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Championship

Aufstieg nach 16 Jahren: Der "Verrückte" beendet Leeds Uniteds Fluch

  • Aktualisiert: 18.07.2020
  • 18:46 Uhr
  • ran.de
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© 2020 Getty Images
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Nach 16 Jahren Leidenszeit kehrt Leeds United in die Premier League zurück. Geweckt wird der dreimalige englische Meister von einem "Verrückten". "El Loco" Marcelo Bielsa haucht dem schlafenden Riesen in nur zwei Jahren neues Leben ein.

München - "Doing the Leeds" gilt im englischen Fußball als geflügelter Begriff für Mismanagement. Es beschreibt die Kombination aus zu viel Geld ausgeben, sportliche Ziele verfehlen, um sich schließlich komplett zu verschulden und wie ein Kartenhaus in sich zusammenzubrechen.

Der Ausdruck datiert aus einer Zeit, als der dreimalige englische Meister Leeds United nach dem Erreichen des Champions-League-Halbfinales in der Saison 2000/01 Millionen um Abermillionen für Spieler ausgegeben hatte.

Weil der Erfolg ausblieb, rutschte der Traditionsklub aus der nordenglischen Grafschaft Yorkshire in die roten Zahlen, musste Personal wieder verkaufen und stieg schließlich im Sommer 2004 erstmals in der Vereinsgeschichte in die zweite Liga, die Championship, ab.

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Leeds-Anhänger feiern die Mannschaft und Trainer Bielsa
News

Nach Aufstieg: Leeds United auch Meister in der Championship

Leeds United hat sich einen Tag nach dem Aufstieg in die Premier League auch die Meisterschaft in der Championship gesichert.

  • 18.07.2020
  • 16:05 Uhr

Aufstieg in der letzten Saison knapp verpasst

Es folgten Insolvenz und der zwischenzeitliche Absturz in die Drittklassigkeit. Die gegnerischen Fans widmeten dem beispiellosen freien Fall des LUFC sogar eine eigene Hymne mit der wenig schmeichelhaften Zeile: "Leeds, Leeds are falling apart again" (dt: Leeds fällt schon wieder in sich zusammen)

So wie im vergangenen Jahr, als die "Peacocks" mit ihrem neuen Trainer Marcelo Bielsa den lang ersehnten Aufstieg im Saisonendspurt noch verspielten und in den Playoffs - der Relegation - an Derby County scheiterten. 

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Huddersfield macht Leeds zum Aufsteiger

Seit diesem Wochenende haben die Spottgesänge ein Ende. Nach 16 Jahren Abwesenheit kehrt einer der größten englischen Klubs - gemessen an der Zahl seiner Anhänger - in die Premier League zurück. Die "Whites" profitierten dabei von einer späten 1:2-Niederlage des direkten Konkurrenten West Bromwich Albion bei Huddersfield Town. Zuhause an der Elland Road brachen danach alle Dämme. 

Vor dem Stadion versammelten sich hunderte Fans und feierten das Ende der Durststrecke, die eineinhalb Jahrzehnte angedauert hatte. In den Katakomben des Stadions hatte die Mannschaft gemeinsam mit Präsident Andrea Radrizzani das West Bromwich-Drama mitverfolgt. Die Erlösung, der Siegtreffer für Huddersfield, fiel in der 86. Minute. 

#wirzindzurück

Und auch wenn der Verein die Fans wegen der noch immer anhaltenden Corona-Krise zum Zuhausebleiben aufgerufen hatte, ließen sich die Spieler von der tobenden Menge an der Elland Road feiern.

"Ich bin sehr glücklich und stolz, der Anführer dieses wunderbaren Klubs zu sein", twitterte Radrizzani. "Unsere Fans, unsere Spieler, Marcelo und das gesamte Personal, unser Management und jeder, der involviert war, haben sehr hart gearbeitet und bedingungslose Liebe für diesen Verein gezeigt und sich zu 100 Prozent unserem Traum verschrieben. #wirsindzurück."

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"El Loco" Bielsa neuer König von Leeds

Nur Trainer Marcelo Bielsa fehlte. Der 64-Jährige sah sich das entscheidende Spiel in seinem Haus in Wetherby an. Als sich zahlreiche Fans vor seinem Anwesen zusammenfanden, trat er im Jogginganzug vor die Tür und ließ sich hochleben. Bielsa ist der Vater des Erfolges und spätestens ab sofort der neue König von Leeds. "El Loco" - der Verrückte - wie er einst in seiner argentinischen Heimat getauft worden war. 

Zu seinem Spitznamen gibt es die unterschiedlichsten Anekdoten. Etwa, dass er nach Niederlagen nackt in der Kabine herumlaufen soll. Oder dass er die Spiele seiner Mannschaft stets auf einem blauen Eimer sitzend verfolgt anstatt auf der Reservebank Platz zu nehmen.

Ein "Verrückter" mit Prinzipien

Die Liste an kuriosen Geschichten rund um "El Loco" ist ellenlang.

Als Trainer von Lazio Rom beispielsweise reichte Bielsa 2016 seine Kündigung nach nur zwei Tagen ein. Nur weil er sich mit der Vereinsführung gezofft hatte.

Bei seinem Amtsantritt in Leeds vor zwei Jahren zwang er seine Spieler dazu, das Trainingsgelände zu säubern. Drei Stunden lang. Zuvor hatte er errechnet, dass ein Leeds-Fan durchschnittlich eben jene drei Stunden arbeiten müsse, um sich ein Ticket für ein Heimspiel leisten zu können. 

Fair-Play-Preis von der FIFA

In der vergangenen Saison erlangte der oft kauzige Trainer die Aufmerksamkeit der gesamten Fußballwelt.

Seine Mannschaft erzielte in Liga zwei einen Treffer gegen Aston Villa, während ein gegnerischer Spieler verletzt am Boden lag. Weil Bielsa von dieser Unfairness nicht profitieren wollte, wies er seine Spieler an, ein Gegentor ohne Gegenwehr zuzulassen. Von der FIFA erhielt Bielsa dafür diese einmalige Anweisung den Fair-Play-Preis, von der Fußballwelt Anerkennung.

Wenn auch nicht von allen Fans des LUFC.

Guardiola adelt Bielsa

Obwohl der Argentinier in seiner Karriere noch nicht allzu viele Titel gesammelt hat, gilt er unter Seinesgleichen als Guru. Der frühere Spurs-Trainer Mauricio Pochettino nennt Bielsa ein "Genie" und Manchester City-Coach Pep Guardiola adelte "El Loco" unlängst als "besten Trainer der Welt". Zu Beginn seiner Trainerlaufbahn soll Guardiola sogar nach Argentinien geflogen und seinen Mentor auf dessen Ranch besucht haben, um sich in Fußball-Taktik schulen zu lassen. 

Denn Bielsa gilt als absoluter Taktikfuchs und Offensiv-Fanatiker. "Mein Fußball ist sehr einfach, ich bin besessen vom Angreifen. Wenn ich Videos sehe, geht es dabei ums Angreifen, nicht ums Verteidigen", hatte er seine Spielphilosophie einmal beschrieben. Die ist jedoch mitunter so kräftezehrend, dass seinen Teams gegen Ende der Saison schon auch mal die Luft ausgeht - so wie im vergangenen Jahr.

Und auch in dieser Saison sah es zwischenzeitlich danach aus, als müsste Leeds dem eigenen Tempo Tribut zollen. Elf Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz verspielten die "Peacocks", nachdem sie zwischen Dezember und Februar nur zwei von zwölf Ligaspielen für sich entscheiden konnten. 

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Leeds mit Vereinsrekord

Doch die Corona-Zwangspause gab dem Arbeiterklub aus Nordengland die nötige Zeit zur Erholung. Mit insgesamt 87 Punkten zwei Spiele vor Schluss stellte der frisch gebackene Aufsteiger längst einen Vereinsrekord für die zweite Liga auf.

Einziger Wermutstropfen: Die kürzlich verstorbenen Leeds-Legenden Jack Charlton und Norman Hunter durften das geschichtsträchtige Aufstiegsspektakel nicht mehr miterleben.

Vielleicht sinnieren sie im Jenseits jetzt über eine neue Bedeutung von "Doing the Leeds". Es ist Zeit.

Carolin Blüchel

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