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Martin Hinteregger: Vom Eintracht-Helden zur tragischen Figur

  • Aktualisiert: 23.06.2022
  • 20:38 Uhr
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© IMAGO/Revierfoto
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Martin Hinteregger hat am Donnerstag überraschend seine Fußballkarriere beendet. Zuletzt stand der Eintracht-Verteidiger wegen der Zusammenarbeit mit einem rechtsextremen Geschäftspartner in der Kritik, immer wieder sorgte der Kultspieler für Aufregung. Die Frage ist nun, wie er in Frankfurt in Erinnerung bleiben wird.

Frankfurt - Martin Hinteregger und Eintracht Frankfurt, das schien lange Zeit eine Liebesbeziehung zu sein, wie es sie im modernen Profifußball eigentlich nicht mehr gibt.

Der Österreicher kam 2019 zunächst per Leihe vom FC Augsburg zur SGE und grätschte sich sofort in die Herzen der Fans. "Hinti" warf sich in jeden Ball und war gleichzeitig auf der anderen Seite des Platzes enorm torgefährlich.

Ein Song wurde ihm gewidmet, nach seinem Fehlschuss im Elfmeterschießen im Halbfinale der Europa League gegen Chelsea fand Hinteregger Trost in den Armen eines Fans. Es entstand ein geradezu ikonisches Foto.

Der Verteidiger tauchte kürzlich bei den Eintracht-Frauen auf und gratulierte ihnen zur Champions-League-Qualifikation. Dabei trug er ein T-Shirt mit den verstorbenen Vereinslegenden Jürgen Grabowski und Bernd Nickel darauf. Kaum jemand schien die Eintracht so zu leben, wie es Hinteregger tat.

Ein Profi, der gleichzeitig Fan war. Mit der Goldmedaille um den Hals feierte Hinteregger den Europa-League-Sieg in Frankfurts Kneipen, nicht nur wegen des erzwungenen Treffers in der Verlängerung des Achtelfinals bei Real Betis hatte er großen Anteil am größten Triumph seit 42 Jahren.

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Hinteregger beendet mit 29 Jahren seine Karriere

Knapp einen Monat später ist der Europa-League-Held zum Anfassen nun eine tragische Figur in diesem für die Eintracht so besonderen Jahr geworden.

Am Donnerstag beendete der Innenverteidiger völlig überraschend seine Profikarriere, mit gerade einmal 29 Jahren. Seit Wochen hatte Hinteregger im Fokus gestanden, weil er seinen "Hinti-Cup", ein Freizeitfußballturnier, mit einem rechtsextremen Geschäftspartner organisiert hatte.

Mit den Grundsätzen der Eintracht, deren Präsident Peter Fischer sich klar wie kaum eine andere Person im Fußballgeschäft gegen jegliche Art rechter Umtriebe positioniert, war das schwer vereinbar.

Und Hinteregger selbst machte alles noch schlimmer, war sogar selbst für die Verantwortlichen der Eintracht zwischenzeitlich nicht erreichbar.

Er gab Interviews, in denen er eher relativierte, als sich klar abzugrenzen. Aber auch das ist typisch für Hinteregger. Immer wieder eckte er in seiner Karriere heftig an. Sein Abschied beim FC Augsburg verlief alles andere als geräuschlos, immer wieder sorgte er mit Interviews für Aufregung. Über sein Standing in der Eintracht-Mannschaft wurde zuletzt ebenfalls viel spekuliert. An guten Tagen war der österreichische Nationalspieler sicherlich einer der besten Verteidiger der Bundesliga, als Typ passte er aber irgendwie nie so wirklich ins moderne Profigeschäft.

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Hintereggers Entscheidung reifte bereits im Herbst

Trotzdem hätte Hinteregger sicherlich noch mindestens fünf Jahre oder länger auf hohem Niveau verteidigen und entsprechend Geld verdienen können. Vielleicht nicht in Frankfurt, aber einen neuen Verein hätte er mit Sicherheit gefunden. Dass er sich nun anders entschieden hat, ist auch deshalb so bemerkenswert und scheint nicht nur mit den Irritationen um den "Hinti-Cup" zu tun zu haben.

"Die Entscheidung ist im Herbst gereift, als ich einige Spiele nicht gespielt habe. Da bin ich morgens aufgestanden und habe gespürt, wie schön das Leben ist, wenn du einfach keinen Druck hast", sagte Hinteregger um Fassung ringend im vereinseigenen Interview.

Erst kürzlich hatte er in seiner Biografie von Depressionen berichtet. Letztlich scheint das Karriereende also auch ein Befreiungsschlag für den Menschen Martin Hinteregger zu sein.

Wie wird Hinteregger in Erinnerung bleiben?

Die große Frage ist nun, wie der beinharte Verteidiger in Frankfurt in Erinnerung bleiben wird. Bei den Fans polarisierte er zuletzt heftig.

Während manche Fans den Rücktritt begrüßen und Hinteregger für nicht mehr tragbar hielten, beklagen andere eine mediale Hetzjagd. Wieder andere sind einfach nur traurig.

"Es war mir eine große Ehre. In den dreieinhalb Jahren habt ihr mir alles gegeben, wovon ich geträumt habe", sagte Hinteregger sichtlich bewegt. "Für mich fühlt es sich richtig und gut an, meine Karriere heute zu beenden. Ich will Zeit mit meiner Family verbringen, jagen, fischen und mit Freunden in Kärnten zur Gaudi kicken. Ich bleibe dem Adler im Herzen für immer verbunden", schrieb er wenig später bei Instagram.

Hinteregger kündigte an, die Spiele der Eintracht künftig als Fan besuchen zu wollen. Man darf zumindest vermuten, dass der überwiegende Teil der Frankfurter Fans sich darüber freuen wird. Trotz der Irritationen und Verfehlungen der letzten Wochen wird Martin Hinteregger mit etwas zeitlichem Abstand seinen Platz in der Vereinsgeschichte von Eintracht Frankfurt finden.

Als ein Profi, der sicher nicht alles richtig gemacht hat, der aber immer mit vollem Herzen dabei war.

Christian Stüwe

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