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Die Relegation live in SAT.1

Hertha BSC in der Relegation: Die zerrissene "alte Dame"

  • Aktualisiert: 23.05.2022
  • 10:00 Uhr
  • ran.de/Dominik Hechler
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© imago
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Das 0:1 im Hinspiel der Relegation gegen den Hamburger SV hat bei Hertha BSC tiefe Spuren hinterlassen. Die Mannschaft präsentiert sich blutleer, der Trainer verirrt sich in verbale Durchhalteparolen. Berlin droht im Rückspiel beim HSV (Mo., ab 19:30 Uhr live in SAT.1 und auf ran.de) mehr denn je der sportliche K.o.. Und auch politisch brodelt es in der Hauptstadt.

Berlin – Niklas Stark stapfte in Richtung Fankurve, klatschte, winkte zaghaft und lief dann mit tief gesenktem Kopf wieder zurück in Richtung Spielertunnel, um im Bauch des altehrwürdigen Berliner Olympiastadions zu verschwinden.

Ein trauriges, groteskes Bild. Zumal Stark der einzige (!) Spieler von Hertha BSC war, der sich nach der bitteren 0:1-Heimpleite im Hinspiel der Bundesliga-Relegation gegen den Hamburger SV auf den Weg zu den treuen Anhängern der "alten Dame" in der Ostkurve der heimischen Arena machte, um sich für die wahrlich lautstarke Unterstützung zu bedanken.

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Kuntz: "Jungs schämen sich"

Die anderen flüchteten entweder sofort nach dem Abpfiff in die Katakomben oder ließen sich total niedergeschlagen und Kopf schüttelnd auf der eigenen Ersatzbank nieder. Die Gesichter bleich, der Blick leer. Das ist Hertha BSC im Mai 2022.

"Ich glaube, dass die Jungs sich ein Stück weit schämen und einfach auch nicht genau wissen, was sie erwartet, wenn sie nach so einer Pleite jetzt in die Kurve gehen. Vor allem mit der Vorgeschichte nach dem Union-Spiel vor einigen Wochen. Wenn du jetzt dein Trikot in die Menge wirfst, kommt es vielleicht wieder zurück – das will ja auch keiner.

Man sieht sehr deutlich, dass die Berliner Spieler am Boden sind und sich sehr schwer fühlen", analysierte ran-Fussball-Experte Stefan Kuntz die Situation bei den Hertha-Stars nach der Pleite gegen sehr engagierte, gallige und willensstarke Hamburger.

Spielfreude? Fehlanzeige!

Und tatsächlich gibt dieser über weite Strecken blutleere, destruktive Auftritt der Berliner kaum noch Hoffnung, dass sie die Relegation im Rückspiel in Hamburg (Mo., ab 19:30 Uhr live in SAT.1 und auf ran.de) noch irgendwie zu ihren Gunsten drehen könnten. Dafür agierte das Team von Coach Felix Magath zu uninspiriert, plan- und ideenlos. Spielfreude? Fehlanzeige! Und das in einem so wichtigen Spiel.

Am Ende hatten die Berliner vor heimischem Publikum nur sechs Schüsse auf das Tor des Gegners auf dem Konto. Und auch in Sachen Zweikämpfen hatten die Hauptstädter mit 43 zu 57 Prozent klar das Nachsehen. "Das sollte vor allem bei einem Heimspiel nicht sein", resümierte dann auch Magath am ran-Mikrofon.

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Magath: "Gutes Spiel gesehen"

Trotz allem konnte der alte Fahrensmann dem Spiel seiner Mannschaft dennoch etwas Positives abgewinnen. "Wir haben ein gutes und interessantes Spiel gesehen", so Magath, "das am Ende einen glücklichen Sieger hervorgebracht hat." Eine eigenwillige Betrachtungsweise. Natürlich hat bei den Hamburgern spielerisch bei Weitem nicht alles geklappt, dieser schwachen Hertha war der HSV unter dem Strich aber deutlich überlegen – und hätte womöglich sogar noch ein, zwei Tore mehr schießen können.

Magath scheint das anders zu sehen – und stemmt sich so zumindest verbal noch gegen den drohenden Abstieg in die Zweite Liga. "Wir müssen jetzt in Hamburg nur noch besser spielen. Warum sollen nicht dann auch wir mal die Glücklichen sein?" Aussagen, die nach dieser Vorstellung seiner Mannschaft doch sehr verwundern.

Magaths Fehleinschätzung

Überhaupt scheint der 68-Jährige sein Team nicht ganz korrekt einzuschätzen. Schon vor der Partie philosophierte Magath im Kurztrainingslager im Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum in Kienbaum darüber, wie gut seine Mannschaft doch drauf sei, welch' positive Entwicklung sie seit seiner Amtsübernahme als Chefcoach doch gemacht habe und dass sie sich zuletzt immer wieder als klarer Bundesligist präsentiert hätten.

Gegen Hamburg war all das nicht zu sehen – obwohl Magath im Vorfeld doch immer wieder betonte, dass "die Spielidee von Tim Walter sehr klar ist und wir darauf top vorbereitet sein werden". Eine Fehleinschätzung. Mal wieder. Es wirkt fast so, als ob diese Mannschaft keine Mannschaft mehr ist. Kein Zusammenhalt, kein aufbäumen. Das Schicksal scheint seinen Lauf zu nehmen.

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Herthas Untergang

In Berlin stehen die Zeichen aktuell auf Abstieg, die "alte Dame" droht ohne große Gegenwehr unterzugehen. Sportlich, aber auch politisch. Über der Ostkurve - dem Teil des Olympiastadions, auf dem die treuesten Hertha-Fans stehen – war ein Plakat mit einer klaren Botschaft zu lesen: "WirHerthaner.de – Neuanfang jetzt! Windhorst und Gegenbauer raus!".

Die Wut der Berliner Anhängerschaft richtet sich also schon längst nicht mehr "nur" gegen das eigene Team, sondern auch gegen Investor Lars Windhorst und vor allem Präsident Werner Gegenbauer. Laut "BILD" soll bei der kommenden Mitgliederversammlung des Klubs sogar ein Abwahlantrag für das gesamte Präsidium gestellt werden – inklusive Gegenbauer.

Abstieg "heilend" für die Hertha?

Die Risse in und um den Verein sind riesengroß und werden offenbar immer größer und vor allem noch tiefer. Da scheint nichts mehr zu kitten zu sein, weder sportlich noch auf der Führungsebene. Ein Neuanfang scheint unausweichlich.

Könnte ein Abstieg da vielleicht sogar "heilend" und "hilfreich" sein? Hertha-Boss Fredi Bobic hätte so die Möglichkeit, eine komplett neue Mannschaft mit einem neuen, frischen Trainer aufzubauen. Ein Team, das nicht vorbelastet ist, das sich bestenfalls mit der Stadt und dem Verein identifiziert und die Herzen der Fans wieder erobert. Noch sind die Berliner aber nicht abgestiegen. Eine allerletzte Chance bleibt. In Hamburg. Denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Auch in Berlin.

Aus Berlin berichtet: Dominik Hechler

ranFußball zeigt die Bundesliga-Relegation am 19. und 23. Mai live in SAT.1 und auf ran.de. Zudem gibt es am 20. und 24. Mai die Relegation um die 2. Liga zu sehen - alles ab 19:30 Uhr live!

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