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Milan-Talent nahm sich mit 20 Jahren das Leben

Selbstmord von Seid Visin: Ex-Profi Marchisio fordert radikales Umdenken in Italien

  • Aktualisiert: 06.06.2021
  • 12:54 Uhr
  • ran.de
Article Image Media
© twitter.com/acmilanyouthsector
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Der Tod von Ex-Milan-Talent Seid Visin erschüttert Italien. Der 20-Jährige mit äthiopischen Wurzeln berichtete zuvor von Rassismus. Ex-Profi Claudio Marchisio fordert ein Umdenken in Italien.

Mailand/München - Der AC Mailand trauert um einen früheren Jugendspieler. 

Wie die italienische Zeitung "Corriere della Sera" enthüllte, nahm sich der 20 Jahre alte Seid Visin, der äthiopische Wurzeln hatte, das Leben. Wohl auch weil er es nicht ertrug, wie er in seiner italienischen Wahlheimat behandelt wurde. 

Das Blatt druckte einen Brief Visins ab, den er bereits 2019 an Freunde und seinen Physiotherapeuten verfasst hatte. Darin schrieb er, dass ihm das Leben in Italien zur Hölle gemacht wurde. "Ich erinnere mich, dass mich alle liebten. Wo immer ich war, wo immer ich hinging, jeder begegnete mir mit Freude, Respekt und Neugierde", berichtete Visin von seiner Kindheit in Äthiopien.

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"Verantwortlich gemacht, dass junge Italiener keine Arbeit finden konnten"

Anschließend wurde er aber von einer italienischen Familie adoptiert und sein Leben veränderte sich schlagartig.

"Es scheint, als ob alles auf den Kopf gestellt ist. Ich hatte es geschafft, einen Job zu finden, den ich verlassen musste, weil zu viele Leute, vor allem ältere Menschen, sich weigerten, von mir bedient zu werden. Und, als ob ich mich nicht schon unwohl fühlte, wurde ich auch noch dafür verantwortlich gemacht, dass viele junge (weiße) Italiener keine Arbeit finden konnten", schrieb Visin.

Es habe sich etwas verändert. "Als ob ich mich schämte, schwarz zu sein, als ob ich Angst hatte, für einen Immigranten gehalten zu werden, als ob ich den Leuten, die mich nicht kannten, beweisen musste, dass ich wie sie war, dass ich Italiener und weiß war", schrieb Visin in seinem Brief. 

Ex-Profi Marchisio fordert radikales Umdenken

Nachdem der Tod ihres ehemaligen Jugendspielers publik wurde, schickte der AC Mailand via Social Media eine Beileidsbekundung. "Es gibt keine Worte, um einem Jungen mit 20 Jahren Lebewohl zu sagen. Unsere Gedanken gehen an seine Familie und an diejenigen, die ihn mochten", schrieb der Klub. 

Für den früheren Nationalspieler Claudio Marchisio ist es aber vor allem der Rassismus in Italien, der Visin zu dieser Entscheidung trieb. 

"Wir haben versagt. Wir alle. Aus der Mitte, von rechts, von links", schrieb Marchisio auf Instagram. "Wir sind das Land der Integration, wenn ein junges Talent in einem wichtigen Spiel das entscheidende Tor schießt. Und dann weigern wir uns, im Restaurant von einem Schwarzen bedient zu werden. Wir sind das Land der Integration, wenn der Sportler bei den Olympischen Spielen eine Medaille gewinnt. Wir sind das Land der Integration, das nach unwahrscheinlicher italienischer Herkunft sucht, wenn die Schauspielerin, die uns begeistert, den Oscar gewinnt, das aber die Nase rümpft, wenn in der Klasse seiner Kinder schwarze Kinder sind."

Der Ex-Profi fordert seine Landsleute nach Visins Tod zum Umdenken auf: "Denken Sie daran, wenn Sie Ihre schwachsinnigen Witze machen, wenn Sie dumme und zynische Reden über Gummiboote und Hautfarbe halten, besonders in den sozialen Netzwerken."

Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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