar inkonsequenter Regelauslegung auf. 

Auch hier verweigerte er den Leipzigern auf der einen Seite einen strittigen Elfmeter, während er auf der anderen Seite eine kleinliche gelb-rote Karte gegenüber Naby Keita aussprach. "Es ist passiert, was keiner sehen will. Das Spiel wurde kaputt gemacht", schimpfte der damalige RB-Trainer Ralph Hasenhüttl. Aussagen, die denen der Borussen vom Samstag erschreckend ähnlich sind.

Nicht für Spitzenspiele gemacht

Wer hier nun den berüchtigten "Bayern-Bonus" vermutet, stellt fest, dass Zwayer auch schon mit Entscheidungen gegen den deutschen Rekordmeister negativ aufgefallen ist. Das bekannteste Beispiel ereignete sich im DFB-Pokalfinale 2018 beim historischen Sieg von Eintracht Frankfurt über den FC Bayern. 

Trotz Videobeweis verweigerte er den Münchnern in der Schlussphase einen klar erkennbaren Elfmeter. Sogar der vermeintliche Übeltäter Kevin-Prince Boateng gab nach dem Spiel zu, dass er Bayern-Star Javi Martinez deutlich getroffen habe. Dass Zwayer hier trotz langer Überprüfung auf dem Videobildschirm nicht auf Strafstoß entschied, ist bis heute für viele unverständlich.

Es zeichnet sich also vielmehr ab, dass Felix Zwayer für Spitzenspiele im deutschen Fußball nicht gemacht ist. Es spricht Bände, wenn Fans beider Lager vor dem absoluten Topspiel schon bei der Ansetzung des Schiedsrichters Übles vermuten - und sich später mehr als bestätigt fühlen dürften. 

Es bleibt abzuwarten, ob der DFB diesmal aus seinen Fehlern lernt und auf einen Schiedsrichter, der in Spitzenspielen teils hanebüchene Entscheidungen trifft, zukünftig verzichtet. Zu groß waren die Fehler Zwayers in der Vergangenheit. Zu sehr ist sein Name im Zusammenhang mit Spielmanipulation verbunden.

Vielen Fans und Beobachtern spricht ausgerechnet ein 18-jähirger Engländer, der erst vor einem knappen Jahr mit dem deutschen Fußball in Berührung gekommen ist, aus dem Herzen, indem er Zwayers dunkle Vergangenheit offen anspricht.

Andere Spieler, Journalisten, Funktionäre und Experten haben sich bei diesem Thema offenbar immer auf die Zunge gebissen.

Gräfe und Bellingham sind nämlich nicht allein mit der Meinung, dass Zwayer eigentlich keine Spiele mehr als Schiedsrichter in Deutschland leiten sollte.

Sebastian Kratzer

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