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Red-Bull-Zoff

Formel 1: Experte Marc Surer sieht Gräben zwischen Max Verstappen und Sergio Perez

  • Aktualisiert: 24.03.2023
  • 11:27 Uhr
  • Motorsport-Total
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© Red Bull
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Was lief da wirklich am Funk und im "Podium-Room"? Laut Experte Marc Surer knistert es bei Red Bull zwischen den Fahrern mehr, als das Team bereit ist zuzugegeben.

Die letzten Runden des Grand Prix von Saudi-Arabien 2023 offenbarten Meinungsverschiedenheiten zwischen Sieger Sergio Perez und dem Zweitplatzierten Max Verstappen.

Während das Red-Bull-Team bemüht ist, den Konflikt in der Außendarstellung zu relativieren, glaubt Formel-1-Experte Marc Surer, dass das niederländisch-mexikanische Stallduell "irgendwann explodieren kann".

Am deutlichsten wurde das im sogenannten "Podium-Room" nach dem Rennen in Dschidda, als Perez und Fernando Alonso schon da waren und sich auf Spanisch unterhielten, dann aber auch Verstappen dazukam.

Verstappen klatschte sofort mit Alonso ab und grüßte diesen sogar als "Kumpel" ("Mate"), während er Perez zunächst ignorierte und keines Blickes würdigte.

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Perez zunächst wortlos

Perez stand zunächst wortlos daneben, stellte Verstappen dann aber doch zur Rede: "Du bist am Ende die schnellste Runde gefahren?" Worauf der trocken antwortete: "In der letzten Runde, ja."

Perez wurde daraufhin neugierig und runzelte demonstrativ die Stirn: "Haben sie dir nicht gesagt, dass du 33.0 fahren sollst?"

Was Verstappen bejahte: "Doch. Aber dann habe ich gefragt, was die schnellste Runde ist, und die war vielleicht eine Zehntel oder so schneller als die Zeit, die wir da gerade gefahren sind."

Eine Aussage, die einem Faktencheck nicht standhält. Es ist Runde 46, als Verstappen am Boxenfunk von seinem Renningenieur Giampiero Lambiase wissen will: "Was ist die schnellste Runde?"

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Austausch zwischen Verstappen und Lambiase

Lambiase antwortet: "Darüber machen wir uns im Moment keine Gedanken, Max."

Verstappen hatte zuvor merkwürdige Geräusche gemeldet, womöglich von der Antriebswelle, die schon im Qualifying den Geist aufgegeben hatte.

Auf ein Wettrennen um die schnellste Runde im Rennen hatte das nervöse Teammanagement am Kommandostand wenig Lust.

Aber Verstappen ist eben Verstappen. "Ich schon", funkt er an Lambiase und macht klar, dass er unbedingt wissen möchte, welche Zeit er fahren muss, um sich den Bonuspunkt zu sichern, der ihm die WM-Führung einbringen würde.

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Verstappen bekommt Zeit durchgesagt - Perez wird beruhigt

Für geschlagene 24 Sekunden ist es am Boxenfunk mucksmäuschenstill. Vermutlich, weil Lambiase zögert, Verstappen mit dem Durchgeben der Rundenzeit dazu zu ermuntern, nochmal aufs Gas zu gehen, statt einen sicheren zweiten Platz nach Hause zu fahren. Dann sagt er doch noch: "Es ist eine 1:32,1."

Es ist Runde 48 im Rennen, als auch Perez wissen möchte, was im Moment die schnellste Rennrunde ist.

Ihm wird durchgefunkt, dass er die selbst habe. Perez hält sich strikt an die vorgegebene Zielrundenzeit ("Target-Time") von 1:33,0 Minuten.

Teamchef Christian Horner hatte nach dem Rennen noch behauptet, dass Perez keineswegs nur das Unschuldslamm sei, sondern auch er habe genau wie Verstappen versucht, die schnellste Runde zu fahren: "'Checo' hat nur nach den ersten paar Kurven aufgegeben, weil er schon eineinhalb Zehntel Rückstand hatte."

Faktencheck: Sagt Horner nicht die ganze Wahrheit?

Auch Horners Aussage hält einem Faktencheck nicht stand. Wenn man die Onboardaufnahmen von Perez genau studiert und sich den Ton anhört, ist eindeutig zu erkennen, wie der Mexikaner bereits vor Kurve 1 früh vom Gas geht und ganz offensichtlich nicht mehr pusht.

Das steht im Widerspruch zu Horners Aussage, Perez habe es probiert und "nach den ersten paar Kurven" aufgegeben.

Nach der Zieldurchfahrt meldet sich Horner bei Verstappen am Boxenfunk: "Als du von diesen Geräuschen gesprochen hast, wurde uns ganz anders, das steht fest!"

Verstappen lobt das Rennen als "nicht schlecht. Ein gutes Ergebnis für das ganze Team. Ich musste die ersten paar Runden vorsichtig sein. War ziemlich schwierig."

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Perez nach dem Rennen mit guter Miene

Ganz anders der Dialog bei Perez. Nach der Zieldurchfahrt will er wissen: "Haben wir jetzt die schnellste Runde?"

Sein Renningenieur verneint: "Du wurdest auf der letzten Runde unterboten." Perez sagt mit einem ironischen Unterton: "Ah. Großartig."

Er lässt sich davon aber die Laune nicht verderben und ergänzt: "Lasst es uns trotzdem genießen."

Horner relativiert Medienberichte, wonach die dargestellten Szenen ein Beleg für einen teaminternen Konflikt seien: "Wir waren wegen der Zuverlässigkeit besorgt. Wie managen wir das? Als uns klar wurde, dass es kein Problem gibt - das konnten wir in den Daten sehen -, entschieden wir uns dazu, sie frei fahren zu lassen und dann erst die letzten fünf Runden zu managen."

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Horner nimmt Verstappen in Schutz

Dass Verstappen dann in diesen letzten fünf Runden nicht zu kontrollieren war, wie es Motorsport-Chef Helmut Marko formuliert hat, bewertet Horner so: "Max kam wahrscheinlich zu dem gleichen Schluss wie wir, nämlich dass wenn es kaputtgeht, es dann ganz katastrophal kaputtgeht. Er dachte sich wahrscheinlich: 'Wenn ich schon untergehe, dann richtig, und nicht auf einer Bummelfahrt.'"

Horner glaubt, dass Perez nach dem Rennen weit weniger überrascht war, als er das nach außen vermittelt hat: "Er wollte ja auch wissen, wer die schnellste Runde hat. Es war ganz klar, warum er das wissen wollte. Er wusste, dass Max es probieren würde." Und: "Wir sahen keinen Grund, es ihn oder auch 'Checo' nicht probieren zu lassen."

Klingt so, als sei alles in Ordnung mit dem Hausfrieden bei Red Bull.

Surer hat daran allerdings seine Zweifel: "Ich denke, die misstrauen einander richtig", sagt er in einem aktuellen Interview auf dem YouTube-Kanal von "Formel1.de" über das Stallduell zwischen Perez und Verstappen.

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Surer: Probleme schon seit Brasilien 2022

Man habe schon in Brasilien 2022 gesehen, "dass da was kocht. Und das ist nicht verschwunden, das ist immer noch da. Das Team macht einen guten Job, das kleinzureden. Und auch die Fahrer äußern sich ja nicht wirklich dazu. Im Moment haben sie es im Griff. Aber es kann natürlich irgendwann explodieren."

Von außen einzugreifen, Verstappen von vornherein zur Nummer 1 zu erklären und in Rennen wie in Dschidda eine Stallorder zum Platztausch auszusprechen, wäre laut Surer nicht im Interesse der Show: "Wenn schon ein Team überlegen ist, dann sollten die beiden Fahrer wenigstens aufeinander losgehen, damit es Unterhaltungswert hat im Rennen."

Bei Red Bull scheint es die Überlegung, Verstappen zur erklärten Nummer 1 zu ernennen, mit einem Automatismus zum Platztausch, wenn die beiden hintereinander fahren, nicht zu geben.

Auf die Frage, ob das nicht klüger wäre, reagiert Horner ohne Verständnis: "Wieso sollten wir das tun? Wir sind im zweiten Rennen."

Horner erklärt Entscheidung gegen Stallorder

"Wir haben zwei sehr reife Fahrer, die immer gut zusammengearbeitet haben", sagt er. "Wir hatten so ein Szenario vor dem Rennen diskutiert und haben da gesagt: 'Ihr dürft frei fahren. Aber unsere Regel ist, dass das Team an erster Stelle steht und ihr das andere Auto respektiert. Wir wollen maximale Punkte.' Und genau das haben sie umgesetzt."

Zumal eine Stallorder ohnehin nicht auf Akzeptanz stoßen würde: "Perez wird sich auf kein Thema einlassen, bei dem er zukünftig Verstappen unterstützen muss. Da bin ich mir sicher", schreibt etwa Formel-1-Experte Timo Glock in seiner aktuellen "Sky"-Kolumne: "Weil der Mexikaner seine Chance sieht, mit Verstappen um den Titel zu kämpfen."

Und weiter: "Das wird zu einem Kampf zwischen den beiden führen. Da können wir uns drauf einstellen, dass es Reibereien geben wird. Diesbezüglich ist sich Red Bull sicherlich schon im Klaren. Perez hat gezeigt, dass er stark ist und im Rennen eine sehr gute Pace hat. Verstappen ist gleichzeitig einer, der sich nichts sagen lässt und das tut, was er für richtig hält. Da kann das Team sagen, was es will."

Doch Perez' starke Leistung in Saudi-Arabien hin oder her: Kaum ein Experte zweifelt ernsthaft dran, dass es auf lange Sicht Verstappen sein wird, der sich durchsetzen kann.

Surer sieht Verstappen vor Perez

Perez sei einer, sagt Surer, "der auf einigen Strecken schneller ist, superschnell ist, speziell auf Stadtkursen. Und auf anderen dann wieder Mittelmaß."

Der Schweizer ergänzt: "Perez sieht natürlich seine Chance. Wenn nochmal Antriebswellen kaputtgehen oder so, dann ist er plötzlich vorn in der Meisterschaft. Er muss natürlich auf das Pech des anderen hoffen. Aber grundsätzlich sieht er seine Chance. Und er hätte ja in Führung gehen können in der Weltmeisterschaft."

Da habe ihm Verstappen allerdings mit der schnellsten Rennrunde "einen Strich durch die Rechnung gemacht", und das habe Perez "sicherlich genervt".

Surer sagt: "Wir wissen alle, dass Verstappen der Schnellere ist. [...] Ich glaube nicht, dass es nötig ist, dass man jetzt auf Verstappen setzen muss. Der macht das schon selbst."


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