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DTM-Boss Gerhard Berger über Norisring-Crashfestival: "Keiner scheißt sich was"

  • Aktualisiert: 07.07.2022
  • 10:36 Uhr
  • Motorsport-Total
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© Motorsport Images
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DTM-Boss Gerhard Berger erklärt die Gründe für die vielen Crashes am Norisring. Handlungsbedarf sieht er bei Fahrern und Teams.

München - Das DTM-Crashfestival am Norisring-Samstag erhitzte die Gemüter. Vor allem die Piloten kritisierten die Aggressivität mancher Kollegen, während die Teams einen Millionenschaden hinnehmen mussten und bis in die Morgenstunden an den Autos arbeiteten, um am Sonntag teilnehmen zu können.

Aber was sagt DTM-Boss Gerhard Berger dazu?

Der Österreicher führt die Vorstellung, bei der nur elf von 27 Autos ins Ziel kamen und die manche an Autoscooter erinnerte, auf zwei Faktoren zurück. "Das Startszenario hat mir nicht gut gefallen, weil das immer dazu führt, dass die hinteren zu schnell sind und dann in der ersten Kurve auflaufen ", verweist Berger auf den gefährlichen Ziehharmonika-Effekt.

"Und das zweite ist, dass es sich emotional aufheizt, wenn es einmal so losgegangen ist - und dass sich irgendwann keiner mehr was scheißt. Und eigentlich vergisst, dass es eine Meisterschaft gibt."

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"Ein, zwei Fahrer, die dem Standard nicht gewachsen sind"

Diese brachiale Fahrweise habe aber nichts mit mangelnder Qualität der Piloten im Vergleich zu den Zeiten als Herstellerserie zu tun, ist Berger überzeugt. "Ich glaube, dass wir ein, zwei Fahrer dabei haben, die dem Standard nicht so gewachsen sind, aber die anderen sind Top-Standard", sagt der Österreicher, der sich auf keine Namen festlegen will.

Ein potenzieller Kandidat wäre aber der oft überforderte Grasser-Lamborghini-Pilot Alessio Deledda, der am Samstag zu spät bremste und mit seinem Crash dafür sorgte, dass die Boliden von Esteban Muth und Franck Perera dermaßen zerstört waren, dass sie am Sonntag gar nicht mehr starten konnten.

"Aber es waren auch die Topleute nicht ideal unterwegs", fällt Berger auf - und glaubt, dass die Leistungsdichte ein entscheidender Faktor war. "Die Meisterschaft ist extrem hart. Und wenn ich am Norisring in der ersten Kurve vorn bin, dann hab ich schon einmal was erreicht. Es ist aber immer ein Lotteriespiel, die erste Kurve zu dritt nebeneinander zu nehmen."

Lob für Rast: "Bringt sein Auto trotzdem zurück"

Einer von wenigen, die begreifen, dass man durch übertriebenes Risiko mehr verliert, als man gewinnen kann, sei der dreimalige Champion Rene Rast, der als einziger in beiden Rennen auf dem Podest stand und in der Meisterschaft nur noch zehn Punkte Rückstand auf die Spitze hat.

"Rast macht immer seinen Job", fällt Berger auf. "Er hat zum Schluss auch noch einen 'slow Puncture' und bringt sein Auto trotzdem zurück", verweist Berger auf den Reifenschaden des Abt-Audi-Piloten in der Schlussphase. "Das ist der Rast. Darum wurde er auch so oft Meister und hat so viele Rennen gewonnen."

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"Doppelt so viele" Crashmöglichkeiten wie zu Class-1-Zeiten

Dass es zu Class-1-Zeiten am Norisring nicht so viele Crashes wie am Samstag gab, führt Berger auch auf das große Starterfeld zurück. "Wir haben doppelt so viele Autos - also gibt es doppelt so viele Möglichkeiten", sagt er pragmatisch.

Abgesehen davon kenne der Ex-Formel-1-Pilot solche Wochenenden auch aus seinen vielen Jahren Motorsporterfahrung - vor allem von Stadtkursen. "Jedes Mal, wenn irgendwo einer fliegt, kommt er wieder zurück auf die Strecke. Dann fliegt der nächste rein", sagt Berger. "So etwas wünsche ich mir nicht, aber man muss es zwischendurch auch akzeptieren, wenn einmal nicht alles so läuft, wie man es gerne hätte."

Handlungsbedarf sieht er für die Zukunft vor allem bei den Starts. "Die Burschen haben sich hinten schon vorher zurückfallen lassen und sind im Ziehharmonika-Stil gefahren - und haben gehofft, dass sie gerade Schwung nehmen, wenn es grün wird", fällt ihm auf. "Und das ist immer schlecht, wenn es so eng ist und die erste Kurve eine Spitzkehre ist. Da sind schon einige Sachen zusammengekommen, bei denen jeder einen Beitrag leisten kann."

Berger sieht Ball bei Fahrern und Teams

Ob er selbst beim Fahrerbriefing am Sonntagmorgen anwesend war, wie es ursprünglich geheißen hatte? "Wenn ich mich da jetzt auch noch einmische, dann kennen wir uns gar nicht mehr aus", verneint er schmunzelnd - und sieht den Ball bei den Akteuren.

"Im Grunde liegt es an den Teams, die ohne weiteres einen Fahrer beiseite nehmen können, um ihm zu sagen: 'Pass auf, wir gewinnen das Rennen nicht in der ersten Kurve und wollen auch kein Auto verlieren, sondern wollen Punkte machen. Also erwarten wir dieses und jenes von dir.'"

Zudem müsse auch der Fahrer irgendwann begreifen, "dass das nicht zu seinem Vorteil ist", denn mit einer klugen Fahrweise wie bei Rast hätte es am Samstag "billige Punkte" gegeben. "Und diese Punkte liegen zu lassen, war für jeden blöd, der um die Meisterschaft kämpft", fordert Berger mehr Hirn von den DTM-Fahrern.

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