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Fußball-Nachwuchs

"Haben ein Nachwuchs-Problem": Deutsche U-Mannschaften im Hintertreffen

  • Aktualisiert: 15.02.2019
  • 14:00 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© imago/foto2press
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Es gibt immer weniger deutsche Top-Talente in der Bundesliga, dafür umso mehr aus dem Ausland. DFB-Präsident Reinhard Grindel schlägt Alarm. ran.de nennt die Gründe für die Nachwuchs-Misere im deutschen Fußball.   

München - Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte sich der deutsche Fußball vor allem über die Jugendarbeit identifiziert. Die Erfolge der einheimischen Nachwuchskicker reihten sich aneinander: Die U19-Nationalmannschaft wurde 2008 und 2014 Europameister, die U17 im Jahre 2009, die U21-Auswahl in den Jahren 2009 und 2017. Die logische Folge: Die Bundesliga wurde mit Talenten überschwemmt.

Sie hießen Leroy Sane, Julian Brandt, Leon Goretzka oder Joshua Kimmich - und eroberten die Bundesliga im Sturm. Auch heute gibt es noch viele junge Spieler, die in der Bundesliga für Furore sorgen. Nur lauten ihre Namen eben jetzt Jadon Sancho, Dan-Axel Zagadou, Leon Bailey oder Ibrahima Konate. Ausnahmetalente also, die aus dem Ausland verpflichtet wurden.

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Grindel: Weniger deutsche Nachwuchsspieler in der Bundesliga

Diese Entwicklung gefällt dem DFB-Präsidenten Reinhard Grindel überhaupt nicht.

"Ich sehe mit Sorge, dass die Zahl der englischen oder französischen Nachwuchsspieler in den Bundesliga-Kadern wächst und dagegen die der deutschen Spieler nicht so sehr", sagt er der "Westdeutschen Zeitung". "Es war immer ein Vorteil deutscher Nachwuchsarbeit gegenüber England und Frankreich, dass junge Spieler relativ schnell auf Bundesliga-Niveau spielen konnten."

Sind diese Zeiten nun erst einmal vorüber? Zählt der deutsche Nachwuchs nicht mehr zur internationalen Spitze?

Tatsache ist: Nicht nur die U-Nationalmannschaften laufen den früheren Erfolgen hinterher. Beim Nachwuchs der Bundesligisten läuft es keineswegs besser.

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Schwache Ergebnisse in der UEFA Youth League

Bestes Beispiel: die UEFA Youth League - also die Königsklasse für U19 Mannschaften. Seit der Gründung im Jahre 2013 gab es sechs spanische Halbfinalteilnehmer, vier englische und drei portugiesische, mit dem FC Schalke 04 jedoch nur einen deutschen. Und das ist nun knapp fünf Jahre her.

Eine Besserung ist nicht in Sicht: Die U19 von Borussia Dortmund, Bayern München und dem FC Schalke 04 scheiterten in der Gruppenphase. Lediglich der Nachwuchs der TSG Hoffenheim steht im Achtelfinale. Die U19 von Hertha BSC könnte sich dafür noch über den sogenannten Meisterschaftsweg qualifizieren, ist gegen Paris Saint-Germain allerdings klar in der Außenseiterrolle.

Schmadtke: Wir haben ein Nachwuchs-Problem

"Wir haben ein Nachwuchs-Problem", sagt Jörg Schmadtke, der Geschäftsführer Sport des VfL Wolfsburg. "Wir haben die positiven Dinge, die wir Anfang 2000 begonnen haben, nicht mehr gänzlich überprüft. Umso wichtiger ist, dass wir das Ausbildungskonzept an die heutige Zeit anpassen. Wir haben noch immer einige Talente in Deutschland. Aber in Gänze müssen wir nachjustieren. Uns sind die Kernkompetenzen des deutschen Fußballs ein wenig verloren gegangen."

Was er damit zum Beispiel meint? "Wir haben Probleme in der Defensive", antwortet er. "Wir verschieben zwar ordentlich, machen also taktisch vieles richtig, aber die Eins-gegen-Eins-Zweikämpfe beherrschen wir längst nicht mehr so gut wie früher."

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Erst kommt die Schule, dann der Fußball

Vielleicht weil uns einfach die physische Stärke fehlt? Wird nicht hart genug trainiert? Thomas Flath hat mit der U19 von Borussia Mönchengladbach in der UEFA Youth League gespielt, war zudem früher in England tätig. Seine Erfahrung: Während in Deutschland die schulische Ausbildung im Vordergrund steht, wird im Ausland der Fokus auf den Sport gelegt.

"Bei uns fällt notfalls eine Trainingseinheit für die Schule aus. Gerade in der Prüfungsphase werden die Jugendspieler häufiger freigestellt", erklärt er. Im Ausland würde das völlig anders gehandhabt werden: "Bei vielen ausländischen Vereinen liegt der Fokus mehr auf dem Sport. Die Jugendlichen trainieren schon früh unter Profi-Bedingungen."

Hoeneß: Engländer kaufen teuer ein

Sebastian Hoeneß, Sohn von Dieter Hoeneß und U19 Trainer vom FC Bayern München, weiß, dass der internationale Nachwuchs momentan besser aufgestellt ist: "Bei den Engländern ist zum Beispiel bekannt, dass im Jugendbereich viele internationale Spieler teuer eingekauft werden. Der englische Fußball hat sich aber insgesamt enorm entwickelt. Das zeigt sich auch in den U-Nationalmannschaften. Die Portugiesen und die Spanier sind im Nachwuchs ebenfalls gut."

Während die U19 Mannschaften von englischen Spitzenvereinen wie Manchester City oder FC Arsenal eher den Anschein einer internationalen Auswahlmannschaft haben, setzen die deutschen Nachwuchsleistungszentren meist auf den einheimischen Nachwuchs - noch.

Deutsche Nachwuchsabteilungen blicken ins Ausland

Die schwachen Ergebnisse haben nämlich zu einem Umdenken geführt. "Auch bei uns passiert es nun häufiger, dass ein U17-Spieler wechselt. Wir schauen früh nach Talenten und verpflichten diese, wenn sie noch nicht so teuer sind wie ein paar Jahre später", verrät Hoeneß.  

Die U19 von Bayern hat ausländische Nachwuchsspieler wie Alex Timossi Andersson und Chris Richards verpflichtet, Schalke zum Beispiel Zyen Jones und Bradley Cross. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnten die U19-Bundesligisten international vielleicht besser abschneiden.

Doch es besteht eben auch die Gefahr, dass die deutschen Nachwuchsspieler nicht erst in der Bundesliga, sondern bald schon im Nachwuchsbereich verdrängt werden. Gelingt es dem deutschen Fußball, dieses Szenario zu verhindern?

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Es erfordert allerdings viel Arbeit, bis sich der deutsche Fußball wieder über die Jugendarbeit identifizieren kann.  

Oliver Jensen

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