Nach dem Abstieg der Löwen aus der zweiten Liga
Regionalliga, Insolvenz, Neuanfang? Der TSV 1860 auf Konfrontationskurs mit dem Investor
- Aktualisiert: 07.06.2017
- 10:55 Uhr
- ran.de / Victoria Kunzmann
Von der Zweiten Liga zu den Amateuren: Nachdem der TSV 1860 München die Lizenz für die Dritte Liga nicht erhalten hat, muss sich der Verein komplett neu organisieren – und möchte den Investor Hasan Ismaik am liebsten außen vor lassen.
München – Alles auf Anfang. Nach dem Absturz aus der Zweiten Liga in das fußballerische Nirvana möchten die Verantwortlichen des TSV 1860 München am liebsten den Reset-Knopf drücken. Doch so ganz ist das nicht möglich. Denn da wäre noch Investor Hasan Ismaik.
"Wir sind in vier Tagen zweimal abgestiegen. Für mich bricht eine Fußball-Welt zusammen Aber eine solche kann man wieder aufbauen. Ich hätte gern eine freie Fußball-Welt bei 1860", sagte Vizepräsident Hans Sitzberger der "Abendzeitung". "Frei" bedeutet ohne Hasan Ismaik.
Und das Präsidium legt es derzeit darauf an. Nachdem Präsident Peter Cassalette, Geschäftsführer Ian Ayre und Trainer Vitor Pereira ihre Posten niedergelegt haben, hat der Verein für die ersten beiden Ämter bereits Nachfolger gefunden.
Mit dem Investor in die Zukunft?
Interimsweise wird der bisher stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats, Robert Reisinger Präsident des TSV 1860. Er will weiterhin auf die Jugendarbeit setzen: "Mein Ziel ist es, mit Hilfe unserer exzellenten Jugendarbeit auch den Erwachsenenbereich wiederaufzubauen", wird er in einer offiziellen Pressemitteilung zitiert.
Allerdings wird dieser Wiederaufbau voraussichtlich nur mit einem Investor möglich sein. "Das können wir uns nicht aussuchen", zitiert die "TZ" den Interimspräsidenten.
Auch ein neuer – temporärer - Geschäftsführer ist gefunden: Markus Fauser ist Geschäftsführer einer Anwaltskanzlei und Fachmann für Insolvenz. Laut Informationen der "AZ" soll unter ihm ein Insolvenzantrag der KgaA, also der Profiabteilung, gestellt werden.
Nur bei einer Insolvenz würde Hasan Ismaik beim TSV 1860 aussteigen – außer er geht freiwillig. Statt auszusteigen möchte der Investor allerdings gegen die 50+1-Regel klagen, um diese zu kippen und mehr Macht im Aufsichtsrat zu erhalten.
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50+1-Regel ausgeübt: Ismaik tobt
Ebenjene 50+1-Regel machte sich der Verein bei der Ernennung des Geschäftsführers zunutze. Der jordanische Geldgeber wurde nicht in die Entscheidung eingebunden, was Ismaik deutlich missfällt. "Sie haben einen neuen Geschäftsführer ernannt, dessen einzige Expertise die Insolvenz ist!", wütete Ismaik in einer offiziellen Stellungnahme.
Drastische Worte des Jordaniers: "Meine Bitte an die Fans ist, dass wir uns ohne diesen Insolvenzspezialisten an einen Tisch setzen." Gehört genau das zum Plan der Sechziger?
Ebenfalls zum Plan gehört: Die Regionalliga. "Es sieht gut aus, dass wir in der Regionalliga Bayern starten können", gab Fauser am Dienstag bekannt. "Der Verein muss in ruhigere Fahrwasser kommen und sich neu ausrichten."
Vertrag für die Allianz Arena besteht
Während Präsident, Geschäftsführer und Ligazugehörigkeit feststehen, ist die Trainerfrage bisher noch ungeklärt. Wahrscheinlichster Kandidat ist laut der Münchner Tageszeitungen "AZ" und "TZ" Daniel Bierofka, bisher Co-Trainer der Löwen. Er müsste sich auf ein komplett neues Team einstellen, da die meisten Spieler keinen Vertrag für eine Amateurliga besitzen.
Voraussichtlich werden Spieler aus U21 und U19 den Kern des neuen Kaders bilden. Zudem wechselt laut "Bild" Timo Gebhardt von Hansa Rostock nach München-Giesing. Innenverteidiger Jan Mauersberger möchte laut "AZ" die Löwen weiterhin unterstützen.
Auch die Spielstätte in der neuen Saison ist noch völlig offen. Denn wie der neue Geschäftsführer Fauser am Dienstag bestätigte, gelten die Verträge des TSV 1860 mit dem Stadionbesitzer FC Bayern München auch in der Regionalliga. Ein Amateurspiel in der Allianz Arena?
Geht es nach Verantwortlichen und Fans, sollte dieses Trauerspiel vermieden werden. "Schwer vorstellbar" nennt Vize-Präsident Sitzberger dieses Szenario. Vor allem die Fans wünschen sich eine Rückkehr in das Grünwalder Stadion. Ein Lichtblick: Die Stadt München zeigt sich gesprächsbereit. Als Alternative sollen die Verantwortlichen der Löwen sogar darüber nachdenken, ihre Heimspiele im Unterhachinger Sportpark auszutragen.
Am 2. Juli steht die Mitgliederversammlung des TSV 1860 München an. Dann werden Präsident und Geschäftsführer offiziell gewählt. Dann wird sich entscheiden, ob der Kurs "Insolvenz" heißt und ob Hasan Ismaik diesen Weg mitgeht.
Victoria Kunzmann
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