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Abschied nach 23 Jahren im Verein

Max Eberl verlässt Borussia Mönchengladbach: "Ich habe keine Kraft mehr!"

  • Aktualisiert: 29.01.2022
  • 00:48 Uhr
  • ran.de
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© imago images/Revierfoto
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Max Eberl hat auf einer überaus emotionalen Pressekonferenz seinen Rücktritt als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach bekanntgegeben. Der 48-Jährige ist müde, fühlt sich ausgebrannt. Ein trauriger Tag für die "Elf vom Niederrhein".

München/Mönchengladbach - Max Eberl kämpft. Mit sich, mit den Tränen, mit der Stimme. Für den 48-Jährigen ist es die "schwierigste Pressekonferenz meiner Karriere".

Stille. Alle Augen auf ihn gerichtet. Eberl möchte etwas sagen, setzt an, muss sich dann aber doch nochmal sammeln.

Mit gebrochener Stimme und feuchten Augen fängt der gebürtige Bayer dann doch noch an das zu verkünden, was eigentlich schon alle wussten: Er wird Borussia Mönchengladbach nach insgesamt 23 Jahren als Spieler, Jugendkoordinator und zuletzt Sportdirektor verlassen.  

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"Ich habe keine Kraft mehr"

"Ich bin ein gutes Beispiel für das, was aktuell in der Welt passiert. Es wurde, was meine Person betrifft, in den letzten Tagen und Wochen so viel geschrieben, spekuliert und das ist genau das, was mich krank macht. Ich habe keine Kraft mehr", so Eberl, dem diese Worte sichtlich schwer fallen und die den Zuhörern einen leichten Schauer über den Rücken laufen lassen.

"Ich trage keine Wut in mir, habe keinen Frust und will auch keinesfalls zu einem anderen Verein wechseln. Die Person Max Eberl ist müde und erschöpft. Und deswegen habe ich mit dem Verein gesprochen und ihn gebeten, mich aus meinem Vertrag zu entlassen", ergänzt er.

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"Drumherum ist nicht mehr meins"

Mit tränenerstickter Stimmte fährt Eberl fort: "Der Fußball, dieser Verein hier, das war mein Leben. Ich hatte immer viel Freude und Spaß. Nur das Drumherum ist nicht mehr meins." Der Verein habe bis zuletzt alles versucht, ihn umzustimmen. Erfolglos. Eberls Entschluss war und ist endgültig.

"Ich weiß um den ungünstigen Zeitpunkt. Aber ich habe zum ersten Mal nur an mich gedacht", führt der 48-Jährige seine Entscheidungsfindung weiter aus: "Bei mir gibt es keine 99 Prozent, ich gebe immer 100 Prozent. So war das schon als Spieler und später auch als Funktionär. Und das habe ich in Gladbach jetzt 23 Jahre, sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag gemacht. Ich musste mir in meinem Leben immer alles erarbeiten. Und das kostet Kraft."

Schleichender Prozess bei Eberl

Diese Entscheidung war ein schleichender Prozess. Gladbach-Präsident Rolf Königs berichtet, dass Eberl bereits im Oktober des vergangenen Jahres zum ersten Mal beim Vorstand vorstellig geworden war, um die Bosse von seiner körperlichen und geistigen Erschöpfung zu unterrichten.

"Wir haben bis zum Schluss gehofft und wirklich alles daran gesetzt, ihn umzudrehen, ihn zum Bleiben zu überreden. Leider ist uns das nicht gelungen. Das ist ein trauriger Tag für Borussia Mönchengladbach", resümiert Königs.

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In der Tat. Immerhin hat Eberl in Gladbach eine Ära geprägt, hat in seinen 13 Jahren als Sportdirektor die "Fohlenelf" letztlich dahin gebracht, wo sie heute steht.

Egal ob überstandene Relegation oder die danach folgenden Champions-League- und Europa-League-Teilnahmen - all das geht auf seinen Deckel. Er war der Baumeister und Architekt des Erfolgs am Niederrhein. Und das unangefochten. Wenn es mal Kritik gab, war Eberl immer außen vor.

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Kritik der letzten Monate machte Eberl mürbe

Doch genau das änderte sich in der vergangenen ein, eineinhalb Jahren. Rose-Abgang, Thuram-Spuckattacke, Embolo-Badewannen-Affäre, verpasste Europa-Qualifikation, geplatzte Transfers aufgrund der Corona-Krise - Eberl war auf einmal nur noch als Krisenmanager gefragt.

Und es schien, als ob er es niemandem mehr Recht machen konnte. Die Kritik an seiner Person wurde lauter und lauter.

"Ich habe in der Vergangenheit leider Leute beleidigt und verbal angegriffen, nur weil wir mal ein Spiel verloren haben. Aber jede Pleite war meine Pleite. So bin ich einfach gestrickt, ich habe all das total persönlich genommen", erklärt der 48-Jährige.

Und weiter: "Und als ich dann zum ersten Mal Signale von meinem Körper gesendet bekommen habe, habe ich ja auch den Verein um die vierwöchige Auszeit im vergangenen Jahr gebeten, die mir dankenswerterweise ja auch gewährt wurde. Nur - und das soll nicht gegen die Spieler gehen - aufgrund der Vorkommnisse um Marcus Thuram und Breel Embolo war ich anstatt nach vier eigentlich schon nach zwei Wochen wieder voll im Einsatz."

"Ich will hier einfach mal raus"

Und in den vergangenen 14 Tagen habe er dann extrem gemerkt, dass es in eine falsche Richtung gehe. Es ist der Moment, in dem ihm wieder die Tränen in die Augen schießen und seine Stimme zu versagen droht: "Ich will hier einfach mal raus. Ich will die Welt sehen, Spaß haben, einfach nur Max Eberl sein. Ohne jede Verantwortung."

Eberl wird sich also zunächst einmal aus der Öffentlichkeit zurückziehen, will in der Stille gesunden: "Ich mache es wie Hape Kerkeling, ich bin dann einfach mal weg. Aber es muss sich keiner Sorgen um mich machen. Und es braucht auch keiner glauben oder schreiben, dass ich zu einem anderen Verein wechseln will. Ich will jetzt einfach nur Abstand gewinnen und mich um mich selbst und meine Gesundheit kümmern."

Eberl hat noch einen Wunsch

Doch bevor er die große Fußballbühne verlässt, hat Eberl noch einen Wunsch: "Es wäre generell schön, wenn der Mensch an sich respektiert werden würde. Denn egal was man über einen anderen schreibt oder sagt, man sollte immer bedenken, dass man es mit Menschen zu tun hat, die zudem auch noch ein familiäres Umfeld haben und dass sie es eben unter Umständen dann eben auch trifft. Deswegen wäre es vielleicht gut, wenn jeder sich vor seinem Handeln nochmal hinterfragt, ob es das richtige ist, war er sagen oder schreiben will."

Dieser Wunsch nach mehr Menschlichkeit ist vor allem im Fußballgeschäft nicht neu - ob Eberls Fall erneut zum Nachdenken anregt? Das bleibt abzuwarten. Der 48-Jährige selbst wird jetzt jedenfalls erstmal sein Handy in die Ecke legen und versuchen, schnellstmöglich Abstand zu gewinnen.

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Suche nach einem Nachfolger läuft

Und wie geht es in Gladbach weiter? Die Suche nach einem Nachfolger für Eberl läuft am Niederrhein demnach bereits auf Hochtouren. "Wir werden uns extern umschauen. Wichtig ist aber, dass der neue Sportdirektor sachlich, fachlich und charakterlich zu uns passt. Das steht bei Borussia über allem", gibt Gladbach-Präsident Königs die Richtung vor. 

Natürlich wurde auch Eberl noch nach seiner Meinung gefragt, wer aus seiner Sicht ein geeigneter Kandidat für seine Nachfolge wäre. "Ich habe mich klar dazu geäußert und glaube, dass sie auf einem sehr guten Weg sind, einen adäquaten Ersatz für mich zu finden", erklärt er dazu.

Korell übernimmt interimsmäßig

Wer es wird, steht indes natürlich noch in den Sternen. Kandidaten werden rund um den Borussia-Park freilich schon viele genannt - doch sowohl Martin Stranzl (exklusiv bei ran), Rouven Schröder von Schalke 04 als auch Christoph Spycher von Young Boys Bern haben bereits abgewunken.

Und Dieter Hecking wollte die Gerüchte bei "Bild" nicht weiter kommentieren. Bis ein neuer Sportdirektor gefunden ist, wird der bisherige Chefscout Steffen Korell gemeinsam mit dem Präsidum die Geschäfte leiten.

Es bleibt also spannend. Fest steht nur, dass Eberl im Borussia-Park Geschichte ist und mit einem mutigen Auftritt (hoffentlich) zum Nachdenken animiert hat.

Dominik Hechler

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