Zukunft weiter offen
Bastian Schweinsteiger: Nur noch Statist oder doch noch eine Hauptrolle?
- Aktualisiert: 11.10.2016
- 07:38 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Obwohl die US-Liga Bastian Schweinsteiger mit offenen Armen empfangen würde, gab es nun aus New York die erste Absage. Wenn die Klubs wieder Transfers tätigen können, hätte der Ex-Nationalspieler allerdings ein halbes Jahr lang kein Pflichtspiel mehr bestritten. Was wird aus dem Weltmeister?
München - Bastian Schweinsteiger ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen.
In klobiger Ritterrüstung und mit ungepflegtem Rauschebart sitzt er auf einem Regiestuhl. Mit seinen Handschuhen wird er das Mobiltelefon kaum bedienen können. Trotzdem schaut er angestrengt auf das Display, wie das Foto auf seinem Instagram-Profil verrät.
Es ist der Abschluss der Dreharbeiten für "Clash of Kings", einem Smartphone-Spiel, für das der Ex-Nationalspieler das Testimonial in den Werbespots ist. Das Gesicht der Kampagne. Immerhin.
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Denn sportlich spielt er schon länger nur noch eine Nebenrolle, wenn überhaupt. Statist bei Manchester United trifft es wohl besser. Hauptdarsteller war er zuletzt Ende August bei seinem Abschied von der Nationalmannschaft. Seitdem? Funkstille.
Seine letzten sportlichen Fotos in den sozialen Medien drehen sich dann auch hauptsächlich um die DFB-Auswahl. Um Geburtstagsgrüße an Jerome Boateng, Thomas Müller und Julian Weigl.
Nachmittags-Spaziergang am See
Das aktuellste Bild zeigt ihn bei einem "Nachmittags-Spaziergang", wie er schreibt. Loop-Schal, dicker Mantel und ein breites Lächeln im Gesicht, im Hintergrund ein See, auf dem sich die Sonne spiegelt.
Schweinsteiger der Fußball-Rentner? Eine Weltkarriere, die nicht nur leise, sondern still ihr Ende nimmt? Ein Hauptdarsteller, dessen Abgang vielleicht nicht überraschend ist, dafür aber irgendwie unwürdig?
Böse Zungen würden das sicherlich behaupten.
Die letzten Tweets zu seinem aktuellen Klub sind vom 24. September. An dem Tag gewann ManUnited gegen Meister Leicester City mit 4:1. Ohne Schweinsteiger natürlich.
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Doch Rückkehr in die Bundesliga?
Der trainiert nach seiner Abschiebung zur Reserve und aufgeräumtem Spind nicht mit der zweiten Mannschaft, sondern hält sich inzwischen mit einem eigenen Fitnesstrainer auf einem gewissen Niveau. Gespräche über eine Vertragsauflösung führten bislang zu keinem Ergebnis.
Allerdings vermeldet das britische Boulevardblatt "The Sun", dass der 32-Jährige im Januar wohl einen Transfer in die US-amerikanische Liga Major League Soccer (MLS) oder eine - eigentlich schon ausgeschlossene - Rückkehr in die Bundesliga anstreben würde. Die Klub-Verantwortlichen seien zudem überrascht von seinem Fitnesszustand.
Offene Arme bei der MLS
Die Suche nach einem Klub könnte sich jedoch schwieriger gestalten als gedacht und ist offenbar kein Selbstläufer. "Wir würden Bastian mit offenen Armen empfangen. Er wäre ein Leader für unsere vielen jungen Spieler", sagte MLS-Boss Don Garber dem "kicker".
Natürlich verfolge man genau, was mit Schweinsteiger passiere, sagte Garber: "Er ist in den Vereinigten Staaten ja ein alter Bekannter. Etwa durch die Weltmeisterschaft 2014, als er gegen das US-Team spielte. Außerdem ist er mit Bayern 2014 beim Allstar Game angetreten."
Doch was die Ligaführung gut findet, muss bei den Klubs noch lange keinen Anklang finden. So kassierte Schweinsteiger zuletzt von New York Red Bulls einen Korb. Der FC Dallas gilt derzeit als möglicher neuer Arbeitgeber. Dallas-Präsident Dan Hunt erklärte, man habe noch einen freien Platz im Kader, das solle aber ein Stürmer sein: "Wir werden sehen." Transfers dürfen die Klubs ohnehin erst im Februar vornehmen.
Dann wird das letzte halbwegs ernsthafte Spiel Schweinsteigers rund ein halbes Jahr zurückliegen.
Nicht mehr nur große Namen
Genau darin sieht Lothar Matthäus, der selbst in der MLS seine Karriere ausklingen ließ, das Problem. "Die Zeiten sind vorbei, in der die MLS nur nach großen Namen einkauft. Das reicht heute nicht mehr. Auch in der US-Profiliga wird heute erwartet, dass ein Spieler die Mannschaft auch sportlich weiterbringt", sagte Matthäus der "Sport Bild" und verwies darauf, dass Schweinsteiger in den vergangenen 16 Monaten bei Manchester United keine Rolle mehr gespielt habe. "Zudem hinterließ er bei der EM in Frankreich mit seinem unglücklich verursachten Elfmeter im Halbfinale zum Abschluss seiner Nationalmannschaftskarriere auch keinen guten letzten Eindruck", so Matthäus.
Den Vergleich mit noch älteren Altstars wie Andrea Pirlo oder Frank Lampard, die ebenfalls in der MLS spielen, lässt Matthäus nicht gelten. Sie hätten noch die Fitness: "Bei ihren ehemaligen Klubs zeigten sie bis zu ihren Abschieden Leistung und spielten eine entscheidende Rolle."
Eine Hauptrolle. So wie Schweinsteiger sie gerne noch einmal spielen würde. Statist war er schließlich lange genug.
Andreas Reiners
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