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Thorgan Hazard: "Noch ist nichts entschieden"

  • Aktualisiert: 29.01.2015
  • 14:51 Uhr
  • ran.de / Andreas Kötter
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© imago
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Sein Bruder Eden ist ein Superstar beim FC Chelsea. Aber auch Thorgan Hazard, 2012 ebenfalls vom Londoner Top-Klub verpflichtet und mittlerweile an Borussia Mönchengladbach ausgeliehen, ist ein Fußballer von seltener Güte. Im Interview mit ran.de rekapituliert der 21-jährige sein erstes halbes Jahr bei der Borussia, vergleicht die Bundesliga und Bayern München mit der Premier League sowie Chelsea und spricht über seine Zukunft.

ran.de: Monsieur Hazard, gegen Ende der Hinrunde sind Sie buchstäblich immer besser, sprich öfter ins Spiel gekommen...

Thorgan Hazard: Das stimmt. Meine Situation hat sich gegen Ende der Hinrunde noch einmal verbessert. Ich habe mehr Einsatzzeiten bekommen und einige Male auch in der Startelf gestanden. Allerdings habe ich mir auch vorher keine Sorgen gemacht. Denn mir war immer klar, dass es eine Zeit brauchen würde, bis ich mich in einer neuen Liga einigermaßen zurechtfinden würde. Sicher hat auch geholfen, dass wir so viele Spiele hatten. So musste der Trainer des Öfteren wechseln, Und ich durfte schon früh in der Europa League zeigen, was ich kann.

ran.de: Hätten Sie auf die Winterpause verzichten können?

Hazard: Nein. Die zwei Wochen Pause haben nach der  anstrengenden Runde mit vielen Spielen und Reisen durchaus gut getan. Und es hilft auch, dass wir jetzt noch einmal eine kleine Vorbereitung absolviert haben. Schade ist nur, dass ich zwischenzeitlich verletzt passen musste und nicht alles mitmachen konnte. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir gemeinsam gut aus den Startlöchern kommen werden.

ran.de: Trainer Lucien Favre hat Sie immer wieder auf verschiedenen Positionen eingesetzt, mal rechts, mal links, mal als hängende Spitze, mal als Stürmer; viele Spieler murren dann, für Sie aber ist offensichtlich überhaupt kein Problem...

Hazard: Während meiner Ausbildung zwischen 14 und 17 beim RC Lens hat man mir beigebracht, alle offensiven Positionen ausfüllen zu können zu können. Deshalb ist das für mich kein Problem. Trotzdem habe ich eine Lieblingsposition, die zentral hinter den Spitzen, also das, was der Trainer eine Neuneinhalb nennt. Aber genauso zufrieden bin ich, wenn ich links oder rechts auf dem Flügel spielen darf.

ran.de: Traroré ist beim Afrika-Cup, Hahn verletzt; wäre es da eine Enttäuschung, wenn Sie gegen Stuttgart nicht erneut in der Startelf stehen würden?

Hazard: Klar, das wäre eine Enttäuschung. Aber eine Enttäuschung ist es auch, wenn die beiden da sind und ich nicht spiele. Ich möchte nun mal immer spielen, aber ich verstehe auch, dass wir auf diesen Positionen eine ganze Reihe sehr guter Spieler haben. Links können zum Beispiel sowohl "Flaco" (Patrick Herrmann; d. Red.) als auch "Ibo" (Ibrahima Traoré; d. Red) oder Fabian Johnson oder ich spielen. Am Ende muss der Trainer entscheiden.

ran.de: Zum Start gibt es gleich eine englische Woche mit zwei Auswärtsspielen in Stuttgart und auf Schalke; das hat es in sich...

Hazard: Drei Spiele in sechs Tagen - das ist anstrengend, keine Frage. Trotzdem mag ich das. Es gibt wohl kaum einen Spieler, der ein Match nicht dem Training vorziehen würde.

ran.de: Wie schwierig war die körperliche Umstellung von der belgischen Jupiler League auf die Bundesliga?

Hazard: Die physische Intensität ist in der Bundesliga eine ganz andere als in Belgien. Anfangs hat das für mich eine große Umstellung bedeutet. Hier werden im Spiel, aber auch in den Trainingseinheiten höhere Anforderungen gestellt als das in der Jupiler League der Fall ist. In der Bundesliga ist jeder Spieler 90 Minuten in Bewegung, muss nach vorne, aber auch nach hinten arbeiten. Ich glaube dennoch, dass ich mich mittlerweile gut daran gewöhnt habe. Sehr beeindruckt bin ich übrigens auch von den tollen Stadien in Deutschland. Hier scheint wirklich nahezu jede Partie ausverkauft zu sein.

ran.de: Sie haben nicht mal sechs Monate gebraucht, um in der Bundesliga anzukommen; Spieler mit größerem Namen hatten es bisweilen schwerer oder sind vielleicht sogar ganz gescheitert; sind Sie auch ein wenig stolz auf sich?

Hazard: Ich bin sehr damit zufrieden, dass ich nicht allzu lange gebraucht habe, um mich an die Bundesliga anzupassen. Borussia hat eine tolle Mannschaft mit vielen guten Spielern. Das macht es einerseits nicht einfach, in diese Mannschaft zu kommen, weil die Qualität sehr hoch ist. Andererseits ist es aber durchaus auch hilfreich, wenn man als Spieler in eine Mannschaft kommt, die funktioniert und intakt ist.

ran.de: Stolz sein, das kann die ganze Mannschaft - wie zuletzt oft  - auf die Hinrunde. In den vergangenen Jahren konnte man dieses Niveau allerdings in der Rückrunde nie halten; wird das in der Kabine thematisiert?

Hazard: Ganz ehrlich, ich höre das zum ersten Mal. Das ist überhaupt kein Thema bei uns in der Kabine. Ich bin aber auch der Ansicht, dass es gar nicht nur darum gehen darf darauf zu achten, dass die Rückrunde nicht schlechter wird. Im Gegenteil habe ich sogar die Hoffnung, dass die Rückrunde noch besser werden kann. Klar, wir haben eine gute Hinrunde gespielt. Aber das Ende der Fahnenstange muss das für diese Mannschaft noch längst nicht sein.

ran.de: In der Winterpause titelte eine große deutsche Zeitung "Mittelfeld-Star kommt endgültig vom FC Chelsea. Belgien-Juwel wird für 8 Mio. Gladbacher". Ganz abgeschlossen scheint die Sache aber doch noch nicht...

Hazard: Ich habe diese Schlagzeile nicht gesehen, kann daher nur sagen, dass tatsächlich noch nichts entschieden ist. Die Vereine sprechen aber miteinander, und ich spreche mit der Borussia. Diese Gespräche laufen noch. Fakt ist, dass ich mich hier sehr wohl fühle, dass ich andererseits aber auch noch einen Vertrag bei Chelsea habe. Deshalb möchte ich mir die Zeit nehmen, um alles sehr genau abzuwägen.

ran.de: Granit Xhaka hat angekündigt, dass er seinen Vertrag noch in dieser Woche verlängern wird; ist das auch für Sie ein wichtiges Signal, dass Spieler wie Xhaka bleiben?

Hazard: Selbstverständlich ist das ein gutes Zeichen für einen Klub, wenn solche Spieler langfristig gebunden werden können. Und auch für mich spielt das durchaus eine Rolle. Denn jeder gute Fußballer hat gerne andere gute Fußballer in der Mannschaft um sich herum. Granit ist so ein Spieler, der einer Mannschaft weiterhilft. Das trifft aber auch auf andere bei uns zu. Sehr froh bin ich auch, dass auch ein so erfahrener Spieler wie Martin (Stranzl; d. Red.) noch einmal verlängert hat.

ran.de: Apropos Chelsea, wo Ihr Bruder Eden längst ein Superstar ist; was hat er zu Chelseas peinlichem FA-Cup-Aus gegen den Drittligisten Bradford, noch dazu zuhause und nach einer 2:0-Führung gesagt?

Hazard: Chelsea ist nicht der erste Top-Klub, der im Pokal an einem unterklassigen Verein gescheitert ist. Neben Chelsea war es diesmal mit Manchester City sogar der Meister, der gegen Middlesbrough, einen Zweitligisten, auf der Strecke geblieben ist, ebenfalls zuhause. So etwas passiert im Pokal nun mal. Da sollte keiner überheblich auf die Konkurrenz schauen. Wir selbst spielen demnächst gegen einen Viertligisten und müssen bei Kickers Offenbach antreten. Und ich bin mir heute schon sicher, dass auch das ganz bestimmt keine leichte Aufgabe wird.

ran.de: Von Eden erfahren Sie viel über die Premier League, die lange als die beste Liga der Welt galt; ist die Bundesliga mittlerweile vorbei gezogen?

Hazard: Diese beiden Ligen sind für die besten der Welt. Ich glaube, dass es aktuell in England schwieriger ist Meister zu werden. Dort gibt es in der Regel eine ganze Reihe ernsthafter Kandidaten auf den Titel, Chelsea, Manchester City, Arsenal, Liverpool und normalerweise auch Manchester United. So etwas wie in der vergangenen Saison in der Bundesliga, als Bayern München schon viele Wochen vor Saisonende als Meister feststand, ist für die Premier League undenkbar. Aber es steht außer Frage, dass die Bundesliga in den vergangenen Jahren enorm aufgeholt hat. Trotzdem bleibt die Premier League für mich etwas ganz besonderes.


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