ranSicht zu Bayerns 10. Meister-Titel in Folge
FC Bayern München erneut Meister: Schale Schale?
- Aktualisiert: 25.04.2022
- 09:48 Uhr
- ran.de / Alexander Rösner
Glückwunsch zu Bayerns 10. Titel in Folge! Aber wie soll es weitergehen? In seiner ranSicht macht sich Alexander Rösner, Sportchef von ran, Gedanken über die Zukunft der Bundesliga.
München - Der FC Bayern München ist zum 10. Mal in Folge Deutscher Meister geworden. Das ist der 31. Titel seit Gründung der Bundesliga: Alle anderen zusammen haben 28. Glückwunsch! Das ist sportlich wie kaufmännisch eine kontinuierliche Meisterleistung, die allerhöchste Anerkennung verdient.
Aber zehnmal nacheinander, immer nur Bayern, kein anderer? Was bedeutet das für den deutschen Fußball, das Produkt Bundesliga, die Millionen deutscher Fußball-Fans und auch den FC Bayern selbst?
Bayern hat die meisten Fans in Deutschland. Aber selbst unter Ihnen hört man Stimmen, dass es doch eigentlich gut wäre, wenn mal ein anderes Team Meister würde - für die Spannung und so … dann kann man sich auch wieder mehr freuen.
Verhaltene Reaktionen auf Bayern-Titel im Stadion
Wohl wahr. Mit Abpfiff des Spitzenspiels gegen den einzig wahren Rivalen der vergangenen zehn Jahre, Borussia Dortmund, gegen den man erstmals im eigenen Stadion die Meisterschaft klar machen konnten, waren die Reaktionen verhalten.
Die Führungsetage auf der Ehrentribüne erhob sich gemächlich, klatschte anerkennend und bekam Champagner gereicht. Es wurde angestoßen und den Spielern bei dem alljährlichen, lustigen "Sponsorbier-Begießen" zugeschaut. Dann ab in den VIP-Raum, bis der Stau vorbei ist.
Kaum Bayern-Fans harren lange nach Spielschluss aus
Die Kurve der Bayern-Fans war 25 Minuten nach Abpfiff bis auf wenige Treue fast leer. Und die warteten vergebens auf die vollständige Mannschaft.
In der Stadt war wenig von Umzügen oder Hupkonzerten zu sehen. Die Straßen und Kneipen im "Corona ist vorbei-Söderland" sind zwar voll an diesem Samstagabend, aber ausgelassene Feiern die Ausnahme. Am Tag nach dem Triumph am Bayern-Trainingsgelände an der Säbener Straße: Bayern-Fans Fehlanzeige, ein knappes Dutzend wartete still und leise.
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Spannung ist Basis für sportlichen Wettbewerb
Es muss sich etwas ändern - und zwar schnell. Spannung ist die Basis für jeden sportlichen Wettbewerb und Emotionen sind die Grundlage für Begeisterung.
Spannung und Emotionen haben in den vergangenen Jahrzehnten Fußball zu dem mit Abstand beliebtesten Sport in Deutschland und auf der ganzen Welt gemacht.
Warum kann kein Konkurrent mit Bayern mithalten?
Zuallererst sind - allerspätestens jetzt - die Konkurrenten gefragt. Warum können Dortmund und im zweiten Schritt Leverkusen, Leipzig und vielleicht ja auch mal wieder Gladbach sportlich nicht mithalten? Es sind nicht immer nur die defensiven Unkonzentriertheiten wie jetzt beim BVB. Über die Saison gesehen ist die Konkurrenz chancenlos - seit zehn Jahren.
Liegt es an den verantwortlich Handelnden oder am System?
Es muss zuallererst der Anspruch der Konkurrenz und auch des Ligaverbandes DFL sein, die Bayern-Dominanz zu brechen beziehungsweise dafür zu sorgen, dass nicht eine einzige Mannschaft über einen so langen Zeitraum derart dominant sein kann.
Internationale Medien staunen und verzweifeln
"Die Dekade der Dominanz" (The Sun, England), "Es gibt nur Bayern" (Gazzetta dello Sport, Italien), "… schlechte Nachricht für die Bundesliga, die von Beginn an selbstverständlich erscheint" (Marca, Spanien). Die Bundesliga braucht ein entschlossenes "Wir sind auch wer" als Antwort auf das dominante "Mia san mia" aus München.
Dabei sind ganz besonders Dortmund, Leverkusen und Leipzig in der Pflicht. Endlich mal wieder anspruchsvoll sein und genauso auch auftreten - 34 Spieltage lang. Das würde der Liga ach so gut tun.
Muss sich Bundesliga an der NFL orientieren?
Zugleich muss aber auch über den Tellerrand geschaut werden. Was machen andere Ligen und Sportarten besser? Salary Cap (Gehaltsobergrenzen pro Teams) und ein Draftsystem (Erstzugriffsrecht bei der Verpflichtung der besten Nachwuchstalente für die sportlich schwächeren Klubs) sind in der US-amerikanischen National Football League (NFL) taugliche Mittel für mehr sportliche Ausgeglichenheit.
Wenn sich nichts ändert, wird die Bundesliga Fans verlieren. Vor allen Dingen die jungen Zielgruppen wenden sich immer mehr ab und wenden sich anderen Sportarten zu, die spannender sind und die man auch ohne Zusatzkosten frei empfangbar verfolgen kann. Da spielen auch teure und unterschiedliche Pay-Abos für Bundesliga und Champions League eine Rolle.
Vorfreude auf Relegation in SAT.1
Ich freue mich jedenfalls jetzt auf emotionale Halbfinalspiele mit den tollen Fans der Frankfurter Eintracht und vielleicht sogar auf ein Finale der Europa League mit Frankfurt und/oder Leipzig bei den Kollegen von RTL und auf spannende Relegationsspiele mit Traditionsvereinen wie zum Beispiel Stuttgart, Hertha, Bielefeld, Werder, HSV, St. Pauli, Schalke, Dresden, Braunschweig oder Kaiserslautern in SAT.1.
Dann werden begeisterte Fans auf die Straßen gehen und feiern - sich, ihren Verein und das Besondere.
Alexander Rösner (ran-Sportchef)
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