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Yann Sommer exklusiv: "In Sarajevo oder Gladbach - uns wird nichts geschenkt!"

  • Aktualisiert: 22.08.2014
  • 12:34 Uhr
  • ran.de / Andreas Kötter
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© Imago
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Yann Sommer tritt kein leichtes Erbe an bei Borussia Mönchengladbach. Immerhin wurde der Schweizer als Nachfolger von Marc-André ter Stegen verpflichtet. Die Chancen, dass der National-Keeper der Eidgenossen diese Hürde nimmt, stehen aber nicht schlecht. Im Exklusiv-Interview mit ran.de spricht Sommer über seine ersten Wochen bei Borussia, die schwere Aufgabe in den Europa League-Playoffs gegen Sarajevo (Do. ab 20:30 Uhr live bei kabel eins und auf ran.de) und die zunehmende Zahl Schweizer Profis in der Bundesliga.

ran.de: Herr Sommer, auch wenn es im Pokal ein Sieg "nur" bei einem Viertligisten war, gibt dieser Erfolg dennoch großes Selbstvertrauen, oder verbucht man das unter "alles andere wäre eine Blamage gewesen"?

Yann Sommer: Ein positiver Start ist immer wichtig, egal gegen wen. Gerade mir als Spieler, der neu zur Borussia gekommen ist, hilft das sehr und gibt mir das für die kommenden Aufgaben nötige Selbstvertrauen. Wir haben zwar zuvor einige sehr gute Freundschaftsspiele absolviert, aber Freundschaftsspiele sind nun mal keine Pflichtspiele. In Freundschaftsspielen wird noch viel experimentiert, und zudem haben wir im letzten Test gegen Athletic Bilbao in nur wenigen Minuten nach drei Ecken drei Treffer kassiert. Da hilft ein Erfolg in einem Pflichtspiel sehr, um das angeknackste Selbstvertrauen wieder aufzubauen, auch wenn der Gegner aus der vierten Liga kommt. Aber was heißt schon vierte Liga?! Ich habe festgestellt, dass in Deutschland auch die Vierligisten richtig gut kicken können.

ran.de: Vor dem Ligastart steht am Donnerstag das Europa League-Playoff-Hinspiel beim FK Sarajevo an (ab 20:30 Uhr live bei kabel eins und auf ran.de). Was wissen Sie über dieses Team?

Sommer: Ich kenne die Spieler noch nicht genauer. Allerdings mussten wir mit Basel gegen ähnliche Gegner antreten. Daher weiß ich, dass die Teams vom Balkan sehr unangenehm zu spielen sind, weil sie alle einen guten Fußball spielen können und meist aggressiv zur Sache gehen. Zudem ist die Stimmung durch das Publikum oft sehr aufgeheizt, so dass Sarajevo für uns gewiss keine einfache Aufgabe wird.

ran.de: Wie bereitet man sich als Torwart auf Spieler bzw. gerade auch auf Stürmer vor, über die nur wenig bekannt ist?

Sommer: Wir sehen uns zur Vorbereitung Videos des Gegners an und bekommen Informationen zu den einzelnen Spielern. Und wenn ich noch weiteren Bedarf habe, hilft mir natürlich das Internet, das heute ohnehin alles an Information, wozu auch immer, zur Verfügung stellt. Im Übrigen bereite ich mich aber auf jeden Gegner, ob es sich nun um einen Europa League-Teilnehmer, einen Liga-Konkurrenten oder ein Amateur-Team handelt, gleichermaßen gewissenhaft vor. Die Spielklasse eines Gegners macht da für mich keinen Unterschied.

ran.de: Sarajevo hat in den ersten beiden Playoff-Runden die Heimspiele zunächst verloren, auswärts aber schließlich das Weiterkommen gesichert; man sollte also gewarnt sein...

Sommer: Absolut! Hier geht es um den Einzug in die Europa League, da wird uns nichts geschenkt werden, weder in Sarajevo noch eine Woche später in Mönchengladbach. Ich glaube jedenfalls, dass das zwei sehr harte, sehr schwere Spiele werden. Wenn wir aber die große Qualität, die in unserer Mannschaft steckt, auf den Platz bringen, sollte es klappen mit der Europa League!

ran.de: Sie sprechen die "große Qualität" des Kaders an; hatten Sie das so erwartet, oder sind Sie sogar etwas überrascht, wie gut besetzt Ihre neue Mannschaft ist?

Sommer: Ich habe das so erwartet, weil ich mir schon in der vergangenen Saison einige Spiele der Borussia angeschaut habe. Da war schnell zu sehen, welche Qualität in der Mannschaft steckt, und dass mit Lucien Favre ein Trainer die Verantwortung hat, der einen sehr gepflegten, offensiven Fußball spielen lässt, der für die Zuschauer spektakulär anzuschauen ist. Zudem überzeugt mich der ausgewogene Mix im Kader zwischen vielen jungen Spielern und einigen älteren, die große Erfahrung einbringen.

ran.de: Wie ist nach knapp vier Wochen darüber hinaus Ihr Eindruck von den Gegebenheiten bei Borussia?

Sommer: Auch in Basel habe ich einen Club erleben dürfen, beim dem einerseits sehr professionell gearbeitet wird, in dem man andererseits aber auch großen Wert auf eine familiäre Atmosphäre legt. Das ist bei Borussia ähnlich. Unterschiede sind dagegen sicher, dass die Bundesliga noch einmal ganz anders vermarktet wird als die Schweizer Super League. In Deutschland wird etwa selbst noch ein Pokal-Spiel gegen einen Viertligisten live übertragen, und es kommen auch vielmehr Fans, um sich bloß einmal ein Training anzuschauen.

ran.de: Sie gelten als sehr kommunikativer Typ; halten Sie sich dennoch, wenn Sie neu zu einem Team stoßen, zunächst an das, was Sie kennen, in diesem Fall also an Ihren Landsmann Granit Xhaka?

Sommer: Ich versuche eigentlich von Anfang an offen auf jeden einzelnen zuzugehen. Denn mir ist es wichtig, dass ich sehr schnell die verschiedenen Charaktere in der Mannschaft kennenlerne und verstehe. Das macht die Integration leichter. Zudem wohnen drei Team-Kollegen ganz in meiner Nähe (Sommer wohnt in Düsseldorf; d. Red.), so dass man auch abseits des Jobs mal etwas gemeinsam unternimmt. Und was Granit betrifft: Der hat in der Umkleidekabine den Platz direkt neben mir und hat mir in den ersten Tagen bei der Eingewöhnung sehr geholfen.

ran.de: Mit Xhaka waren Sie Teil des Schweizer WM-Aufgebots, von dem mittlerweile mehr als die Hälfte in der Bundesliga unter Vertrag steht...

Sommer: Tatsächlich sind es sogar vier Schweizer Keeper, die hier spielen, und das in einer Liga, die traditionell für ihre sehr guten Torhüter bekannt ist. Das ist eine sehr schöne Entwicklung für den Schweizer Fußball und zeigt, dass die gute Juniorenförderung und die Nachwuchsarbeit der Klubs Früchte tragen. Bei uns sind die Stadien zwar nicht so groß und so imposant wie in der Bundesliga, aber auch in der Schweiz gibt es Mannschaften, die einen sehr guten Fußball spielen können.

ran.de: Gerade auch als Torwart gut Fußball spielen zu können – das ist einer der Gründe, für die man Sie neben den Grundtugenden eines Keepers verpflichtet hat. Als es in den Tests gegen Enschede und Bilbao für Sie persönlich nicht ganz rund gelaufen ist, hat ein Boulevardblatt dennoch gleich provokant getitelt "Hält der Sommer, was er verspricht?". Können Sie, abgesehen davon, dass eigentlich gelten sollte "No Jokes with Names", über so etwas lachen?

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Max Eberl
News

Eberl: Gladbach ist "richtig heiß auf Europapokal"

Borussia Mönchengladbach spielt am Donnerstag beim FK Sarajevo um eine gute Grundlage für den Einzug in die Europa League (ab 20.30 Uhr live bei kabel eins und auf ran.de).

  • 21.08.2014
  • 12:06 Uhr

Sommer: Sie werden lachen, ich habe das nicht einmal gelesen (lacht)! Ich kenne die Boulevardpresse aus der Schweiz sehr gut, dort haben wir auch so eine Art "Bild", nur etwas kleiner, "Blick". Lassen Sie mich aber noch etwas zu den angesprochenen Testspielen sagen. Wenn man gerade erst ein paar Tage bei einem neuen Klub ist, geht es darum, das neue Umfeld, die neuen Kollegen, die neuen Torwarttrainer und die neuen Übungen erst einmal kennenzulernen. Dann kommt der erste Test bei Twente Enschede, und man muss versuchen, das Gelernte sofort umzusetzen, zum Beispiel also, dass ich viel mehr ins Spiel einbezogen werde als das in Basel der Fall war. 

ran.de: Das ist das Spiel, das Borussia schon mit Marc-André ter Stegen gespielt hat...

Sommer: Exakt. Dann folgt das Spiel gegen Bilbao, und bereits nach 15 Minuten muss man zum dritten Mal nach einer Ecke den Ball aus dem Netz holen. Das ist natürlich alles andere als schön. Aber es ist auch kein Beinbruch, weil diese Tests doch genau dafür da sind, etwaige Fehler zu erkennen und sie später abzustellen.

ran.de: Wie verhalten Sie sich in einer solchen Situation, gehen Sie eher hart mit sich ins Gericht, oder versuchen Sie, das Ganze möglichst schnell abzuhaken und nach vorne zu blicken?

Sommer: Ich nehme das Ganze relaxed und schaue nach vorne, allerdings ohne krampfhaft etwas verdrängen zu wollen. Denn das wäre ein großer Fehler. Vielmehr geht es darum, sich mit Torwarttrainer Uwe Kamps noch einmal im Einzelnen anzuschauen, was nicht gepasst hat, und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Mit Lucien Favre sprechen wir dann gemeinsam darüber, wie und wo die einzelnen Abwehrspieler zum Beispiel bei Ecken stehen sollten, damit es mir ein gutes, sicheres Gefühl vermittelt. Und dann geht es weiter. Drei Gegentreffer in nur 15 Minuten werden jedenfalls so schnell ganz sicher nicht mehr kassieren!

ran.de: Borussias Fans scheinen Sie ohnehin vom ersten Augenblick an ins Herz geschlossen zu haben. Für die nur wenigen Meter vom Trainingsplatz zur Kabine haben Sie in den vergangenen Tagen wegen der vielen Autogrammwünsche auch schon mal eine halbe Stunde benötigt; hat Ihnen das die Sorge genommen, dass der Schatten Ihres Vorgängers, Marc-André ter Stegen, übermächtig sein könnte?

Sommer: Es ist wunderbar, wenn man so herzlich empfangen wird, wie mir das in den vergangenen Tagen hier widerfahren ist. Das hilft mir sehr bei der Eingewöhnung. Aber ich habe vom ersten Augenblick an auch immer betont, dass es für mich völlig normal ist, dass Marc André ter Stegen noch sehr präsent ist in den Köpfen und in den Herzen der Fans. Schließlich ist er ein hervorragender Torwart und soll, wie mir jeder berichtet, auch ein ganz feiner Kerl sein.

ran.de: Welches ganz persönliche Ziel setzen Sie sich nun für die folgende Saison?

Sommer: Es wäre toll, wenn ich über eine komplette Saison auf hohem Niveau so konstante Leistungen abrufen könnte wie nur eben möglich. Hinten kompakt und stabil zu stehen, das muss unser Ziel sein. Dafür bedarf es großer Konzentration und eines großen Zusammenhalts, vor allem auch in der Defensive, bzw. in der Rückwärtsbewegung der gesamten Mannschaft. Und je weniger Gegentore wir bekommen und je seltener ein Keeper den Ball aus dem eigenen Netz holen muss, desto schöner ist es natürlich.


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