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Miami Heat gehen die Optionen aus

NBA: In Game 4 der Finals zeigen Denver Nuggets ihr wahres Gesicht

  • Aktualisiert: 10.06.2023
  • 09:33 Uhr
  • ran
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© Imago
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Die Denver Nuggets um Superstar Nikola Jovic gewinnen auch Spiel 4 der NBA-Finals. Sie fahren mit einer 3:1-Führung zurück nach Denver. Was im "Championship Stretch" den Unterschied macht und welche Rolle Jamal Murray spielt, schreibt Ole Frerks in seiner NBA-Kolumne.

Von Ole Frerks

Die Denver Nuggets haben sich Spiel 4 der NBA Finals gesichert und können den Titel nun vor heimischem Publikum perfekt machen. Beim 108:95-Sieg demonstrierte das Team aus Colorado, dass es auf nahezu jede Frage eine überzeugende Antwort finden kann – zur Not sogar mal ohne Nikola Jokic. Die Takeaways zum Spiel.

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1. Der sogenannte "Championship Stretch"

Auf dem Weg zu jeder Championship gibt es einzelne Szenen oder Phasen eines Spiels, die den Run im Nachhinein definieren. Irgendetwas macht sie besonders einprägsam oder zum Symbolbild dafür, warum dieses Team besser und erfolgreicher war als die anderen. Die Nuggets müssen, wenn sie ihre 3-1-Führung nun über die Ziellinie bringen, nicht länger nach einer solchen Phase suchen.

Zu Beginn des vierten Viertels von Spiel 4 lief scheinbar alles gegen sie. Über zweieinhalb Minuten blieben sie punktlos, aus einer 13-Punkte-Führung wurde ein Vorsprung von 10 Punkten. Schlimmer war, dass Nikola Jokic sich sein viertes und fünftes Foul abholte und bei noch 9:24 Minuten auf der Uhr auf die Bank beordert wurde.

(Kurz am Rande: Bei einem anderen Ausgang wäre (mal wieder) eine hitzige Schiedsrichter-Debatte entbrannt. Nicht, weil Scott Foster und Co. auf den Flop von Bam Adebayo vor Jokics fünftem Foul hereinfielen – sondern weil jeder es erwartete, dass mehrere solcher Calls in Richtung Miamis gehen würden, sobald Fosters Name vor dem Spiel als Crew-Chief bekannt wurde. Der Mann heißt nicht zu Unrecht "The Extender". Das ist nicht ideal!)

Es war nicht spielentscheidend. Stattdessen schafften es die Nuggets, die seit Jahren (vor diesen Playoffs!) als hoffnungslos galten, sobald Jokic auf der Bank saß, ihre Führung zu verteidigen, obwohl Miami die ersten 8 Punkte des Schlussviertels erzielte. Über fünf Minuten sah Jokic zu, wie sein Team Miami nur auf einen Punkt weiter herankommen ließ, bei 4:09 Minuten auf der Uhr kam er dann zurück und half bei der endgültigen Entscheidung, auch wenn er keinen Punkt oder Assist mehr verzeichnete.

Es war grundsätzlich nicht das "produktivste" Offensivspiel für Jokics Verhältnisse. 23 Punkte (8/19 FG), 12 Rebounds und 4 Assists sind mitnichten schlecht, aber nicht seine gewohnten Zahlen. Der Serbe verteidigte zwar richtig gut, wenn er durfte (3 Steals, 3 Blocks), aber es passte zum Spiel, dass sich diesmal einige andere Nuggets in den Vordergrund drängten.

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Bruce Brown wurde in diesem Spiel zum Nuggets-Closer und erzielte 11 seiner 21 Punkte (8/11 FG) in den letzten fünf Minuten des Spiels. Jamal Murray und Aaron Gordon waren ohnehin überall (siehe unten). Und Kentavious Caldwell-Pope war entscheidend an zwei der wichtigsten Szenen des Spiels beteiligt.

5:32 auf der Uhr, Miami lag mit 7 Punkten hinten, war noch mitnichten geschlagen und hatte etwas Momentum, nachdem Murray einen Isolations-Jumper vergeben hatte. Jimmy Butler wollte auf der Gegenseite zu Werke gehen, holte sich den Switch von seinem primären Verteidiger Gordon auf Caldwell-Pope, den der im Lauf der Serie schon einige Male überpowert hatte.

KCP bekam jedoch eine Hand an den Ball, als Butler aus dem Post-Up zum Wurf hochsteigen wollte. Butler bekam den Ball wieder unter Kontrolle, aber KCP stibitzte ihn direkt noch einmal, diesmal endgültig. Die Nuggets scorten wenige Sekunden später, wieder +9, kurz danach kehrte Jokic zurück, richtig brenzlig wurde es danach nicht mehr. 

"Unsere Offense sieht vielleicht nicht so wunderschön aus wie mit Nikola, aber die fünf Jungs da draußen verteidigen", sagte Michael Malone. "Das war der Schlüssel dafür, dass sie so gut aussahen und zurück ins Spiel gefunden haben, nachdem sie einen 8:0-Run kassiert hatten. Die Jungs haben Verantwortung übernommen."

Die endgültige Entscheidung wiederum besorgte dann auch KCP, als er bei 1:49 Minuten auf der Uhr einen Dreier zum 105:91 versenkte. Zu diesem Zeitpunkt verließen große Teile des Heat-Publikums bereits das Kaseya Center, während bei "ESPN" eingeblendet wurde, wie Nuggets-Fans die ausverkaufte Ball Arena in Denver zum Tollhaus machten.

Sie können es riechen, die erste Championship der Franchise-Geschichte ist nah. Und diesen Stretch im vierten Viertel, als die Nuggets zeigten, wie gut und tief und resilient und nervenstark sie sogar ohne ihren besten Spieler sein können, wird vermutlich keiner ihrer Fans so schnell vergessen.  

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2. Jamal Murray, der Playmaker

Gleiches gilt wohl auch für die Leistung von Murray, insbesondere im vierten Viertel, aber auch davor. Miami machte es defensiv sehr offensichtlich zur Priorität, den Kanadier nach dessen überragendem Scoring-Start in Spiel 3 zu einem geringeren Faktor zu machen. Gewissermaßen erreichten sie dieses Ziel, zumindest als Scorer war Murray unauffällig (15 Punkte, 5/17 FG).

Er ist jedoch kein reiner Scorer, selbst wenn er sich über die Jahre eher den Ruf als Score-First Guard verdient hat – was sicherlich auch damit zusammen hängen könnte, dass er in der Regel neben dem besten Passer der Welt spielt. Murray kann selbst auch verdammt gut passen und das Spiel lesen, wenn die Situation dies erfordert.

In jedem Finals-Spiel hat er bisher mindestens 10 Assists verteilt, das ist ein Finals-Novum (von denen Jokic und Murray in dieser Serie so einige anhäufen). Und doch war es in Spiel 4 noch einmal ein Level über insbesondere Spiel 3, in dem Murray neben 10 Dimes auch 7 Ballverluste verzeichnete. In Spiel 4 waren es 12 Assists OHNE Ballverlust, viel besser geht es nicht.

Zumal der Schwierigkeitsgrad enorm war. Über das gesamte Spiel sah Murray immer wieder Blitzes und insbesondere Adebayo arbeitete hart dafür, Murray vom Drive abzuhalten. Immer wieder band er so einen zweiten Verteidiger, selbst wenn es nur kurz war. Statt dann Würfe zu erzwingen, spielte Murray jedoch immer wieder den richtigen Pass, oft auf Jokic, aber mitnichten exklusiv.

Auf das Two-Man-Game und die Handoff-Aktionen von Jokic und Murray hatte Miami erneut keine dauerhaft gute Antwort, auch wenn ihre Aktivität gerade zu Beginn des Spiels besser aussah als in Spiel 3. Murray war jedoch auch zur Stelle, als Jokic draußen saß. Er spielte geduldig, attackierte, bewegte die Defense und fand jede Lücke.

Murray ist kein Sidekick. Der Mann war bisher noch nie All-Star (das dürfte sich kommende Saison ändern), liefert in den Playoffs jedoch nicht zum ersten Mal ab wie einer der absolut besten Spieler der Liga. Dazu gehört auch, dass er Spiele mittlerweile so prägen kann, in denen er nicht heiß läuft – und in denen die gegnerische Defense in erster Linie darauf hinarbeitet, ihn zu kontrollieren. 

"Sie haben heute fast jedes Pick'n'Roll geblitzt, sie wollten meine Wurfversuche limitieren. Und ich habe einfach nicht dagegen angekämpft", sagte Murray. "Wir haben ein Team und viele Spieler, die übernehmen können und mit Selbstvertrauen spielen. Da muss ich nichts erzwingen, sondern den einfachen Pass spielen."

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3. Aaron Gordon, der Finisher

Das Dilemma der Heat ist offenkundig – es gibt wahrscheinlich keine gute defensive Antwort gegen Denver. Jokic und Murray sind so gut und variabel, dass sie während eines Spiels laufend die Rollen tauschen können. Und die restlichen Nuggets sind exzellent darauf eingestellt, rund um diesen Tanz ihrer Stars so viel Chaos zu stiften wie möglich.

Das Off-Ball-Movement der Nuggets war in Spiel 4 wieder einmal eine Augenweide. Michael Porter Jr. hat weiter Probleme mit dem Wurf, kam dafür aber endlich wieder mehr in Korbnähe zu leichten Abschlüssen, weil die Heat-Defense in Richtung von Murray und Jokic überlud und so Räume entstanden. Auch Brown kam so auf einen Teil seiner Abschlüsse.

Der Rollenspieler-"Star" schlechthin in Spiel 4 war jedoch Gordon, der mit 27 Punkten ein Playoff Career-High aufstellte und nebenbei auch defensiv wieder richtig gut aussah. Gordon versteht es besser als jeder andere, wie er sich in dieser Offense bewegen muss, um effektiv zu sein. Gerade im Duell mit einem Team, das nur einen großen Verteidiger hat, der anderswo gebraucht wird, ist seine Länge und Athletik umso wertvoller.

Der Ball findet Gordon, wenn er ein Mismatch hat – und er überpowert jeden Heatle, der nicht Adebayo oder Butler heißt. Bei seinen Cuts macht er es sich genau wie Porter Jr., Brown oder der diesmal unauffälligere Christian Braun zum Vorteil, dass die Help-Verteidiger Miamis in der Regel versuchen, vom ballführenden Spieler Offensivfouls anzunehmen, und kommt hinter die Defense.

Der Dunker Spot ist bei vielen Teams die Position, wo sie ihren miesesten Schützen verstecken, der vielleicht mal einen Durchstecker verwerten oder einen Offensiv-Rebound holen kann. Im Prinzip ist das auch bei Gordon der Fall, nur eben viel besser – weil er mit Jokic zusammenspielt, schnell denkt und aus dem Stand 4 Meter in die Höhe springen kann. In dieser Offense, in dieser Rolle ist Gordon eine Waffe.

(Am Rande: Die Anschreiber in Miami werteten diesen Pass von Jokic nicht als Assist. Sie konnten dessen Chuzpe wohl auch nicht fassen.)  

4. Die guten Geister verlassen Miami

Stichwort "miese Schützen" – das war Gordon in Spiel 4 nicht. Genau genommen war das bei den Nuggets niemand außer dem armen MPJ, der diesmal 0/3 von draußen traf. ALLE anderen Nuggets trafen mindestens 40 Prozent, im Kollektiv waren es 14/28 und insbesondere Gordon (3/4) und Brown (3/5) trafen weit über ihrem gewohnten Niveau.

Eigentlich waren solche Shooting Performances in diesen Playoffs die Domäne der Heat. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt scheint das Shooting Luck Miami aber verlassen zu haben, in dieser Partie waren es 8/25 von draußen. Mit acht oder weniger Dreiern gewannen die Heat in diesen Playoffs nur zweimal gegen die Knicks, für jeden anderen Sieg waren mehr Triples nötig, mit einer Ausnahme sogar mindestens 13. 

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Die 25 ist dabei vielleicht sogar die interessantere Zahl. Dass Miami nur so wenige Dreier nehmen konnte, sagt einiges darüber aus, wie gut Denver mittlerweile darin ist, die Wege der Heat-Schützen einzuschränken. Max Strus (0/3) war erneut kein Faktor, Gabe Vincent (0/4) auch nicht. Es gibt kaum mal einen offenen Wurf, fast jeder Versuch in Spiel 4 war eng verteidigt.

Die Nuggets haben das Handoff-Game von Adebayo mittlerweile besser entschlüsselt. Sie kommunizieren besser, im Gegensatz zum Beginn der Serie gibt es nur noch sehr wenige defensive Breakdowns. Ihre Closeouts sind sauberer. Und sie übertreiben es nicht mehr mit der Hilfe, gerade gegen Butler.

Der Heat-Superstar war nicht schlecht in Spiel 4 (25 Punkte, 9/17 FG, 7 Assists, 7 Rebounds). Er konnte die Partie jedoch, gerade in der zweiten Hälfte, zu keinem Zeitpunkt übernehmen oder die Defense so richtig zum Nachdenken bringen. Die Nuggets können es sich leisten, Butler mit einem Spieler zu verteidigen, was wiederum weniger Platz und Möglichkeiten für die restlichen Heat bedeutet.

Jimmy Butler gibt Hoffnung auf Heat-Sieg nicht auf

"Ihre Würfe werden fallen", sagte Butler trotzdem. "Sie sind der Grund, warum wir viele Spiele gewonnen haben, und wir können jetzt nicht das Vertrauen in sie verlieren. Ich werde das nicht tun. Ich werde weiter den richtigen Basketball spielen, den Jungs Selbstvertrauen zusprechen und ihnen den Ball geben. Wir leben immer mit den Resultaten."

Der einzige Spieler abseits von Bam und Butler, der in dieser Serie einigermaßen regelmäßig einen positiven Impact zu haben scheint, ist Duncan Robinson – vielleicht ist es eine Option für Spoelstra, ihn für Spiel 5 in die Starting Five zu stellen oder zumindest seine Spielzeit hochzuschrauben. Allzu viele weitere Trümpfe haben die Heat jedoch wohl nicht mehr in der Hand.

Die Heat haben die Finals erreicht, weil Butler bei Bedarf regelmäßig der beste Spieler auf dem Court sein konnte (vor allem gegen Milwaukee), weil sie als Team extrem gut warfen, und weil sie smarter und härter spielten als ihre Gegner. All das ist in dieser Serie über nun vier Spiele nicht der Fall. Denver hatte bisher auf jede Frage eine Antwort.

"Wir sind einfach bereit dafür, die Meisterschaft zu gewinnen. Wir haben die Werkzeuge dafür. Wir müssen es nicht zu kompliziert machen", sagte Murray nach dem Spiel. Es fällt zunehmend schwer, ihm da zu widersprechen.


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