DFB-Sportdirektor Bierhoff blickt auf jüngste Entwicklungen zurück
Der DFB und seine Erklärungsversuche: Die Scheuklappen sitzen zu fest
- Aktualisiert: 04.12.2020
- 18:19 Uhr
- ran.de / Justin Werner
2020 - ein besonderes Jahr, auch für die deutsche Nationalmannschaft. In erster Linie ein ganz besonders schlechtes. Nun erklärt DFB-Direktor Oliver Bierhoff die jüngsten Entwicklungen. Die Verantwortlichen finden dabei viel zu viel Gutes.
München - Ein Jahr ohne wirkliche Erfolge, aber ein "besonderes" für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, finden zumindest die Verantwortlichen beim Deutschen Fußball-Bund.
Gemeinsam hat der DFB in den letzten Tagen die jüngsten Entwicklungen in der Nationalmannschaft analysiert. Dann lud DFB-Direktor Oliver Bierhoff zur Pressekonferenz, um die Ergebnisse dieser Beratungen zu erklären.
Kein einfaches Jahr für den Verband
Ohne jeden Zweifel: es war aus Sicht eines nationalen Verbandes schlichtweg nicht möglich, ein perfektes Jahr 2020 hinzulegen. Nicht alles war leicht, aber trotzdem zu vieles schlecht. Zuschauer der Pressekonferenz mussten sich dann doch verwundert die Augen reiben, als Bierhoff eine Präsentationsfolie an die Wand warf.
Darauf waren die Jahre 2019, 2020 und 2021 mit den entsprechenden Zielen veranschaulicht. Für das aktuelle Jahr wurden drei Ziele gesteckt, auch wenn es den Anschein macht, dass dies erst in den letzten Tagen geschah.
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Das wohl beste Beispiel: "Liga A in der Nations League halten" - grünes Häkchen.
Viel schmeichelhafter kann man unbefriedigende Ergebnisse wohl nicht erklären. Ende 2019 war die DFB-Elf rein sportlich gesehen nämlich aus der UEFA Nations League abgestiegen - hielt die Liga aber aufgrund einer Änderung des Modus'.
EM-Ziel "Halbfinale", aber in der Nations League nur überleben?
In einer Gruppe mit der Schweiz, der Ukraine und Spanien genügte es, von sechs Spielen nur zwei zu gewinnen. Setzt sich ein Verband, der es mindestens bis ins Halbfinale einer Europameisterschaft schaffen möchte, das Ziel, den Klassenerhalt in der Nations League zu schaffen?
Es wäre doch so leicht gewesen, zu sagen, dass man das Ziel, ins FinalFour der Nations League einzuziehen, verpasst hat. Es wäre glaubwürdiger gewesen.
Das zweite Ziel: "Lostopf 1 für die WM-Qualifikation erreichen" - grünes Häkchen.
Die zehn europäischen Nationen mit dem besten Weltranglisten-Platz haben sich Ende November für den ersten Lostopf qualifiziert. Deutschland rutschte als neuntbeste Nation gerade so hinein. Nach dem 0:6 gegen Spanien - das für den Lostopf keine Relevanz mehr hat - droht die Kurve nach den nächsten Länderspielen weiter zu fallen.
Zu viele Ausreden
Das dritte Ziel: "Belastungssteuerung mit den Vereinen abgesprochen" - grünes Häkchen. Ja, andere Verbände haben ihre Spieler deutlich intensiver geschliffen. Tatsächlich zeigte sich der DFB kooperativ, trotzdem schmälert diese Zielerreichung nicht die Tragweite der sportlichen Talfahrt.
All das, was Oliver Bierhoff sagt, ist nicht falsch. Aber es wird zu hoch gehängt. Es reicht nicht, schwammige Ziele zu formulieren wie, "eine erfolgreiche EM und eine erfolgreiche WM-Qualifikation" zu spielen. Viel lapidarer kann man ein Jahr, das nicht wichtiger sein könnte wie das nächste 2021, gar nicht angehen.
Bleibt abzuwarten, wie Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Präsident Fritz Keller ihre Sicht der Dinge noch vor Jahresende erklären. So wurde es zumindest versprochen.
Justin Werner
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