FC Bayern droht im Achtelfinale
Champions League: FC Barcelona wirft Platz eins weg, Krise verschärft sich
- Aktualisiert: 09.12.2020
- 18:50 Uhr
- ran.de/Markus Bosch
Der FC Barcelona gibt in dieser Spielzeit bislang ein klägliches Bild ab, sogar Cristiano Ronaldo hat beinahe Mitleid. Die Baustellen liegen auf und neben dem Platz.
Barcelona/München - Der FC Barcelona gibt in diesen Tagen ein trauriges Bild ab.
Am Wochenende unterlagen die Katalanen bei Cadiz mit 1:2 und am Dienstagabend setzte es eine 0:3-Pleite im heimischen Camp Nou gegen Juventus Turin. In der Liga reicht es aktuell nur zu Rang neun, bereits mit zwölf Zählern Rückstand auf Tabellenführer Atletico Madrid. Schlechter waren die Katalanen zuletzt in der Saison 1987/88.
"Schiffbruch auch in Europa", titelte die "Mundo Deportivo am Morgen nach der Pleite gegen die Italiener. Die "Gazzetta dello Sport" schrieb: "Die Katalanen sind in einer schwarzen Krise."
Selbst in der Champions League, die bislang noch Barcas bester Wettbewerb war, wurde durch die drei Gegentore der Gruppensieg aus der Hand gegeben.
"Der Großteil unserer Niederlage kam in den ersten 20 bis 30 Minuten zustande. Wir sind falsch ins Spiel gestartet, mit Angst, ohne Aggressivität. Wir sind ins Spiel gegangen, um es nicht zu verlieren, anstatt, dass wir es kontrollieren", sagte Trainer Ronald Koeman. "Klar, sie haben uns stark unter Druck gesetzt, aber wir hatten keine Kontrolle. Wir haben das Spiel in der ersten halben Stunde verloren."
Messi-Knall im Sommer erschütterte Barca
Gleichzeitig war es die erste Heimniederlage im internationalen Wettbewerb seit 38 Spielen. Letztmals verlor man im Champions-League-Halbfinale 2013 gegen den FC Bayern. Gegen eben jenen Klub, der im vergangenen Sommer mit seinem 8:2-Sieg im Viertelfinale des Finalturniers in Lissabon, den FC Barcelona bis in die Grundfesten erschüttert hatte.
Danach folgte ein Sommer, der mit turbulent noch galant umschrieben ist. Die Installation von Ronald Koeman als neuem Cheftrainer sollte den Klub wieder mehr in Richtung der ursprünglichen Spielidee von Johan Cryuff führen. Doch dann erschütterte ein Knall den Klub, als Lionel Messi den Klub verlassen wollte und auf eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag pochte. Barca jedoch beharrte darauf, dass die Frist für die Klausel bereits abgelaufen sei.
Es entstand ein Konflikt zwischen dem erfolgreichsten Torschützen der Klubgeschichte und der Führung des FC Barcelona. Messi kehrte letztlich doch wieder ins Team zurück, verlangte dafür aber die Ablösung von Klub-Präsident Josep Maria Bartomeu. Dieser trat schlussendlich auch zurück, enthüllte aber bei seinem Abgang, dass er noch kurz zuvor einer Teilnahme an einer europäischen Superliga zugestimmt habe.
Der Saisonstart sollte dann endlich von den Problemen außerhalb des Platzes ablenken, stattdessen verschärfte sich die Lage im Klub weiter. Zwischenzeitlich rangierte der FC Barcelona in La Liga auf Rang 16 und vom spielerischen Glanz der vergangenen Jahre ist nichts mehr zu sehen.
Die Champions League übertünchte zwischenzeitlich Barcas katastrophale Lage, doch Siege gegen Dynamo Kiew und Ferencvaros Budapest sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Der 2:0-Erfolg bei Juventus Turin, das auf Cristiano Ronaldo verzichten musste, schien ein Hoffnungsschimmer, der aber am Dienstagabend verflog.
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Viele Stars in einer Formkrise
Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Viele langjährige Barca-Spieler haben nicht mehr die Form vergangener Jahre. Gerard Pique ist regelmäßig ein Sicherheitsrisiko in der Abwehr, Sergio Busquets ist nicht mehr der gefürchtete Zweikämpfer.
Hinzu kommt: Die teuren Neuzugänge der vergangenen Jahre konnten und können ihre Leistungen nicht konstant abrufen. Antoine Griezmann, bei Atletico Madrid ein eiskalter Vollstrecker, pendelt zwischen Bank und Startelf. Philippe Coutinho setzt nach seiner Rückkehr aus München nur vereinzelte Glanzlichter.
Hinter den Stars gibt es aber auch kaum junge Spieler, die sich für mehr Einsatzzeiten aufdrängen. Der 18 Jahre alte Pedri und Neuzugang Sergino Dest sind die einzigen beiden jungen Spieler, die über die Hälfte der möglichen Einsatzzeiten erhalten haben.
Erhebliche Verletzungsprobleme verschärfen die Situation, so fallen mit Pique, Sergi Roberto und Ansu Fati gleich drei potenzielle Stammspieler über mehrere Wochen aus.
Aber auch Lionel Messi hat seinen Anteil an der Misere. Teilweise wirkt er wie ein Fremdkörper in Koemans System und demotiviert. Sein Torschnitt sank von 0,73 Treffern pro 90 Minuten auf aktuell 0,56 Toren innerhalb von 90 Minuten. Bemerkenswert ist aber auch, dass Barca alle sechs Ligaspiele, in denen Messi weder traf noch ein Tor vorbereitete, nicht gewinnen konnte.
Ronaldo beinahe mit Mitleid
Der Spott in den sozialen Medien dürfte Messi dabei kaum tangieren, jedoch steht er sinnbildlich für Barcas Auftritte in dieser Saison.
Schrieb Barcas Social-Media-Abteilung nach dem Hinspielsieg in Turin noch, dass man den wahren "GOAT" nach Italien gebracht habe, konterte Juventus nun damit, dass man den "richtigen GOAT" in Barcelona bringen werde. Nach Ronaldos zweiten Tor schrieben die Italiener, dass man Wort gehalten habe.
Da passt es gut ins Bild, dass sich der "richtige GOAT", Cristiano Ronaldo, nach der Partie fast mitleidig zu Barcas Lage äußerte. "Sie machen eine schwere Zeit durch, aber es ist immer noch Barca. Ich bin mir sicher, sie werden die schlechte Phase überstehen. Alle Teams haben mal eine schlechte Zeit."
Doch so viele Baustellen wie der FC Barcelona haben dabei nur wenige.
Markus Bosch
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