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Nach der EM-Kritik von Gerard Pique: Wie unfair sind Elfmeterschießen?


                <strong>Ist das Elfmeterschießen unfair?</strong><br>
                Nach dem Aus der Spanier gegen Italien im Elfmeterschießen kritisiert Gerard Pique den vermeintlich unfairen Modus. Eine Studie und die EM-Ergebnisse geben ihm Recht.
Ist das Elfmeterschießen unfair?
Nach dem Aus der Spanier gegen Italien im Elfmeterschießen kritisiert Gerard Pique den vermeintlich unfairen Modus. Eine Studie und die EM-Ergebnisse geben ihm Recht.
© Getty Images

                <strong>Das sagt Gerard Pique</strong><br>
                In einem Tweet machte Gerard Pique in der Nacht zum Mittwoch seinem Unmut über den vermeintlich unfairen Modus im Elfmeterschießen Luft. "Es ist kein Zufall, dass die vier Teams, die bei der EM und der Copa America im Elfmeterschießen gewonnen haben, den ersten Schuss hatten", so Pique. "Die Statistiken zeigen, dass das zuerst schießende Team mehr Optionen hat und in einem Turnier erscheint es mir unfair, dass das andere Team einen solchen Nachteil hat."
Das sagt Gerard Pique
In einem Tweet machte Gerard Pique in der Nacht zum Mittwoch seinem Unmut über den vermeintlich unfairen Modus im Elfmeterschießen Luft. "Es ist kein Zufall, dass die vier Teams, die bei der EM und der Copa America im Elfmeterschießen gewonnen haben, den ersten Schuss hatten", so Pique. "Die Statistiken zeigen, dass das zuerst schießende Team mehr Optionen hat und in einem Turnier erscheint es mir unfair, dass das andere Team einen solchen Nachteil hat."
© 2021 Getty Images

                <strong>EM-Ergebnisse geben Pique Recht</strong><br>
                Tatsächlich gab es bei der laufenden EM drei Elfmeterschießen, die allesamt vom Team gewonnen wurden, das als erstes an der Reihe war. Sowohl im Achtelfinale Schweiz gegen Frankreich als auch im Viertelfinale zwischen Spanien und der Schweiz und dem Halbfinale Italien gegen Spanien.
EM-Ergebnisse geben Pique Recht
Tatsächlich gab es bei der laufenden EM drei Elfmeterschießen, die allesamt vom Team gewonnen wurden, das als erstes an der Reihe war. Sowohl im Achtelfinale Schweiz gegen Frankreich als auch im Viertelfinale zwischen Spanien und der Schweiz und dem Halbfinale Italien gegen Spanien.
© 2021 Mihai Barbu - Pool

                <strong>Anderes Bild in der Copa America</strong><br>
                Für die Copa America stimmt Piques Rechnung allerdings nicht (mehr): Auch hier gab es bislang drei Elfmeterschießen. Allerdings gewann dort nur einmal das Team, das den ersten Schuss hatte (Kolumbien gegen Uruguay im Viertelfinale). Die beiden anderen Male setzte sich das als zweites schießende Team durch (Peru gegen Paraguay im Viertelfinale und Argentinien gegen Kolumbien im Halbfinale). Zu Piques Ehrenrettung: Argentiniens Elfer-Sieg passierte erst Stunden nach seinem Tweet. Doch was ist statistisch dran an Piques Kritik?
Anderes Bild in der Copa America
Für die Copa America stimmt Piques Rechnung allerdings nicht (mehr): Auch hier gab es bislang drei Elfmeterschießen. Allerdings gewann dort nur einmal das Team, das den ersten Schuss hatte (Kolumbien gegen Uruguay im Viertelfinale). Die beiden anderen Male setzte sich das als zweites schießende Team durch (Peru gegen Paraguay im Viertelfinale und Argentinien gegen Kolumbien im Halbfinale). Zu Piques Ehrenrettung: Argentiniens Elfer-Sieg passierte erst Stunden nach seinem Tweet. Doch was ist statistisch dran an Piques Kritik?
© 2021 Getty Images

                <strong>Englische Studie gibt Pique Recht</strong><br>
                Professor Igacia Palacios-Huerta von der London School of Economics hat für eine Studie insgesamt 129 Elfmeterschießen analysiert. In 60,5 Prozent der Fälle hat das Team gewonnen, das zuerst schießen durfte. Als möglichen Grund gab die Studie den größeren Druck für das nachziehende Team an. Die Konsequenzen eines Fehlschusses seien den Schützen klarer, der Druck damit umso größer. Die höhere Anspannung des Körpers könne die technische Ausführung des Schusses mit größerer Wahrscheinlichkeit beeinträchtigen.
Englische Studie gibt Pique Recht
Professor Igacia Palacios-Huerta von der London School of Economics hat für eine Studie insgesamt 129 Elfmeterschießen analysiert. In 60,5 Prozent der Fälle hat das Team gewonnen, das zuerst schießen durfte. Als möglichen Grund gab die Studie den größeren Druck für das nachziehende Team an. Die Konsequenzen eines Fehlschusses seien den Schützen klarer, der Druck damit umso größer. Die höhere Anspannung des Körpers könne die technische Ausführung des Schusses mit größerer Wahrscheinlichkeit beeinträchtigen.
© 2021 Getty Images

                <strong>Deutsche Studie: Münzwurf ist wichtiger</strong><br>
                Doch nicht alle Studien bestätigen das: Matthias Sutter vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn fand in seiner Studie heraus, dass nicht die Reihenfolge der Schützen, sondern das Ergebnis des Münzwurfs vor dem Elfmeterschießen ein wesentlicher Faktor sei. In den von ihn analysierten 207 Elfmeterschießen zwischen 2003 und 2017 – darunter bei Welt- und Europameisterschaften – lag die Gewinnhäufigkeit der zuerst schießenden Mannschaften bei nur etwa 51 Prozent. Einen Unterschied machte dagegen der Münzwurf vor dem Elfmeterschießen: Rund 60 Prozent der Mannschaften, deren Kapitäne diesen gewannen, entschieden auch das anschließende Elfmeterschießen für sich. In den untersuchten Spielen haben sich 56 Prozent der Kapitäne, die den Münzwurf gewonnen haben, für ihr Team als Auftaktschützen des Elfmeterschießens entschieden.
Deutsche Studie: Münzwurf ist wichtiger
Doch nicht alle Studien bestätigen das: Matthias Sutter vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn fand in seiner Studie heraus, dass nicht die Reihenfolge der Schützen, sondern das Ergebnis des Münzwurfs vor dem Elfmeterschießen ein wesentlicher Faktor sei. In den von ihn analysierten 207 Elfmeterschießen zwischen 2003 und 2017 – darunter bei Welt- und Europameisterschaften – lag die Gewinnhäufigkeit der zuerst schießenden Mannschaften bei nur etwa 51 Prozent. Einen Unterschied machte dagegen der Münzwurf vor dem Elfmeterschießen: Rund 60 Prozent der Mannschaften, deren Kapitäne diesen gewannen, entschieden auch das anschließende Elfmeterschießen für sich. In den untersuchten Spielen haben sich 56 Prozent der Kapitäne, die den Münzwurf gewonnen haben, für ihr Team als Auftaktschützen des Elfmeterschießens entschieden.
© 2017 Getty Images

                <strong>Was wäre die Lösung?</strong><br>
                Schon länger wird eine Abkehr von der Schützenreihenfolge "Team A, Team B, Team A, Team B, …" diskutiert. Pique selbst glaubt, dass die Reihenfolge "AB BA AB BA, …" die fairere wäre. "Auf diese Weise wechseln sich die Teams ab. Mental macht es einen großen Unterschied, ob man vorlegen kann oder nachziehen muss." Zwischen 2017 und 2019 haben FIFA und UEFA eine Testphase mit dem "ABBA"-Format durchgeführt. Das Resultat: In den 36 Elfmeterschießen in diesem Format hat das beginnende Team exakt 50 Prozent der Fälle gewonnen. Für große Turniere gilt dennoch aktuell die alte Regel.
Was wäre die Lösung?
Schon länger wird eine Abkehr von der Schützenreihenfolge "Team A, Team B, Team A, Team B, …" diskutiert. Pique selbst glaubt, dass die Reihenfolge "AB BA AB BA, …" die fairere wäre. "Auf diese Weise wechseln sich die Teams ab. Mental macht es einen großen Unterschied, ob man vorlegen kann oder nachziehen muss." Zwischen 2017 und 2019 haben FIFA und UEFA eine Testphase mit dem "ABBA"-Format durchgeführt. Das Resultat: In den 36 Elfmeterschießen in diesem Format hat das beginnende Team exakt 50 Prozent der Fälle gewonnen. Für große Turniere gilt dennoch aktuell die alte Regel.
© 2016 Getty Images

                <strong>Ist das Elfmeterschießen unfair?</strong><br>
                Nach dem Aus der Spanier gegen Italien im Elfmeterschießen kritisiert Gerard Pique den vermeintlich unfairen Modus. Eine Studie und die EM-Ergebnisse geben ihm Recht.

                <strong>Das sagt Gerard Pique</strong><br>
                In einem Tweet machte Gerard Pique in der Nacht zum Mittwoch seinem Unmut über den vermeintlich unfairen Modus im Elfmeterschießen Luft. "Es ist kein Zufall, dass die vier Teams, die bei der EM und der Copa America im Elfmeterschießen gewonnen haben, den ersten Schuss hatten", so Pique. "Die Statistiken zeigen, dass das zuerst schießende Team mehr Optionen hat und in einem Turnier erscheint es mir unfair, dass das andere Team einen solchen Nachteil hat."

                <strong>EM-Ergebnisse geben Pique Recht</strong><br>
                Tatsächlich gab es bei der laufenden EM drei Elfmeterschießen, die allesamt vom Team gewonnen wurden, das als erstes an der Reihe war. Sowohl im Achtelfinale Schweiz gegen Frankreich als auch im Viertelfinale zwischen Spanien und der Schweiz und dem Halbfinale Italien gegen Spanien.

                <strong>Anderes Bild in der Copa America</strong><br>
                Für die Copa America stimmt Piques Rechnung allerdings nicht (mehr): Auch hier gab es bislang drei Elfmeterschießen. Allerdings gewann dort nur einmal das Team, das den ersten Schuss hatte (Kolumbien gegen Uruguay im Viertelfinale). Die beiden anderen Male setzte sich das als zweites schießende Team durch (Peru gegen Paraguay im Viertelfinale und Argentinien gegen Kolumbien im Halbfinale). Zu Piques Ehrenrettung: Argentiniens Elfer-Sieg passierte erst Stunden nach seinem Tweet. Doch was ist statistisch dran an Piques Kritik?

                <strong>Englische Studie gibt Pique Recht</strong><br>
                Professor Igacia Palacios-Huerta von der London School of Economics hat für eine Studie insgesamt 129 Elfmeterschießen analysiert. In 60,5 Prozent der Fälle hat das Team gewonnen, das zuerst schießen durfte. Als möglichen Grund gab die Studie den größeren Druck für das nachziehende Team an. Die Konsequenzen eines Fehlschusses seien den Schützen klarer, der Druck damit umso größer. Die höhere Anspannung des Körpers könne die technische Ausführung des Schusses mit größerer Wahrscheinlichkeit beeinträchtigen.

                <strong>Deutsche Studie: Münzwurf ist wichtiger</strong><br>
                Doch nicht alle Studien bestätigen das: Matthias Sutter vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn fand in seiner Studie heraus, dass nicht die Reihenfolge der Schützen, sondern das Ergebnis des Münzwurfs vor dem Elfmeterschießen ein wesentlicher Faktor sei. In den von ihn analysierten 207 Elfmeterschießen zwischen 2003 und 2017 – darunter bei Welt- und Europameisterschaften – lag die Gewinnhäufigkeit der zuerst schießenden Mannschaften bei nur etwa 51 Prozent. Einen Unterschied machte dagegen der Münzwurf vor dem Elfmeterschießen: Rund 60 Prozent der Mannschaften, deren Kapitäne diesen gewannen, entschieden auch das anschließende Elfmeterschießen für sich. In den untersuchten Spielen haben sich 56 Prozent der Kapitäne, die den Münzwurf gewonnen haben, für ihr Team als Auftaktschützen des Elfmeterschießens entschieden.

                <strong>Was wäre die Lösung?</strong><br>
                Schon länger wird eine Abkehr von der Schützenreihenfolge "Team A, Team B, Team A, Team B, …" diskutiert. Pique selbst glaubt, dass die Reihenfolge "AB BA AB BA, …" die fairere wäre. "Auf diese Weise wechseln sich die Teams ab. Mental macht es einen großen Unterschied, ob man vorlegen kann oder nachziehen muss." Zwischen 2017 und 2019 haben FIFA und UEFA eine Testphase mit dem "ABBA"-Format durchgeführt. Das Resultat: In den 36 Elfmeterschießen in diesem Format hat das beginnende Team exakt 50 Prozent der Fälle gewonnen. Für große Turniere gilt dennoch aktuell die alte Regel.

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