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Montoya: Darum glaubt er nicht an Andrettis Formel-1-Chance

  • Aktualisiert: 31.01.2023
  • 11:30 Uhr
  • Motorsport-Total
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© circuitpics.de
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Juan Pablo Montoya kann sich nicht vorstellen, dass ein elftes Team in die Formel 1 kommen wird, und rät Andretti dazu, sich in ein bestehendes Team einzukaufen

Gibt es mit Andretti-Cadillac bald ein elftes Team in der Formel 1? Geht es nach Ex-Pilot Juan Pablo Montoya, dann lautet die Antwort: nein. "Ich würde sie liebend gerne in der Startaufstellung sehen, aber ich sehe das nicht kommen", sagt der Kolumbianer gegenüber der niederländischen Sprachausgabe von 'Motorsport.com'. "Außer sie kaufen ein anderes Team."

Michael Andretti versucht seit rund einem Jahr ziemlich offensiv, in die Formel 1 aufgenommen zu werden. Doch bislang empfängt der Amerikaner ziemlich viel Gegenwind. Zwar hatte er vor einigen Wochen den größten US-Autohersteller General Motors mit seiner Marke Cadillac mit ins Boot geholt, dennoch scheint der Weg in die Königsklasse ziemlich steinig zu sein.

"Das ist schade, aber es ist schwierig, alle zu überzeugen", sagt Montoya. Denn den anderen Teams geht es dabei ganz klar ums Geld. Zwar muss ein Neueinsteiger 200 Millionen US-Dollar mitbringen, die unter den anderen Teams aufgeteilt werden, doch das ist den meisten nicht genug: Sie fürchten, dass ihnen ein zusätzliches Team Geld kostet, weil das Preisgeld weiter aufgeteilt wird.

"Du weißt ja, wie die Teams sind, und du kennst das Spiel", sagt er. Daher würde Montoya Andretti den Weg empfehlen, den Audi derzeit geht. Der Hersteller hatte gestern verkündet, einen Minderheitsanteil an Sauber erworben zu haben, bevor man 2026 als eigenes Team in die Formel 1 kommen möchte.

"Wenn du langfristig in der Formel 1 sein möchtest, dann könntest du 30 oder 40 Prozent von Alpine kaufen, mit der Option, nach zwei Jahren weitere 40 oder 20 Prozent zu erwerben. Und dann hast du die Kontrolle über das Team und kannst machen, was du willst", so der Ex-Pilot.

Dass das Formel-1-Feld erweitert werden wird, sieht er nämlich nicht. Montoya fehlt dafür der Mehrwert: "Was bringt das? Wenn du ein Formel-1-Rennen schaust, wird die Hälfte der Autos doch sowieso nicht gezeigt", meint er. "Sagen wir, du bist McLaren, Aston Martin oder Alpine. Dann sinkt deine TV-Zeit noch weiter, sobald ein neues Team kommt."

Teams im Mittelfeld würden aus seiner Sicht ohnehin schon wenig gezeigt, und wenn dann noch ein weiterer Konkurrent dazustößt, dann nimmt man ihnen weitere TV-Zeit. "Und wenn du dich dann an einen Sponsor verkaufst, bekommst du für das gleiche Geld zehn Prozent weniger Aufmerksamkeit. Und am Ende des Jahres gibt es weniger TV-Gelder. Warum solltest du dann ja sagen?"

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"Die Formel 1 ist ein Geschäft"

Montoya versteht die Sicht der Teams: "Die Formel 1 ist ein Geschäft", weiß er. "Jeder hier versucht Geld zu verdienen. Und jeder ist hier, um seinen Job zu verrichten - von den Fahrern über die Ingenieure bis zu den Teamchefs. Warum würde man dann denken, dass mehr Autos besser sind?"

"War es besser, als 24 Autos im Grid waren?", fragt er. Das war letztmals 2012 der Fall, bevor HRT nach drei Jahren in der Königsklasse pleiteging. Das Team war damals einer von drei Rennställen, die 2010 in die Formel 1 gelassen wurden, von denen keines jedoch einen großen Mehrwert bot - so zumindest die weitläufige Meinung.

"Das hat nicht funktioniert, weil sie nicht genug Geld hatten", weiß Montoya. Andretti soll hingegen genügend Finanzen besitzen und würde auch das enorme Antrittsgeld zahlen. "Aber wenn sie so viel Geld haben, warum kaufen sie dann nicht einfach ein anderes Team?"

Das hatte Andretti über Sauber tatsächlich versucht, konnte sich am Ende aber nicht mit den Besitzern einigen. Seitdem versucht es Michael Andretti über ein eigenes Team, konnte bislang aber nicht überzeugen - auch Montoya nicht: "Ja, Andretti ist in den USA ein wirklich großer Name, aber wie viele kennen Andretti denn in Europa wirklich?"

Montoyas Idee für Youngster

Doch natürlich gibt es auch Argumente, die für eine Erweiterung des Feldes sprechen. Mehr Autos in der Startaufstellung würde zum Beispiel mehr Fahrern den Zugang zur Formel 1 ermöglichen und auch jüngeren Fahrern eine Chance bieten.

Einen Schritt dahin hat die Formel 1 im vergangenen Jahr getan und jedem Team zwei Pflichteinsätze für Rookies vorgeschrieben. Das gilt allerdings nur für ein Freies Training. Montoya würde die Idee aufgreifen und sie erweitern, um so mehr Fahrern eine Chance zu ermöglichen.

"Die Teams könnten bei der Hälfte der Rennen ein drittes Auto einsetzen. Oder man kalkuliert es so, dass jede Woche 22 Autos fahren. Jedes Team muss dann bei zwei Rennen einen Nachwuchsfahrer einsetzen", schlägt er vor. "Du nennst den Fahrer zu Beginn des Jahres, und der muss dann zwei Rennen fahren. Somit gibt man ihnen die Chance, sich zu entwickeln und Rennerfahrung zu sammeln."

Die Grundlagen dafür hätten die Teams ja ohnehin vorrätig, meint er. "Und die zusätzlichen Kosten werden jetzt kein Team auffressen."

Das würde aus seiner Sicht auch Möglichkeiten für Strategien eröffnen. "Wenn du ein gutes Auto hast, dann kannst du es vielleicht so wählen, dass du jemand anderem Punkte wegnimmst, weil dir die Strecke liegt. Sagen wir Ferrari hat in Monza das schnellste Auto, dann könnten sie dort ein drittes Auto bringen und einem jungen Fahrer die Möglichkeit geben."


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