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ran checkt die Bundesliga

Hertha BSC im ran-Check: Dem Chaos ein Ende setzen

  • Aktualisiert: 12.09.2020
  • 12:50 Uhr
  • ran.de / Dominik Kaiser
Article Image Media
© getty
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Vor dem Start der Bundesliga-Saison 2020/21 nimmt ran.de die 18 Teams unter die Lupe. Diesmal: Hertha BSC.

München - Das Geschichten, die Hertha BSC in der Saison 2019/2020 produzierte, reichen eigentlich für mindestens drei Spielzeiten. Erst die Trennung vom langjährigen Erfolgstrainer Pal Dardai, das gescheiterte Experiment mit dem ehemaligen Junioren-Coach Ante Covic, die kurzweilige Horror-Ehe mit dem machthungrigen Jürgen Klinsmann, der Corona-Skandal um Salomon Kalou und die Rettung durch Bruno Labbadia - es war ein sattes Paket an Negativ-Schlagzeilen.

Die Uhren in der deutschen Hauptstadt stehen auf null, Bruno Labbadia hat nun den Auftrag, den finanzstarken Klub in Richtung europäische Plätze zu bringen. Der Übungsleiter selbst tritt in der "B.Z." aber auf die Bremse: "Wir haben keine feste Struktur und sind dabei, diese aufzubauen. Wir schauen auch nicht nur auf die Kurzfristigkeit, sondern auch auf die Mittelfristigkeit. Wir müssen sehen, wie schnell es funktioniert."

Das Aus im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig zeigt: wohl eher nicht ganz so schnell.

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Das ist neu

Die "Alte Dame" unterzieht sich einer Verjüngungskur. Mit Vedad Ibisevic (36, FC Schalke 04), Salomon Kalou (35, Botafogo), Per Skjelbred (33, Rosenborg Trondheim) und Thomas Kraft (32, Karriereende) hat gleich eine ganze Achse von Führungsspielern den Verein verlassen.

Im Tor soll der vom SC Freiburg gekommene Alexander Schwolow Druck auf den schwächelnden Stammkeeper Rune Jarstein machen. Alles andere als eine Ernennung des Neuzugangs zur Nummer eins wäre eine Überraschung. Zudem sicherte sich die Hertha die Dienste des niederländischen Junioren-Nationalspielers Deyovaisio Zeefuik vom FC Groningen. Der explosive Rechtsverteidiger soll für mehr Tempo sorgen.

Die Flop-Elf von Hertha BSC seit 2000

Die Flop-11 von Hertha BSC seit dem Jahr 2000

Die Hertha hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten einiges erlebt: Die Etablierung in der Bundesliga, Fahrstuhl-Jahre und schließlich das Erreichen der Europa League. In all den Jahren wurden immer wieder Hoffnungsträger verpflichtet, die sich aus unterschiedlichen Grünen nicht durchsetzen konnten.

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  • 26.07.2020
  • 22:58 Uhr

Den "Königstransfer" tätigten die Berliner bereits im Winter. Für 24 Millionen Euro wurde Lucas Tousart, ehemaliger Kapitän der französischen U21-Nationalmannschaft, von Olympique Lyon verpflichtet - und direkt für die restliche Spielzeit an den Champions-League-Halbfinalisten verliehen. Der Franzose soll auf lange Sicht Herthas Mittelfeld als "Maestro" dirigieren.

Auf der Wunschliste stehen noch: ein Stürmer, ein Flügelspieler sowie ein zentraler Mittelfeldspieler.

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Das macht Mut

Der Hoffnungsträger auf ruhige Jahre in Berlin trägt den Namen Bruno Labbadia. Der 54-Jährige schaffte es in der Rückrunde, ein völlig verunsichertes Team mit Teils tollen Offensivfußball in sichere Tabellenregionen zu führen. Nun hat der Trainer erstmals die Möglichkeit, eine komplette Vorbereitung mit seiner Mannschaft zu absolvieren. Seine Idee von aggressivem Pressing und blitzschnellem Umschaltspiel zu vertiefen.

Ein weiterer Mutmacher: Hertha hat ein dickes Portemonnaie. Die Berliner müssen nicht mehr ausschließlich auf günstige Spieler und attraktive Leihmodelle hoffen. Der Einstieg des Investors Lars Windhorst ermöglicht es, Spieler zu verpflichten, die bereits ihre Klasse unter Beweis gestellt haben. Von den wohl vorhandenen 50 Millionen Euro Transferbudget wurden für die Wechsel von Schwolow (acht Millionen Euro) und Zeefuik (vier Millionen Euro) erst zwölf Millionen eingesetzt. Nicht ausgeschlossen, dass Geschäftsführer Sport Michael Preetz noch einen hochkarätigen Neuzugang präsentiert.

Generell ist das Vorgehen von Preetz bei Transfers lobend hervorzuheben. Wechsel laufen in der Regel völlig geräuschlos ab, sickern erst kurz vor Bekanntgabe durch. Beispiel gefällig? Wochenlang war sich die Presse-Landschaft sicher, dass Alexander Schwolow sich mit Schalke über einen Wechsel einig sei. Preetz wickelte den Transfer im Hintergrund still ab und überraschte alle.

Das bereitet Sorgen

Die Hertha ist auf dem Platz aktuell führungslos. Die Abgänge der genannten Spieler der "alten Garde" konnten bisher nicht kompensiert werden, Akteure wie Tousart brauchen noch Zeit für die Integration. Ein Problem, das auch Trainer Labbadia erkannt hat - und beim DFB-Pokal-Aus gegen Braunschweig eklatant war.

"Da ist eine komplette Achse, die man über die letzten zwei Jahre verloren hat. Jetzt müssen wir sie neu aufbauen. Da müssen wir Spieler langsam hinführen. Das muss sich entwickeln. Da arbeiten wir auch im Hintergrund dran und das braucht einfach Zeit. Trotzdem müssen wir auch in dieser Phase schon Dinge auffangen. Deswegen brauchen wir in den Situationen, in denen Dinge nicht funktionieren, ein paar Spieler auf dem Platz, die das mit organisieren, damit wir wieder einen Halt haben", sagte er dem "rbb".

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Vor der Pokalblamage liefen auch die Testspiele verliefen absolut nicht nach Plan. Gegen Ajax Amsterdam (0:1) und die PSV Eindhoven (0:4) und den Hamburger SV (0:2) setzte es drei Niederlagen, alle ohne eigenes Tor. In der Defensive macht sich der Ausfall des belgischen Nationalspielers Dedryck Boyata bemerkbar. Weder Niklas Stark noch Karim Rekik schaffen es aktuell, den Abwehrchef adäquat zu ersetzen.

In der Offensive fehlt den Berlinern Durchschlagskraft. Star-Stürmer Kryszstof Piatek hat noch keine Bindung zum Spiel, nach dem Abgang von Vedad Ibisevic fehlt dem Polen ein echter Konkurrent. Dodi Lukebakio ist auf der rechten Außenbahn ebenso konkurrenzlos wie schwankend in seinen Leistungen. Hier muss nachgebessert werden.

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Darauf kommt es an

Für Hertha ist es entscheidend, ob die Mannschaft bis zum Saisonstart weiter verstärkt werden kann. Ohne qualitativ gute Neuzugänge auf den Problempositionen Sturm, zentrales Mittelfeld und offensive Außenbahn scheint das Saisonziel "Blickfeld der europäischen Plätze" unrealistisch.

Das Start-Programm hat es in sich. Zum Auftakt müssen die Berliner nach Bremen, danach wartet ein Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt und eine Reise zum FC Bayern - Fehlstart-Potenzial!

Labbadias zentrale Aufgabe wird es, eine neue Führungsachse zu installieren und einen neuen Kapitän zu bestimmen. Der heißeste Kandidat auf den Posten ist aktuell Dedryck Boyata. In Mittelpunkt steht aber, eine sorgenfreie Saison zu spielen.

Das sagen die Verantwortlichen

Michael Preetz mahnt auf der Vereins-Homepage trotz der finanziell ausgezeichneten Lage zu Geduld: "Natürlich spüren wir eine veränderte Erwartungshaltung. Wir versuchen, die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, dafür einzusetzen, unserer Mannschaft Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu verschaffen. Wir müssen Spieler finden die zu uns zu passen, die etwas mit Hertha BSC erreichen und den Verein auf das nächste Level heben zu wollen."

Und: "Unsere finanziellen Mittel sind größer als zuvor, nichtsdestotrotz muss es uns weiterhin gelingen, sorgsam mit unseren Ressourcen umzugehen und gute Entscheidungen zu treffen. Uns alle eint das Ziel, Hertha BSC auf sämtlichen Ebenen gemeinsam zu verbessern!"

So läuft die Saison

Eine präzise Prognose für Hertha BSC abzugeben ist ähnlich einfach, wie die Lottozahlen samt Zusatzzahl vorherzusagen. Auf dem Papier bringen die Berliner viele Argumente mit, um in der neuen Saison zu überraschen. Gelingt der Start, könnte das Labbadia-Team einen ähnlichen Lauf bekommen, wie nach dem Corona-Restart. Dort gab es drei Siege in den ersten vier Spielen. Andernfalls droht direkt wieder Unruhe!

Die Erwartungshaltung ist nach dem Investoren-Einstieg riesig, die Geduld der Fans nicht groß. Bestätigt die "Alte Dame" die Leistungen der Rückrunde, ist ein einstelliger Tabellenplatz wahrscheinlich.

Dominik Kaiser

Infos zu Hertha BSC

Kader

Spielplan

Transfers

Voraussichtliche Aufstellung: Schwolow - Zeefuik, Torunarigha, Boyata, Mittelstädt - Maier, Tousart, Darida - Dilrosun, Lukebakio, Piatek

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