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Lotto King Karl: "Kühne bietet dem Verein eine Chance"

  • Aktualisiert: 01.11.2013
  • 17:37 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
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© imago
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Im zweiten und letzten Teil des exklusiven Gespräches mit ran.de spricht der Kult-Stadionsprecher des Hamburger SV über Investor Klaus-Michael Kühne, die Angst der HSV-Fans vor einer feindlichen Übernahme durch seelenlose, russische Oligarchen und Emotionen im Fußball. 

Was halten Sie eigentlich von Klaus-Michael Kühne? 

Lotto King Karl: Ich glaube, dass ist jemand, der ein paar Mal missverstanden wurde. Er hat aber auch nichts dagegen macht, dass es nicht so ist. Unter dem Strich ist Herr Kühne einer, der sagt: Passt mal auf, ich bezahle mal ein bisschen mehr als meine Eintrittskarte. So etwas wünscht sich doch eigentlich jeder Fan. Es ist nur die Frage, wie man das dann umsetzt. Denn er ist ja nun keiner mehr, der alle zwei Wochen in der Nordkurve steht. Aber so wie ich ihn aus der Ferne einschätze, glaube ich, dass er genau dort stehen würde, wenn er ein paar Jahre jünger wäre. Das wurde aufgrund der unglücklichen Außendarstellung aber nie so richtig aufgeklärt. Kühne ist für mich ein totaler HSV-Fan, der dem Verein auch eine Chance bietet. Aber ein Klub hat immer eine demokratische Struktur, in der sich alle gemeinsam einigen müssen. Da muss man schlicht und einfach überzeugen. Wenn man das machen will, kommt es aber nicht nur auf den Inhalt, sondern vor allem auch auf die Form des Auftretens an. Und da gibt es sicherlich noch Nachholbedarf. 

Wie nehmen Sie die ganzen Streitigkeiten in der Führungsetage des HSV wahr? 

Lotto King Karl: Ich denke, dass sich beim HSV schon Einiges in die richtige Richtung entwickelt hat. Vor ein paar Jahren war die Stimmung noch deutlich eisiger. Es ist aus meiner Sicht ganz, ganz wichtig, dass sich alle Mitglieder und Sympathisanten des HSV irgendwann mal zusammenraufen und sich nicht sofort alle gegen einen Vorschlag aussprechen, sondern ihn erst einmal annehmen und ihn dann drei Meter weiterentwickeln. Das ist ja auch das, was Kühne jetzt gemacht hat, indem er die Initiative "HSV plus" unterstützt. Ich wünsche mir einfach, dass man von diesem Gegeneinander weg kommt und daraus ein Füreinander macht. Und es darf auch nicht immer nur darüber gesprochen werden, wer alles rausgeschmissen werden muss. Wir haben bei uns vielleicht nur ein paar Personen, die auf einem anderen Posten besser aufgehoben wären. Sonst nichts. Ein bisschen mehr Sachlichkeit wäre da sicherlich angebracht. Aber das ist ja alles kein spezifisches HSV-Problem, sondern ein generelles Vereinsproblem, das andere Klubs auch haben. 

Wie ist denn aktuell die Stimmung bei den Fans? 

Lotto King Karl: Natürlich ist die sportliche Situation das, was die Leute am meisten bewegt. Ganz klar. Auf der anderen Seite gibt es aktuell eine starke Bewegung, dass die Seele des Vereins nicht verkauft werden darf. Ich glaube aber nicht, dass das passieren wird. Ich kann jedoch immer nachvollziehen, dass es den Leuten suspekt vorkommt, wenn jemand mit viel Geld vorbeikommt und sagt, ich will das und das machen und für mein Geld dann aber auch das und das haben. Allerdings gehe ich ja auch nicht in ein Autohaus, gebe dem Verkäufer Geld und der entscheidet dann, dass ich einen Kühlschrank bekomme. Ich möchte für meine Kohle ja bekommen, was ich haben möchte. In diesem Fall ein Auto. Das ist doch eine ganz normale Situation. Und wenn ich beim Kiosk eine Zeitung kaufe, legt der Verkäufer ja nicht einfach so ein Päckchen Zigaretten dazu, das ich eigentlich gar nicht haben will. Das sind ja alles nur Beispiele aus dem Alltag. Ich würde mir nur wünschen, dass vor der anstehenden Mitgliederversammlung diese Panik aus dem Wahlkampf  rauskommt. 

Die Angst bei den Fans vor einer Übernahme durch einen Investor ist also groß? 

Lotto King Karl: Ich habe hier ja selbst schon diverse Geschichten über seelenlose, russische Oligarchen gelesen. Jetzt muss ich ja erst einmal sagen: Herr Kühne ist schon mal kein Russe und ich kenne auch gar nicht so viele russische Oligarchen. Vielleicht kennen andere Leute ja mehr. Ich kenne nur die Situation in England - und die finde ich schon zum Teil sehr suspekt. Aber es gibt bei uns ja immer noch die 50+1-Regel. Und ich verstehe ja schon die Paranoia, die da bei den Fans teilweise noch herrscht. Aber es bringt doch nichts, immer nur dagegen zu sein, sondern sich vielleicht auch mal detailliert zu informieren, was die Investoren eigentlich genau wollen. Und so viel kann beim HSV in den vergangenen 50 Jahren auch nicht falsch gelaufen sein. Immerhin sind wir als einziger Verein nie aus der Bundesliga abgestiegen … 

… und genau deshalb ist doch bei den HSV-Fans sicherlich auch eine gewisse Sehnsucht vorhanden … 

Lotto King Karl: … ja, aber das ist doch das böse Wort, das man nicht sagen darf. Fußball ist ein emotionales Geschäft. Und das ist ganz wichtig. Denn manchmal verhindert die Emotion das Geschäft und manchmal macht man mit der Emotion aber auch ein Geschäft. Das klingt sicherlich unseriös und boshaft, passiert aber manchmal. Da rede ich jetzt nicht vom HSV, sondern generell vom Profisport. Oder aber von der Unterhaltung. Da gibt es Bands, bei denen sich irgendwann herausstellt, dass sie nie selbst gesungen haben. Aber da ist mit der Emotion für diese Gruppe ein Geschäft gemacht worden, wo sich am Ende logischerweise alle betrogen fühlen. Aber da sind wir hier ja gar nicht. Die Sehnsucht ist natürlich da, bei jedem Verein. Und irgendwann kommt man als Fan auch an den Punkt, dass es einem völlig egal ist, wer da spielt und wer im Verein das Sagen hat. Wenn der Klub zwei Mal hintereinander Deutscher Meister wird, findet man die alle super. Ganz ehrlich: Das ist vielleicht oberflächlich, aber ich würde das genauso machen. Es kommt halt immer darauf an, wie der Verein das alles rüberbringt. 

Wo wird denn der HSV am Ende der Saison landen? Müssen die Fans nochmal zittern oder wird der Weg die Hamburger in Richtig oberes Tabellendrittel führen? 

Lotto King Karl: Also ich glaube, es ist dieses Jahr fast unmöglich, dass Bayern München nicht Deutscher Meister wird. Aber Dortmund ist schon ein starker Konkurrent. Und auch Leverkusen ist auf einem guten Weg, sie haben den Transfer von Andre Schürrle zum FC Chelsea richtig gut weggesteckt. Sie leiden nur ein bisschen darunter, dass sie kein besonders gutes Image haben. Es gibt noch weitere richtig gute Vereine mit großem Potenzial. Und wenn es uns gelingt, uns bei diesen Klubs einzureihen, dann geht es von Platz 12 sicherlich noch ein Stück nach oben. Da gehören wir meiner Meinung nach auch hin. Aber das ist halt generell das Doofe an der Bundesliga: Du hast 17 Konkurrenten, die sich nicht freiwillig hinter deinem Verein einreihen.


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