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Bundesliga

Hertha BSC: Kay Bernstein - der neue Präsident ist einer aus der Kurve

  • Aktualisiert: 26.06.2022
  • 17:04 Uhr
  • ran / Andreas Reiners
Article Image Media
© IMAGO/Matthias Koch
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Hertha hat gewählt: Kay Bernstein ist der neue Präsident. Er ist einer aus der Kurve, ein Ex-Ultra. Auch wenn der 41-Jährige das eigentlich nicht mehr hören kann.

München – Ohne Hertha-Jacke ging es nicht. Natürlich nicht, das gehört zum guten Ton, das ist Pflicht.

Kay Bernstein trug sie offen, darunter ein weißes Hemd. So wie man sich jemanden vorstellt, der seriös, aber auch Fan-nah rüberkommen möchte. Oft wirkt das nur leider nicht authentisch.

Doch als Mitgründer der bundesweit bekannten Fan-Gruppierung Harlekins und ehemaliger Ultra und Vorsänger reicht bei Bernstein im Grunde der Lebenslauf, da braucht es eigentlich keine visuelle Unterstützung, wofür der 41-Jährige steht. Denn Bernstein ist einer aus der Kurve, ein eingefleischter Fan des Klubs seit 1994, inzwischen Unternehmer. Und seit Sonntag Präsident des Klubs, der schon etwas länger nach Orientierung, nach Halt, nach einem Weg aus dem Chaos sucht.

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Auf der Intensivstation

"Unsere 'Alte Dame' liegt auf der Intensivstation. Wir können sie jetzt von innen heilen und ganzheitlich gesund machen. Jeder kann und muss mithelfen, damit wir unsere blau-weiße Seele zurückgewinnen", sagte er nach der Wahl, die er mit 1670 Stimmen gewann.

Im Rahmen seiner Rede kritisierte er, alle hätten den derzeitigen Klüngel zugelassen und seien dafür verantwortlich, "dass die Situation ist, wie sie ist". Er forderte deshalb einen "wirklichen Neustart", einen "Burgfrieden". Er wolle ein Team zusammenstellen, um den Neustart anzugehen und sei bereit, mit allen zusammenzuarbeiten. Damit ist auch der umstrittene Investor Lars Windhorst gemeint. Man müsse "ihn ernst nehmen und abholen", sagte Bernstein der Zeit.

Spannend dabei: Bernsteins Wahl darf als Ausrufezeichen der Traditionalisten gegen den Kommerz verstanden werden. Man könnte auch sagen: der Basis gegen Windhorst. Die versprengten und zerstrittenen Gruppen an einen Tisch und für die gemeinsame Sache zusammenzubringen, wird eine der schwierigen, aber auch eine essenzielle Aufgabe des neuen Präsidenten sein.

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Bernstein spricht die Sprache der Kurve, ist für viele Anhänger die Hoffnung, verkrustete Strukturen aufzubrechen, Klüngel zu beenden und einen echten Neustart anstoßen zu können.

Unter "wirherthaner.de" hatte er schon seit Wochen erklärt, was er anders machen möchte. Es soll endlich klar und ehrlich kommuniziert, eine fußballerische Identität entwickelt und die Talentförderung in den Mittelpunkt gestellt werden. Er will mehr Zusammenhalt und vor allem ein besseres Einbinden von Fans und Mitgliedern erreichen.

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"Mehr denn je ist angesagt: Fresse halten und arbeiten!"

Oder anders gesagt, wie es auf der Homepage unter anderem steht: "Mehr denn je ist angesagt: Fresse halten und arbeiten!"

Klare Kante, Kurvensprache.

Es dürfte nun anders zugehen, denn wie konträr die Kurve im Vergleich zur Politik agiert und kommuniziert, war im Wahlkampf zu beobachten zwischen Bernstein und dem Wunsch-Kandidaten des Aufsichtsrats und langjährigen CDU-Bundestagsabgeordneten, Frank Steffel. Viele Anhänger haben genug von leeren Versprechungen, Worthülsen und falschen Entscheidungen.

Leidenschaft und Leidensfähigkeit

Bernstein wird Dinge ins Feld werfen, die in den Jahren zuvor gefehlt haben. Ein Gefühl für die Kurve, ein Draht zu den Fans, Engagement, Liebe zum Verein, echte Leidenschaft und Leidensfähigkeit - er dürfte damit wohl zunächst eine Aufbruchstimmung erzeugen können. Das Verhältnis eines Anhängers zum Verein geht in seiner Essenz tiefer als das eines Funktionärs, ist reiner, unerschütterlicher, dabei aber auch in Teilen wesentlich naiver.

Als das Wahlergebnis verkündet wurde, brandete deshalb Jubel auf, als ob ein Tor gefallen sei, es gab Standing Ovations, einige blieben aber auch sitzen. 

Die große Frage, die sich viele stellen: Kann Bernstein das? Er ist Leiter einer eigenen Event-Firma, doch die Erfahrungen der vergangenen Wochen haben auch ihm bereits gezeigt, dass die Bundesliga und das Haifischbecken Hertha eine andere Hausnummer sind. Mit Herzblut alleine wird es nicht getan sein.

"Ich habe erst in den vergangenen Wochen wirklich gemerkt, wie viel Gift in dem Umfeld steckt, wie viel Uneinigkeit in den einzelnen Gremien, wie viel Ego da eine Rolle spielt", sagte er.

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Bernstein von "Ex-Ultra" genervt

Auch dieses "Ex-Ultra" ist so ein Begriff, der Bernstein im Vorfeld der Wahl zum neuen Hertha-Präsidenten genervt hat.

Es sei "ein bisschen schade", darauf reduziert zu werden, sagte er bei "t-online". "Aber es wird natürlich polarisierend reduziert auf das 'Ultra-Ding', was für einige Medien die schönere Geschichte ist. Für mich macht es das aber schwerer, weil ich mehr dafür arbeiten muss, dass auf den Inhalt geachtet wird." Klar ist: Nach der Wahl wird er noch eine Weile der "Ex-Ultra" bleiben.

Seine Vergangenheit als Vorsänger der Kurve soll ihm bei der neuen Aufgabe aber auch helfen, denn in beiden Fällen "geht es darum, zu begeistern, Dinge vorzuleben und die Menschen ernst zu nehmen. Du kannst Sachen noch so oft predigen – wenn du sie nicht vorlebst, verpufft es. Die Leute merken, ob du authentisch bist".

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Aus seinem Berufsleben bringt er Disziplin mit. "Ich will, dass wir die Dinge richtig und genau machen. Es braucht einen konkreten Plan, wie wir von A nach B kommen", so Bernstein.

Und dann gehe es darum, einfach zu machen. "'Einfach machen' ist auch in seiner Doppeldeutigkeit das Motto in meiner Firma. Alle kennen das Ziel und dann geht es darum, dieses gemeinsam zu erreichen".

"Einfach machen": Seit Sonntag ist er der Hoffnungsträger, dass das auch bei der Hertha endlich zur Maxime wird.

von Andreas Reiners

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