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Kritik am Bayern-Star nimmt zu

DFB-Team: Hansi Flick erweist Joshua Kimmich einen Bärendienst - ein Kommentar

  • Aktualisiert: 16.06.2023
  • 14:06 Uhr
  • ran.de
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© IMAGO/Revierfoto

Joshua Kimmich gerät derzeit von allen Seiten unter Beschuss. Die Kritik am hochbegabten Mittelfeldspieler ist teilweise völlig überzogen. Kimmich will zu viel, weil einfach zu viel von ihm erwartet wird. Und der Bundestrainer ist mit seinem überzogenen Vergleich erst recht keine Hilfe. Ein Kommentar.

Von Chris Lugert

An Joshua Kimmich scheiden sich dieser Tage die Geister. Ex-Nationalspieler Mario Basler, für sein loses Mundwerk bekannt, hat es sich zum neuen Hobby gemacht, quasi zu jeder Gelegenheit verbal auf den 28-Jährigen einzudreschen. "Ich würde ihn mit der Schubkarre nach Barcelona bringen", war noch eine seiner zurückhaltendsten Äußerungen zu den Gerüchten um ein angebliches Interesse der Katalanen an Kimmich.

Wo Kritiker sind, lassen die Verteidiger meist nicht lange auf sich warten. Bundestrainer Hansi Flick stellte sich nun vehement vor seinen Spieler. Und wählte dabei einen Vergleich, der ebenso überzogen ist, wie Baslers Dauerschleifen-Pöbelei.

Kimmich, so sagte es Flick, wolle immer gewinnen und habe - Achtung - eine "Mentalität, die hat Kobe Bryant gehabt, die hat Michael Jordan gehabt". Ein noch höheres Regal hatte der Bundestrainer gerade wohl nicht parat.

Es ist richtig, seinen Spieler in Schutz zu nehmen. Aber mit derartigen Äußerungen erreicht er womöglich das Gegenteil dessen, was er eigentlich bewirken will.

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Joshua Kimmich und die überzogene Erwartungshaltung

Denn Kimmichs Problem ist schon seit jeher die überzogene Erwartungshaltung, die ihm von allen Seiten entgegengebracht wird. An seinen fußballerischen Qualitäten gab es nie einen Zweifel, doch nach den Rücktritten von WM-Helden wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Toni Kroos entstand in den vergangenen Jahren oft der Eindruck, Kimmich müsse den deutschen Fußball alleine retten.

Und alles, was nicht geklappt hat in dieser Zeit, sei Kimmichs Versagen. Auch beim FC Bayern war die Situation ähnlich. Kimmich als Anführer einer neuen Generation, die doch bitte genauso erfolgreich sein soll wie jene zuvor.

Was im Klub noch ganz gut funktioniert und mit dem Champions-League-Sieg 2020 - unter Flick - Früchte getragen hat, kam in der DFB-Elf dagegen nie zustande. Kimmich wurde als Gesicht der drei verkorksten Turniere 2018, 2021 und 2022 abgestempelt.

Wie sehr ihn das alles mitnimmt, zeigte Kimmich in seinem emotionalen Interview nach dem WM-Aus in Katar, als er zugab, Angst davor zu haben, "in ein Loch zu fallen". Leistungstechnisch passierte ihm das auch tatsächlich, aber nicht nur ihm.

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Hansi Flick baut noch zusätzlichen Druck für Joshua Kimmich auf

Seither folgte ein Teufelskreis. Kimmich spielt unter seinen Möglichkeiten und will seine Top-Leistung erzwingen, dabei übertreibt er es aber sowohl sportlich als auch in seinem Auftreten auf und neben dem Platz, wie beispielsweise seine unnötige Provokation in Richtung der Freiburg-Fans Anfang April.

Was Kimmich in dieser Phase braucht, ist ein Trainer, der ihm klare Anweisungen auf dem Platz gibt und ihm intern vollstes Vertrauen ausspricht. Was er hingegen nicht braucht, ist ein Trainer, der noch zusätzlich Druck aufbaut.

Das war sicher nicht Flicks Absicht. Aber in der Sportwelt sind Bryant und Jordan zwei Monumente, die Besten der Besten. Und jeder Sportler, der mit diesen Legenden auf eine Stufe gestellt wird, weckt automatisch Erwartungen. Und die sind, wie bereits geschildert, bei Kimmich schon hoch genug.

Flick liefert den Kimmich-Kritikern damit leider eine Steilvorlage, bei den nächsten schwächeren Auftritten sich noch lautstärker über den Mittelfeldregisseur zu echauffieren.