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Eric Bieniemy und sein Wechsel zu den Washington Commanders: Warum der Offensive Coordinator für Kontroversen in der NFL sorgt
- Aktualisiert: 25.02.2023
- 09:11 Uhr
- ran.de
Eric Bieniemy holt als Offensive Coordinator der Kansas City Chiefs zweimal den Super Bowl - und verlässt die Franchise nun in Richtung US-amerikanische Hauptstadt. Rund um diesen Wechsel zu den Washington Commanders gibt es übermäßig viel Aufsehen.
Als Eric Bieniemy bei seiner Vorstellungs-Pressekonferenz gefragt wurde, warum er bei den Washington Commanders unterschrieben habe, hatte der neue Offensive Coordinator eine schnelle Antwort parat: "Warum nicht Washington?"
Dann blickte der 53-Jährige in die erste Reihe des Auditoriums, wo namhafte Spieler seines neuen Teams Platz genommen hatten. Wide Receiver Terry McLaurin, die Running Backs Brian Robinson und Antonio Gibson, Tight End Logan Thomas und Quarterback Sam Howell.
"Sehen Sie sich all diese Talente an", entgegnete er in Richtung der anwesenden Journalisten: "Ich bin begeistert von dieser Gelegenheit. Ich habe keinen Zweifel an dem, was sie hier aufbauen wollen. Ich habe noch nie vor einer Herausforderung zurückgeschreckt."
Washington als Neuanfang
Klein ist die Herausforderung des Offensivspezialisten dabei mitnichten. Seit 2016 war die Offense der Commanders in Sachen Passing Yards oder Punkte nie besser als Rang 16 im ligaweiten Vergleich. In den vergangenen drei Jahren unter Head Coach Ron Rivera gab es 22 Siege bei 27 Pleiten und einem Remis. Weil die Franchise zudem auch noch zum Verkauf steht, muss 2023 unbedingt zu einer guten Saison werden.
Einer Saison, in der mit Bieniemy ein neuer Offensive Coordinator das Sagen hat. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes und entgegen seiner bisherigen Erfahrung bei den Kansas City Chiefs, wo Cheftrainer Andy Reid beim Playcalling das letzte Wort hatte.
Nach erfolgreichen Jahren bei den Chiefs, mit denen Bieniemy zwei Mal den Super Bowl gewann und sein Quarterback Patrick Mahomes ebenfalls zweimal zum MVP gewählt wurde, stellt sich der 53-Jährige nun der Herausforderung Commanders. Ein Team, bei dem mit Sam Howell ein Spielmacher auf ihn wartet, von dem unzählige NFL-Fans noch nie etwas gehört haben dürften.
Seit 2013 stand Bieniemy in Diensten der Chiefs, sein Neustart in Washington sorgt nun für mächtig Wirbel. Aber warum?
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Wieder kein Posten als Head Coach
Eigentlich sollte man meinen, der Wechsel eines Offensive Coordinators von einem NFL-Team zum anderen wäre ein vergleichsweise unspektakulärer Vorgang. In diesem Fall gilt das aber nicht.
Denn Bieniemy ist nicht einfach irgendein Coordinator der besten Football-Liga der Welt. Er ist der Coordinator, der seit mehreren Jahren in jeder Offseason im Mittelpunkt des Interesses steht. Wann bekommt er endlich seinen ersten Posten als Head Coach? Diese Frage wurde und wird wieder und wieder gestellt – seit Jahren. Und doch hat es wieder nicht geklappt. Trotz zweitem Super-Bowl-Sieg und einer erfolgreichen Ära, auf die er zurückblicken kann.
Bei sage und schreibe 15 verschiedenen Teams absolvierte er bereits Interviews für den Posten als Cheftrainer - erfolglos. Er selbst gibt sich äußerlich gelassen. "Es ist noch nicht passiert. Es ist aber nichts, was mich in der Zukunft beeinflussen wird. Über die ganze Sachen mit dem Cheftrainer können wir nächstes Jahr mal reden. Ich konzentriere mich auf die anstehende Aufgabe", gab er sich bei der Pressekonferenz der Commanders pflichtbewusst.
Scharfe Kritik von McCoy
Warum es bislang noch nicht mit dem Sprung nach ganz oben geklappt hat, fragen sich in der NFL inzwischen viele. Geht es nach LeSean McCoy, dann gibt es dafür gute Gründe. "Was sind denn seine Qualitäten als Koordinator? Ich war da, andere nicht. Er hat nichts mit dem Passspiel zu tun. Das macht alles Andy Reid", lästerte der frühere Chiefs-Running-Back, der unter Bieniemy den Super Bowl 2019 gewann, in der Talkshow "Speak".
Und weiter: "Er ist auch nicht derjenige, der Fehler korrigiert oder generell redet. Jetzt gehst du von den Chiefs, wo du dich hinter Patrick Mahomes verstecken konntest, zu den Commanders, wo du Spielzüge ansagen sollst? Das kann nicht gut gehen", formulierte er unmissverständlich.
Der Coach nahm die scharfe Kritik an seiner Person gelassen hin. "LeSean McCoy ist ein zukünftiger Hall of Famer. Jeder hat ein Recht auf seine eigenen Kommentare und seine eigene Meinung", sagte er bei "ESPN".
Mahomes lobt Bieniemy überschwänglich
Doch während Bieniemy sich zurückhaltend gab, bekam er gleich von mehreren Seiten wortgewaltige Unterstützung. Der langjährige Chiefs-Running-Back Jamaal Charles erklärte, er habe "so viele Dinge von 'EB' gelernt und halte immer noch Kontakt zu ihm. Er verdient es, Head Coach zu sein".
Ex-Chiefs-Receiver Tyreek Hill schaltete sich ebenfalls in die Diskussion ein. "Shady ist glaube ich nur sauer, weil Bieniemy ihm sagte, dass er den Ball ordentlich festhalten soll." McCoy war während seiner Karriere dafür bekannt, die Bälle lose und mit nur einer Hand festzuhalten.
Die wichtigste Unterstützung bekam der neue OC der Commanders aber von seinem lange Zeit wichtigsten Spieler: Patrick Mahomes.
"Es sollte keine Fragen darüber geben, was für ein großartiger Mann und Trainer Coach Bieniemy ist. Seine Führung hat einen direkten Einfluss auf den Spieler und Mensch, der ich heute bin", schwärmte der Quarterback-Superstar bei Twitter.
Und weiter: "Mehr als zehn Jahre habe ich unter einem der größten Trainer aller Zeiten gelernt...und ich kann es kaum erwarten, dass er den Zweiflern weiterhin das Gegenteil beweist."
Commanders-Quarterback Howell freut sich
Ob Bieniemy in der schwierigen Umgebung in Washington Erfolge feiern kann, wird wohl erst die Zeit zeigen, die Motivation bei seinen neuen Schützlingen scheint aber zumindest groß zu sein.
"Ich freue mich sehr darauf, loszulegen. Ich bin ein großer Fan von ihm. Wenn ich ihn hier reden höre, bin ich von ihm sehr beeindruckt", zeigte sich Quarterback-Youngster Howell, der erst in einem NFL-Spiel als Starter auf dem Feld stand, begeistert.
"Offensichtlich kommt er von einem Team, das viel Erfolg hatte, vor allem in der Offensive. Ich freue mich darauf, all das zu lernen und mit ihm loszulegen." Worte, die Bieniemy gerne hören wird.