Markus Kuhn im Interview: "Ich glaube, das war's für Manning"

San Francisco - Den Super Bowl wollte Markus Kuhn eigentlich nur auf eine Art und Weise zum ersten Mal live vor Ort zu Gesicht bekommen: als Spieler. Für die ran-Redaktion ist der Defensive Tackle der New York Giants von seinem Vorsatz abgewichen und hat den Super Bowl 50 als Experte der TV-Übertragung erlebt.

Hinterher sprach Kuhn über seine Eindrücke des Jubiläums-Super-Bowls. Wenig überraschend hat ihn besonders die Verteidigungsarbeit der Broncos begeistert. Und er rechnet nun mit einem Rücktritt von Denvers Superstar Peyton Manning.

ran.de: Angesichts der überragenden Saison der Panthers war der eindeutige Ausgang zugunsten der Broncos so nicht zu erwarten. Oder?

Markus Kuhn: Auf dem Papier waren die Panthers in allen Phasen des Spiels stärker. Aber beim Football spielt das Herz eine riesige Rolle. Und gerade die Defense der Broncos war verärgert darüber, dass sie die ganze Zeit hören musste, wie toll die Panthers sind und wie hoch Denver verlieren wird. Das hat ihnen nochmal extra Feuer gegeben. Deswegen hat die Defense ein so wahnsinnig gutes Spiel abgeliefert.

ran.de: Was waren insgesamt die entscheidenden Punkte für den Sieg?

Kuhn: Zwei Dinge: Die Defense hat super gespielt und die Broncos haben ganz wichtige Turnovers geschafft. Und wem die meisten Turnovers - also Ballgewinne gegen die gegnerische Offense - gelingen, der gewinnt meistens auch.

ran.de: Patriots-Quarterback Tom Brady ist es vor zwei Wochen genauso übel ergangen wie nun Cam Newton. Haben sich die Panthers das Spiel der Broncos gegen die Patriots nicht genau genug angesehen?

Kuhn: Doch. Aber ich glaube, sie haben gedacht, dass sie nicht in die selbe Situation kommen, wenn sie am Anfang mehr punkten. Denvers Defense hat aber von Beginn an so stramm gehalten, dass es nie zu einer Panthers-Führung gekommen ist. Die Defense der Broncos konnte wirklich ihre ganze Stärke zeigen.

ran.de: Newton wird wahrscheinlich heute Nacht noch von den Broncos-Verteidigern träumen...

Kuhn: Er tut mir fast ein bisschen leid. Er hat eine Wahnsinns-Saison gespielt. Er kann auch stolz auf sich sein. Und er wird nächstes Jahr wieder angreifen.

ran.de: Peyton Manning ist nun der große Gewinner - obwohl er kein überragendes Spiel gemacht hat.

Kuhn: Er hat einen Fehler gemacht mit seiner Interception. Aber ansonsten hat er das Richtige getan und das Spiel gut dirigiert. Den Rest hat er dann quasi die Defense übernehmen lassen.

ran.de: So richtig gefreut hat er sich aber nicht. Kannst du dir das erklären?

Kuhn: Ich glaube, es war einfach ein so emotionaler Moment. Er hat gewonnen, er ist 39 Jahre alt. Es liegt eine besondere Saison hinter ihm. Und vielleicht hatte er in dem Moment auch im Hinterkopf, dass es das letzte Mal war, dass er auf dem Platz stand.

ran.de: Du denkst, er hört auf?

Kuhn: Ja, ich glaube, das war's.