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Nachruf von Rainer Nachtwey

Zum Tod von Uwe Seeler: Uns Uwe - Bescheiden. Bodenständig. Seeler eben.

  • Aktualisiert: 04.08.2023
  • 12:47 Uhr
  • ran / Rainer Nachtwey
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© IMAGO
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Wer Fußball-Fan ist, kennt den Namen Uwe Seeler. Auch, wenn er ihn nie live hat spielen sehen. Es ist aber nicht allein das fußballerische Können, das Seeler so außergewöhnlich machte. Ein Nachruf von ran-Redakteur Rainer Nachtwey.

von Rainer Nachtwey

"Wer ist denn das überhaupt?"

Heinz Erhardt dürfte damals im Film "Willi wird das Kind schon schaukeln" der einzige gewesen sein, der nicht wusste, wer Uwe Seeler ist. Der Film stammt aus dem Jahr 1972. Seeler spielte sich in der Schlusssequenz selbst, hatte als Neuzugang des 1. FC Jungborn einen Auftritt von ganzen 20 Sekunden.

"Uwe. Uwe. Uwe", wird er von allen anderen begrüßt - zu jener Zeit wusste jeder, wer Uwe Seeler war. Auch 50 Jahre nach dem Film gibt es wohl keinen Fußball-Fan in Deutschland, dem der Name nichts gesagt hätte.

Nationalmannschaftskapitän, Ehrenspielführer, HSV-Legende. Vizeweltmeister. Deutscher Meister. Deutscher Pokalsieger. Torschützenkönig der ersten Bundesliga-Saison. Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Seine Tore sind unvergessen, ob Seitfallzieher, der Treffer mit dem Hinterkopf gegen England im WM-Viertelfinale 1970, das den 2:2-Ausgleich und Verlängerung bedeutete.

Auch der Moment der Niederlage bleibt unvergessen. Das Bild des geknickten Seelers, der mit gesenktem Kopf nach dem verlorenen Finale gegen England in Wembley vom Feld schlich, gehört zu den berühmtesten Sportfotos, ist in jeder Chronik des vergangenen Jahrhunderts zu finden.

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Mit ihm wurde gelitten, mit ihm wurde gefeiert. Wer es nicht selbst erlebt hat, weil er noch zu jung ist, hat von Uns Uwe erzählt bekommen, von den Großeltern, von den Eltern.

Seeler war der Inbegriff Hamburgs. Das wusste der Bayer, das wusste der Württemberger. Der Hesse, der Sachse.

Seeler war der, der die Raute im Herzen trug. Sein HSV. Mit dem er nicht immer grün war, den er aber über alles liebte. Und der ihn über alles liebte. Den er aber auch nicht verließ trotz des damaligen Wahnsinnsangebots von 1,2 Millionen D-Mark von Inter Mailand.

Der, der jahrelang neben dem Trainingsgelände des HSV wohnte, auch nach Karriereende. Uns Uwe, der geradlinig offen heraus sagte, was ihm missfiel. Und deswegen auch mit der immer wieder wechselnden HSV-Führung aneckte.

Uwe Seeler gehört zu den drei größten deutschen Fußballern. Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer. Seeler war nicht Weltmeister wie Walter oder Beckenbauer, aber es ist nicht nur das fußballerische Können, das diese drei in den Stand der Fußball-Legenden erhebt.

Es ist vielmehr die Persönlichkeit, die großartige Sportler zu großartigen Menschen macht. Seeler war eine solcher. Uns Uwe. Einer von uns. Nicht die Lichtgestalt, der Kaiser wie Beckenbauer. Der Bescheidene, der am Boden gebliebene.

"Ich hoffe, dass ich dem 1. FC Jungborn keine Schande machen werde", sagte Seeler in jenem Filmauftritt. Als Weltstar der damaligen Zeit.

Bescheiden. Am Boden geblieben eben.

Uwe Seeler eben.

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