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Ehemaliges Wunderkind

Comeback des gescheiterten Wunderkinds: Martin Ödegaard verzaubert Spanien

  • Aktualisiert: 27.11.2019
  • 15:30 Uhr
  • ran.de / Benjamin Reibert
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© imago images/Cordon Press/Miguelez Sports
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Er galt als Jahrhunderttalent, konnte sich aber bei Real Madrid nie durchsetzen. In den Niederlanden gewann Martin Ödegaard an Erfahrung und Reife - bei Real Sociedad spielt er sich nun zurück ins Rampenlicht.

München - Es läuft die 19. Spielminute. Real Sociedad San Sebastian gegen Deportivo Alaves. Martin Ödegaard löst sich von seinem Gegenspieler und lässt sich zurückfallen.

Er bekommt den Ball, tunnelt mit dem zweiten Kontakt den heranstürmenden Verteidiger und setzt Mikel Oyarzabal mit einem auf dem Millimeter genau gespielten Pass in die Tiefe in Szene.

Das Zuspiel löst alles aus: Der herausstürmende Torwart rutscht ins Leere, Oyarzabal hält den linken Fuß hin, 1:0 für San Sebastian.

Es war die Szene im Monat September, die die spanische Presse in Jubelstürme versetzte. Sie galten dem 20-jährigen Ödegaard. Dem einstigen Wunderkind, das doch bereits in den Wirren des internationalen Fußballs verschwunden war.

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Vergleiche mit Messi

Die "Marca" setzte den Norweger auf die Titelseite und schrieb von einem galaktischen Pass. Real Madrid, das ihn bis dahin verschmäht und drei Mal in Folge verliehen hatte, würde sich nun die Hände reiben.

Die Sportzeitung "Mundo Deportivo" nannte den norwegischen Nationalspieler ein "Genie". Einen Schritt weiter ging die "As". Ödegaard habe ein Spiel serviert, wie man es nur von Messi kenne: "einen fußballerischen Leckerbissen".

Vor einigen Jahren zeichnete Spaniens Medienlandschaft noch ein anderes Bild: Ödegaard war das gefallene Supertalent.

Sein Aufstieg im Profifußball hatte früh und rasant begonnen: Mit 15 Jahren debütierte er für Stromsgodset IF in der ersten norwegischen Liga. Zwei Monate später gelang ihm gegen Sarpsborg 08 FF sein erstes Tor, als jüngster Torschütze der Tippeligaen. Schnell haftete ihm der Begriff Jahrhunderttalent an. 

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Rummenigge trauert Ödegaard nicht nach

Karl-Heinz Rummenigge hat gelassen auf die Absage von Mega-Talent Martin Ödegaard reagiert. Den Wechsel zu Real Madrid akzeptiert der Vorstandsboss des FC Bayern München - und wünscht alles Gute.

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Die Berichte von den Fähigkeiten des Blondschopfs, der sich im offensiven Mittelfeld am wohlsten fühlt, verbreitete sich schnell in Europa - auch bei den Spitzenvereinen. Ödegaard absolvierte Probetrainings beim FC Bayern, bei Manchester United und auch bei Real Madrid.

Am Ende entschied er sich für die Königlichen. Mit 16 Jahren ging er aus dem beschaulichen Drammen in die spanische Hauptstadt. 3,5 Millionen Euro bezahlte Real für den Teenager. Als erster Norweger überhaupt unterschrieb er einen Vertrag dort. 

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Ancelotti wollte ihn gar nicht

Der Name Ödegaard wurde in der Fußballwelt zum Inbegriff des Talents, obwohl der junge Norweger sich auf dem allerhöchsten Niveau noch nie hatte zeigen können. Die Erwartungen bei einem Klub wie Real Madrid, der gespickt ist mit den besten Spielern, bremste das allerdings nicht.

Trotz seines jungen Alters und dem vorhandenen Talent war der Rückhalt für Ödegaard nicht ausgeprägt. Der damalige Real-Trainer Carlo Ancelotti urteilte in seiner Biographie "Quiet Leadership", Ödegaard sei nur ein "PR-Gag".

Der Wechsel sei nur auf Initiative von Real-Präsident Florentino Perez zu Stande gekommen. "Wenn Florentino einen norwegischen Fußballer kauft, musst du es einfach akzeptieren", schrieb Ancelotti. "Der Präsident entschied, er müsse drei Spiele für die erste Mannschaft bestreiten. Als PR-Maßnahme." 

Seinen ersten und bisher einzigen Liga-Auftritt für Real hatte Ödegaard beim bedeutungslosen 7:3-Erfolg gegen den FC Getafe am letzten Spieltag der Saison 2014/2015. Da war er gerade fünf Monate in Spanien. Ancelotti wechselte ihn für Cristiano Ronaldo ein.

Ein Zeichen? Der Prinz löst den König ab? Von außen Betrachtet schien es so, dass Ödegaard sich auf dem richtigen Weg befindet. 

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Doch der junge Norweger bekam in der Folge die Härte des Fußballgeschäfts zu spüren. Eineinhalb Jahre vergingen, bis er ein zweites Mal für die Profis auflaufen durfte. Im Pokalspiel gegen Drittligisten CyD Leonesca bot ihn der neue Real-Trainer Zinedine Zidane für 90 Minuten als Linksaußen auf.

Zidane kannte Ödegaard aus seiner Zeit als Trainer der zweiten Mannschaft. Doch auch unter dem Franzosen war Ödegaard dem Konkurrenzkampf bei den Profis nicht gewachsen. Selbst in Reals B-Team wusste er nie so richtig zu überzeugen. Der Wechsel zu Real entpuppte sich zunehmend als Sackgasse.

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In Arnheim zeigte Ödegaard seine Klasse

Nach zwei Jahren in Madrid eröffnete sich Ödegaard aber ein neuer Weg: ein Leihgeschäft in die niederländische Eredivisie zum SC Heerenveen. Dort winkten mehr Einsatzzeiten, die Chance, sich weiterzuentwickeln.

Für Ödegaard war aber klar: Es sollte nur ein Zwischenstopp auf einer Rundtour werden. "Meine Zeit bei Real ist noch nicht vorbei", sagte Ödegaard damals der "Welt". "Ich möchte in Heerenveen auf Top-Niveau Erfahrung sammeln, um dann 2018 einen neuen Anlauf zu nehmen."

Doch seine Ambitionen erhielten abermals einen Dämpfer. In 43 Spielen erzielte er für den niederländischen Klub drei Tore und legte fünf auf. Zufrieden waren damals weder Heerenveen noch Ödegaard. 

Aus dem angedachten Abstecher wurde ein Umweg. Statt nach Spanien zog er in der folgenden Saison von Heerenveen nach Arnheim. In der Stadt nahe der deutschen Grenze blühte Ödegaard dann auf, mit Vitesse verpasste er im Saisonendspurt nur knapp die Europa League.

Ödegaards Talent bahnte sich nach langer Zeit wieder deutlich sichtbar den Weg an die Oberfläche: elf Tore und zwölf Assists gelangen ihm in 39 Spielen.

Nach zwei Jahren in den Niederlanden kehrte er in diesem Sommer nach Spanien zurück, gereift - spielerisch wie menschlich.

"Welche Jungs im Alter von 19 Jahren sind schon Stammspieler bei Real Madrid?", fragte Ödegaard im Gespräch mit "Voetbal International" zuletzt. Eine Frage, die zeigt, dass er gelernt hat, die enormen Erwartungen einzuordnen. Ein wenig paradox ist es schon: Erst im Schatten der großen Ligen blühte das Talent des 20-Jährigen richtig auf.

Dass der Druck auf seinen Sohn zu hoch war, gestand sich auch sein Vater Hans Erik ein: "Es war zu viel Aufmerksamkeit."

Martin Ödegaard entwickelte seine eigene Methode, um sich gegen das Grundrauschen der Medien abzuschirmen. Er habe sich stets nur auf Fußball konzentriert, sagte er der Zeitung "Verdens Gang". "Das ist eine meiner größten Stärken und der Schlüssel: sich nur mit den Dingen zu befassen, die du beeinflussen kannst."

Vorzeitige Rückkehr nach Madrid?

Seit diesem Sommer ist Ödegaard bei Real Stammspieler - zwar nicht in Madrid, dafür in San Sebastian. Viereinhalb Autostunden entfernt von der spanischen Hauptstadt trumpft Ödegaard auf und spielt sich zunehmend ins Rampenlicht.

Trainer Imanol Alguacil lässt den baskischen Verein einen Fußball spielen, der Ödegaard liegt: offensiv und ballbesitzorientiert. In elf Spielen kam Ödegaard bisher auf zwei Tore und drei Assists, bis ihn Anfang November eine Fersenverletzung stoppte.

Für die Station in San Sebastian hatte Ödegaard sich selbst entschieden. Nach seiner Vertragsverlängerung bei Real Madrid bis 2021 überließ man ihm die Entscheidung, wo er in der kommenden Saison auflaufen wollte. Ödegaard widerstand den Lockrufen von Bayer Leverkusen und Ajax Amsterdam und entscheid sich für die Rückkehr nach Spanien. Sein Leihvertrag bei Real Sociedad läuft zwei Jahre.

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Ob er den Vertrag erfüllt oder doch vorzeitig in die spanische Hauptstadt zurückkehren wird? "Ich bin glücklich hier und werde zwei Jahre bleiben. Danach werden wir sehen, was passiert", sagte er "ESPN". Er wolle den Vertrag respektieren. Doch einen Wunsch hat Ödegaard: "Ich hoffe, dass ich in zehn Jahren bei Real bin."

Madrid-Präsident freut sich auf seine Rückkehr

Seine bisherigen Auftritte sind auch den Madrilenen nicht entgangen. "In ein paar Jahren wird er einer der Stars von Real Madrid sein", prophezeite Präsident Florentino Perez. "Ich habe Kontakt nach Madrid", verriet Ödegaard in einem Interview mit "Eurosport". "Manchmal schreiben sie mir und geben mir Feedback. Sie haben mir gratuliert und meinen guten Start in der Liga gelobt. Sie sind zufrieden mit mir."

Den ersten misslungenen Madrid-Aufenthalt scheint er überwunden zu haben. Im Baskenland fühlt sich Ödegaard wohl, im September wurde er sogar zum Spieler des Monats gewählt.

Ein Grund dafür: der galaktische Pass im Spiel gegen Alaves.

Benjamin Reibert

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