Die Dortmunder Aufführung des Klassikers Dr. Jekyll und Mr. Hyde
- Aktualisiert: 12.11.2014
- 10:24 Uhr
- ran.de / Johannes Fischer
Der BVB lässt derzeit viele Fragen offen. Wie lässt sich zum Beispiel der Leistungsunterschied zwischen Bundesliga und Champions League erklären? ran.de sucht nach Lösungsansätzen.
Dortmund - Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde ist ein Literaturklassiker des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson - und er wird in diesen Wochen im Dortmunder Signal Iduna Park aufgeführt.
Das in eine positive und negative Seite gespaltene Wesen in Stevensons Stück wird derzeit in den schwarzgelben Trikots wiederbelebt. Dr. Jekyll, der angesehene Gutmensch, wird in der BVB-Version von der Champions-League-Mannschaft gespielt, während Mr. Hyde in der Bundesliga sein Unwesen treibt.
Mentale Probleme in der Bundesliga
Die frappierenden Unterschiede in Zahlen: Während die Borussen in der Königsklasse nach Siegen gegen Arsenal (2:0) und Anderlecht (3:0) schon frühzeitig auf Achtelfinalkurs sind, ist es in der Bundesliga nach zuletzt vier Niederlagen und einem Remis zu einem Abstiegsplatz nicht mehr weit.
Über die Gründe des BVB-Abschwungs lässt sich trefflich philosophieren. Neben der ellenlangen Verletztenliste und der Müdigkeit einiger WM-Helden, dürfte die psychologische Komponente eine große Rolle spielen. Sprich: Durch die in Gang gesetzte Negativspirale sind die Köpfe der Dortmunder Protagonisten einfach nicht mehr frei.
Doch wie kommt es dann zum Jekyll-Effekt in der Champions League? Dafür lohnt es sich, die Statistiken der einzelnen Spiele einmal genau unter die Lupe zu nehmen.
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Scheindominanz ohne Wirkungstreffer
Bei den beiden Siegen gegen Arsenal und Anderlecht verzichtete der BVB weitgehend auf Spielkontrolle und agierte eher aus einer abwartenden Haltung. 46 und 49 Prozent der Spielanteile hatte die Mannschaft von Jürgen Klopp bei den Champions-League-Duellen, in denen man eine erfolgreiche Kontertaktik praktizierte.
Ganz anders sieht es in der Bundesliga aus: Seit Beginn der Pleitenserie am 4. Spieltag haben die Westfalen fast immer über 60 Prozent Ballbesitz - nur auf Schalke "begnügte" man sich mit 54 Prozent. Anders als in den vergangenen Spielzeiten muss man den Dortmunder Eifer als Scheindominanz bezeichnen, denn er führt keineswegs zu zahlreichen Torchancen.
Anderlecht mit einem Torschuss
So hatten die Dortmunder bei der jüngsten 1:2-Niederlage in Köln am Ende zwar 16 Torschüsse auf ihrem Konto, doch wirklich gefährlich wurde es für die Geißböcke fast nie. Übrigens: Trotz des wesentlich geringeren Ballbesitzes gegen Arsenal kamen die Schwarzgelben 24 Mal zum Abschluss.
Kurios verlief auch die Partie beim RSC Anderlecht, der trotz seines Übergewichts nur einen einzigen Torschuss verzeichnete.
Könnte des Rätsels Lösung also der Verzicht auf Dominanz und die Abkehr der Pressingmaschinerie sein? Als Allheilmittel taugt ein Systemwechsel zwar nicht, doch solange Mr. Hyde die Dortmunder Fans noch terrorisiert, könnte es zumindest Linderung verschaffen.