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Gladbachs Co-Trainer Zickler im Interview: "Da haben bei den Spielern die Köpfe gewaltig geraucht"

  • Aktualisiert: 23.11.2019
  • 10:28 Uhr
  • ran.de/Dominik Hechler
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© imago images / Jan Huebner
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Borussia Mönchengladbachs Co-Trainer Alexander Zickler spricht im Exklusiv-Interview mit ran.de über den Erfolgslauf des aktuellen Bundesliga-Tabellenführers, die Männer-WG mit Cheftrainer Marco Rose und den Abschied von Uli Hoeneß bei seinem Ex-Klub Bayern München.

München/Mönchengladbach - Mit 25 Punkten nach elf Bundesliga-Begegnungen liegt Borussia Mönchengladbach etwas überraschend an der Tabellenspitze in Deutschlands Fußball-Oberhaus. 

Im Exklusiv-Interview mit ran.de spricht Alexander Zickler, der Co-Trainer der "Fohlen-Elf", über den Erfolgslauf der Gladbacher, die harte Anfangsphase bei der Borussia, die Männer-WG mit Cheftrainer Marco Rose und den Abschied von Uli Hoeneß bei seinem Ex-Klub Bayern München.

ran.de: Herr Zickler, bei Borussia Mönchengladbach läuft es in den vergangenen Wochen wie geschmiert, nach dem "Last-Second-Siegtreffer" von Marcus Thuram gegen Rom in der Europa League flippte der Kommentator des "Fohlen-Radios" komplett aus und prägte den Spruch: "Fußball, Du geiles Stück". Inwiefern spiegelt dieser Satz die Situation bei der Fohlenelf aktuell wider?

Alexander Zickler: (lacht) "Wir bekommen gerade alle - egal wo wir hinkommen - Glückwünsche zu unserer Momentaufnahme. Ich werde sogar in Salzburg darauf angesprochen, wenn ich dort meine Familie besuche. Das ist schon Wahnsinn. Aber wir wissen das alles schon sehr gut einzuordnen. Marco betont ja auch immer wieder zurecht, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass wir in der Bundesliga ganz oben stehen. Das ist ein hartes Stück Arbeit. Und um auf den Spruch zurückzukommen: Das Geile bei uns im Team ist, dass jeder für den anderen da ist. Wir wissen einfach alle, dass wir nur als Einheit diesen Erfolg haben können – und genau das prägt unsere Arbeit im Augenblick auch." 

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ran.de: Die Borussia hat vier Punkte Vorsprung vor der Konkurrenz aus Leipzig und München. Was macht Gladbach aktuell so stark?

Zickler: "Es war zunächst einmal von Beginn an kein einfacher Weg, weil wir als gesamtes Trainerteam neu zu diesem Verein und dieser Mannschaft gestoßen sind. Auf die Jungs ist vom ersten Tag an viel eingeprasselt. Nicht nur Theorie, sondern auch von der Spielanlage hat sich mittlerweile schon viel entwickelt. Dass sie alle kicken können und eine richtig gute Qualität mitbringen, stand von Anfang an außer Frage und das haben sie in den vergangenen Jahren alle bewiesen. Allerdings ist Marcos und somit unsere Philosophie vom Fußball eine etwas andere und wir waren vom ersten Tag an davon überzeugt, dass noch deutlich mehr in diesem Team steckt. Und ich ziehe den Hut vor den Jungs, wie sie das bislang gemeistert haben. Wenn ich nur an die unzähligen Mannschaftssitzungen oder Videoanalysen denke, in denen wir ihnen quasi immer wieder gesagt haben, was sie noch besser machen müssen - da haben die Köpfe zum Teil schon gewaltig geraucht. Das war für alle sicherlich nicht einfach. Allerdings finde ich, dass wir jetzt seit einigen Wochen auf einem richtig coolen Weg sind und man merkt, dass die Spieler alle richtig Bock auf diese Geschichte haben. Das zeigen auch die Ergebnisse. Da geht es letztlich um Mentalität, aber auch Qualität. Und das ein Fußballspiel vielleicht auch mal nicht nur 90 Minuten, sondern im Zweifelsfall auch mal länger dauern kann. Das weiß ich ja nur zu gut, nach dem verlorenen Champions-League-Finale mit dem FC Bayern gegen Manchester United im Jahr 1999. Unsere Jungs erarbeiten sich ihre Erfolge im Moment und je häufiger das klappt, desto mehr glaubt man natürlich auch daran."

ran.de: Sind Sie selbst ein wenig überrascht, wie schnell das Team den "neuen" Fußball - also das frühe Pressing und diese hohe Laufintensität - auf den Rasen gebracht hat?

Zickler: "Ich glaube, manche Spieler sind selbst ein wenig überrascht (lacht). Ich nenne mal ein einfaches Beispiel, dabei geht es um Laufwerte im Spiel. Die Mannschaft ist in den letzten fünf Spielen im Schnitt immer mehr als 120 Kilometer gelaufen. Darum geht es. Dass jeder daran glaubt, dass noch mehr geht, dass man noch nicht am Limit ist. Die Jungs müssen verinnerlichen, dass da immer noch Luft nach oben ist. Kicken können sie alle, die individuelle fußballerische Qualität ist brutal. Aber diese aggressive Spielweise, dieses Vorwärtsverteidigen, Bälle früh gewinnen, Ballverluste und Gegenpressing, sowie Bälle verlieren und direkt wieder zurücklaufen, das muss man immer wieder ansprechen und von den Spielern einfordern. Und da kann ich nur den Hut davor ziehen, wie schnell die Jungs das verinnerlicht haben. Aber natürlich helfen dabei auch die positiven Ergebnisse der vergangenen Wochen, weil sie sehen, wofür sie all das machen und dass es am Ende auch tatsächlich funktioniert."

ran.de: Die Mannschaft läuft im Schnitt rund 120 Kilometer pro Spiel und sprintet dabei gefühlt ununterbrochen über den Rasen. Ist dieser Spielstil bei der Doppelbelastung Bundesliga und Europa League bis zum Saisonende durchzuhalten?

Zickler: "Wir müssen als Trainerteam natürlich aufpassen und die Belastung entsprechend steuern. Es geht vor allem darum, dass die Jungs zwischen den Spielen ausreichend regenerieren und sich erholen können. Wichtig ist aber auch, dass man dafür einen guten Kader braucht - und den haben wir. Die Spieler, die in den Partien frisch reinkommen, sind immer sofort integriert und bringen direkt Leistung. Das ist auch wichtig, zu wissen, was du bekommst, wenn du mal rotierst oder die Positionen tauschst. Wir hatten ja vor einigen Wochen auch so eine Phase, in der viele Jungs extrem viel spielen und somit mächtig auf die Zähne beißen mussten, weil wir so viele Verletzte hatten. Das erholt sich aber langsam. Generell versuchen wir jedoch immer, die Spieler auf den Rasen zu schicken, die in diesem Moment physisch in der Lage sind, unsere Vorstellungen umzusetzen."

ran.de: Wie oft ist Ihnen im Traum aufgrund der erfolgreichen letzten Wochen eigentlich schon die Meisterschale erschienen?

Zickler: "Bei dem einen oder anderen kann es schon sein, dass Erinnerungen an die glorreichen Zeiten der 'Fohlenelf' in den siebziger Jahren wach werden. Aber Marco und ich sind beide Fußballer, haben beide in der Bundesliga gespielt und deswegen wissen wir den aktuellen Erfolg schon sehr genau einzuordnen. Aber wir nehmen es natürlich trotzdem mit und freuen uns über den Moment, denn es hätte bislang auch ganz anders laufen können. Wir freuen uns vor allem für die Fans, dass sie das gerade miterleben dürfen und werden alles versuchen, so lange wie es geht, da oben mitzuspielen. Aber jetzt von der Deutschen Meisterschaft zu sprechen, wäre sicherlich übertrieben. Zumal, und das betont Marco ja auch immer wieder, auch noch andere Zeiten in dieser Saison kommen können. Darauf müssen wir vorbereitet sein."

ran.de: Wie wichtig ist Stefan Lainer, den Rose aus Salzburg mit an den Niederrhein gebracht hat?

Zickler: "Wir sind auf die komplette Mannschaft stolz, da kann man niemanden im Speziellen herausnehmen. Aber ich glaube schon, dass der Stevie vor allem zu Beginn so ein kleines Vorbild für die anderen gewesen ist. Und natürlich war und ist er immer noch sehr wichtig, weil er eben all das aus Salzburg schon kennt. Stevie hat direkt viele Situationen auf dem Rasen schon so gelöst, wie wir es dann auch vom Rest der Mannschaft gerne sehen wollten. Da werden sich in manchen Szenen viele schon gedacht haben: Wie kann der da jetzt vorwärts verteidigen, wie geht das, der Weg ist doch viel zu weit? Aber durch die Intensität und Geschwindigkeit, wie der Stevie das immer wieder macht, sehen die anderen halt, dass das funktionieren kann und richten sich danach. Auf einmal fangen dann alle nacheinander an, dass nachzumachen und Vertrauen in diese Art des Fußballs zu gewinnen."

ran.de: Wie würden Sie Ihre Aufgabe im Trainerteam der Borussia beschreiben? Wie ist die genaue Aufgabenteilung?

Zickler: "Analysen und Spielbeobachtungen machen wir tatsächlich alle. Ich kümmere mich auf dem Rasen beim Training vor allem um die defensiven und offensiven Standards und schaue gemeinsam mit Oliver Neuville, der auch ein Teil des Trainerteams ist, besonders auf die Offensivspieler. Wir versuchen den Jungs Tipps mit auf den Weg zu geben und schauen beim Torschusstraining nach den offiziellen Einheiten nochmal genau drauf und erklären ihnen dann, was sie vielleicht noch besser machen können. Ein großes Thema war unter anderem die Besetzung im Strafraum, wenn wir uns mal bis dahin durchgespielt haben. Wir wollen dann mit unseren Stürmern so viel Wucht wie nur möglich in Richtung gegnerisches Tor entfachen. Das erarbeiten wir uns zum Beispiel in den Trainingseinheiten, aber auch danach oder eben in Videoanalysen."

ran.de: Wenn Sie davon sprechen, dass beispielsweise die Offensivspieler regelmäßig nach den offiziellen Trainingseinheiten noch auf dem Rasen bleiben und weiter üben, zeigt das ja auch, dass diese Mannschaft offenbar gewillt ist, über das "normale" Pensum hinauszugehen. 

Zickler: "Absolut. Ich finde, dass das wichtig ist. Vor allem für die Offensivspieler, dass sie sich im Torabschluss eine gewisse Sicherheit holen. Wir müssen sie sogar hier und da einbremsen, weil es bei so vielen Spielen nicht unbedingt förderlich ist, wenn du nach jedem Training noch 400 Mal aufs Tor schießt. Da ist eine gewisse Ruhephase auch mal nötig - was sie aber nur schwer verstehen, weil es natürlich Spaß macht, aufs Tor zu schießen. Aber ja, die grundsätzliche Bereitschaft ist bei allen da und sie merken, dass es ihnen was fürs Spiel bringt." 

ran.de: Sie wohnen in Mönchengladbach ja mit Marco Rose in einer Art "Männer-WG". Wie muss man sich das Zusammenleben zwischen Ihnen beiden vorstellen? 

Zickler (lacht): "Extrem unkompliziert. Es ist für uns beide die einfachste Lösung. Meine Familie lebt noch in Salzburg, da meine älteste Tochter dort gerade im Matura-Jahr ist und ein Umzug aus schulischer Sicht schlecht gewesen wäre. Marcos Familie wohnt wiederum in Leipzig. Jetzt hätte sich natürlich jeder eine eigene Wohnung suchen können, aber so haben wir beschlossen, einfach zusammenzuziehen. Dann fällt einem nicht die Decke auf den Kopf und man hat jemanden zum Reden. Und wenn einer mal seine Ruhe braucht, dann geht er in sein Zimmer und fertig aus. Es ist wirklich top. Ich gehe ab und zu einkaufen ..."

ran.de: … und Marco Rose muss dafür putzen?

Zickler: "Nee nee, wir teilen uns das schon auf (lacht). Das läuft bei uns alles entspannt ab und von daher ist das eine coole Lösung. So hängst du am Abend nicht alleine rum, kannst mal gemeinsam was Essen gehen. Wir kommen super miteinander aus. Marco ist ein richtig cooler Typ, mit dem ich komplett auf einer Wellenlänge bin."

ran.de: Wer ist ordentlicher?

Zickler: "Da achten wir beide drauf. Wenn wir schmutziges Geschirr haben, kommt das sofort in den Geschirrspüler (lacht)."

ran.de: Rose erzählte in einem Interview, dass auch Ihre Familien regelmäßig zu Besuch kommen. Wird dann schnell vorher noch aufgeräumt oder müssen Sie sich beide regelmäßig Tadel von Ihren Frauen anhören?

Zickler: "Absolut nicht. Das haben wir richtig gut im Griff (lacht)."

ran.de: Unterhalten Sie sich zu Hause auch über Fußball oder versuchen Sie das Tagesgeschäft in den eigenen vier Wänden ein wenig zur Seite zu schieben?

Zickler: "Wenn wir zu Hause sind, läuft bei uns nebenbei eigentlich immer Fußball im Fernseher. Wir schauen uns auch das eine oder andere Spiel gemeinsam mal etwas intensiver an, gerade Champions League oder den Bundesliga-Spieltag, um da dann auch vielleicht schon mal die kommenden Gegner zu sehen. Natürlich reden wir dann auch drüber. Es ist ja auch wichtig, dass wir manche Dinge im Nachgang nochmal aufarbeiten. Es geht darum, wie Marco manches gesehen hat und wie ich es wiederum wahrgenommen habe. Fußball spielt also schon eine große Rolle. Wenn die Familie dann aber mal zu Besuch ist, eher weniger." 

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ran.de: Von 1993 bis 2005 war der FC Bayern Ihre "Familie". Mit Uli Hoeneß verlässt der langjährige Macher beim FC Bayern nun die ganz große Fußballbühne. Sie haben selbst lange in München mit ihm zusammengearbeitet und kennen ihn gut – mit welchen Gedanken verfolgen Sie seinen Abschied?

Zickler: "Ich mag ihn total gerne. Und das nicht nur, weil ich insgesamt zwölf wunderbare Jahre beim FC Bayern hatte. Es gab dort auch schwierige Zeiten, vor allem zum Ende hin, als ich viele schwere Verletzungen hatte. Genau in dieser Zeit ist der Uli jemand gewesen, der immer zu mir gestanden hat. Nach meinem dritten Schienbeinbruch ist mein Vertrag ausgelaufen und er hat ihn mir sofort verlängert. Und das, obwohl viele Experten damals schon gesagt haben, dass das mit mir nix mehr wird und ich eher meine Karriere beenden sollte. Aber Uli hat mir die Zeit gegeben, mir die notwendige medizinische Versorgung ermöglicht und so konnte ich später dann auch nochmal bei RB Salzburg spielen. Aber nicht nur was das anbelangt, auch sonst war der Uli immer ein feiner Mensch, der viel gemacht hat, auch für den deutschen Fußball. Ich weiß nicht, ob der FC Bayern ohne ihn da stehen würde, wo er jetzt ist. Er hat großen Anteil daran. Aber irgendwann kommt eben die Zeit, wo es vielleicht reicht - wobei ich mir bei Uli nicht vorstellen kann, dass er ganz weg sein wird. Natürlich wird er sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen, aber wenn nötig, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Den FC Bayern verbindet man einfach sofort mit dem Uli."

ran.de: Und was bedeutet Hoeneß' Abschied aus Ihrer Sicht für den FC Bayern?

Zickler: "Der Uli war jemand, der in seiner aktiven Zeit extrem präsent gewesen ist, sich in schwierigen Zeiten vor die Mannschaft gestellt hat und logischerweise ins Tagesgeschäft involviert war. Das werden jetzt eben andere Leute übernehmen. Und wenn ich da jetzt an 'Brazzo' (Sportdirektor Hasan Salihamidzic, Anm. d. Red.) oder Olli Kahn denke, sind das zwei Jungs, die sehr schnell da reinwachsen und das in Zukunft sehr gut machen werden. Wobei der Uli gerade in der Anfangszeit sicherlich noch beratend zur Seite stehen und ein Auge darauf haben wird."

Das Interview führte Dominik Hechler

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