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Luthe im exklusiven ran-Interview

1. FC Kaiserslautern-Keeper Andreas Luthe exklusiv: "Das fühlt sich nach ehrlichem Fußball an"

  • Aktualisiert: 13.07.2022
  • 06:57 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
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Er ist die neue Nummer eins beim 1. FC Kaiserslautern: Andreas Luthe. In den vergangenen beiden Jahren war der 35-Jährige Stammkeeper beim Bundesligisten Union Berlin und spielte mit den "Eisernen" sogar in der europäischen Conference League. Im exklusiven Interview mit ran spricht Luthe vor dem Zweitliga-Saisonauftakt gegen Hannover 96 (Freitag ab 19 Uhr live in SAT.1 und auf ran.de) unter anderem über seine Beweggründe für den Wechsel zum FCK, was den "Mythos" Kaiserslautern für ihn ausmacht, seine Rolle als erfahrener Spieler bei den "Roten Teufeln" und was er von seiner neuen Mannschaft in der kommenden Saison als Aufsteiger erwartet.

ran.de: Andreas Luthe, Sie waren in den vergangenen Jahren Stammtorhüter in der Bundesliga beim FC Augsburg und zuletzt Union Berlin, haben mit den "Eisernen" sogar an der europäischen Conference League teilgenommen – nun folgte der Wechsel zum 1. FC Kaiserslautern in die Zweite Bundesliga. Warum haben Sie sich ausgerechnet für die "Roten Teufel" entschieden?

Andreas Luthe: "Kaiserslautern war tatsächlich eine von mehreren Optionen, die ich hatte. Als ich dann persönlich zu Gesprächen in Lautern war, hat es mich sofort gepackt. Ich stand unten auf dem Rasen des Betzenbergs und habe mir nochmal durch den Kopf gehen lassen, wie es immer war, als ich als Gegner der 'Roten Teufel' da unten gestanden habe. Das war nicht immer angenehm (lacht). Volles Haus, hitzige Atmosphäre. Ich konnte mich in diesem Moment noch an einige Spiele mit Bochum in Kaiserslautern erinnern, als der FCK zu den Top-Teams der Zweiten Liga gehörte.

Jetzt wollte ich einfach mal selbst auf der anderen Seite stehen. Und in meinem Alter gibt es ja generell zwei Möglichkeiten: Du kannst dich entweder in der Bundesliga oder einer anderen Top-Liga auf die Bank oder im schlimmsten Fall die Tribüne setzen und noch ein bisschen Geld einstecken oder aber du entscheidest dich dafür, weiterhin aktiv zu bleiben und zu spielen. Diese Variante habe ich gewählt. Und von all den Möglichkeiten, die sich mir geboten haben, war Lautern mit dem Betzenberg und dem gesamten Umfeld das beste Gesamtpaket."

ran.de: Nach dem Erfolg in der Relegation gegen Dynamo Dresden und dem damit verbundenen Aufstieg in die Zweite Bundesliga nach vier Jahren Abstinenz herrscht beim FCK natürlich eine totale Aufbruchstimmung. Wie haben Sie den Verein in Ihren ersten Wochen in der Pfalz kennengelernt?

Luthe: "Genau diese Aufbruchstimmung habe ich auch selbst gespürt. Es herrscht eine enorme Vorfreude nach all den Jahren der Abstinenz von der Bundesliga und Zweiten Liga nun endlich wieder zu diesem erlesenen Kreis dazu zu gehören. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen, der jetzt sofort wieder in großen Erinnerungen schwelgt, da der FCK als Verein natürlich eine ganz andere Tradition und Historie hat. Aber ich glaube die Mehrheit kann schon sehr gut einschätzen, in welcher Lage wir uns als Aufsteiger befinden und dass das eine harte Saison werden wird. Die positive Grundstimmung im Umfeld ist aber schon mal eine sehr gute Basis."

ran.de: Inwiefern haben Sie auch schon die unglaubliche Euphorie bei den Fans um Umfeld der Lauterer wahrgenommen?

Luthe: "Den einen oder anderen Fan muss man sicherlich ein wenig in seiner Euphorie bremsen (lacht). Aber 95 Prozent der Anhänger wissen schon sehr genau, in welcher Situation der Verein sich aktuell befindet und wie wichtig diese kommende Saison nun werden wird. Denn wenn wir es schaffen sollten, die Klasse zu halten und uns dann auch noch in der Liga etablieren, dann hast du um den Klub herum ein unfassbares Potenzial. Da schlummert wirklich noch so vieles in diesem Verein, was man durchaus erwecken kann. Doch dafür müssen wir uns in der kommenden Spielzeit entsprechend positionieren. Das ist unsere Aufgabe und dafür muss jeder seinen Teil beitragen."

ran.de: Sie haben bereits bei absoluten Kultvereinen wie dem VfL Bochum und zuletzt eben Union Berlin gespielt und sind nun wieder bei einem Kultverein wie dem 1. FC Kaiserslautern gelandet – inwiefern stellen Sie vielleicht Parallelen oder sogar klare Unterschiede zwischen all diesen Klubs fest?

Luthe: "Gemeinsamkeiten gibt es auf jeden Fall. Vor allem diese Nähe zum Publikum, dass die Menschen in der Stadt und der Region den Verein regelrecht leben und der Klub ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags ist. Das ist in Bochum so, das war in Köpenick so und das ist jetzt wieder so. Mir gefällt das. Das fühlt sich einfach nach ehrlichem Fußball an. Und wenn du dann auch noch ein Teil davon bist und ein Stückchen dazu beitragen kannst, dass das ganze erfolgreich ist, dann ist das einfach ein unglaublich schönes Gefühl. Das hatte ich jetzt zwei Jahre lang bei Union Berlin, wo wir letztlich deutlich erfolgreicher waren, als uns das alle zugetraut haben. Dieses Gemeinschaftsgefühl aus Mannschaft, Fans und den Menschen in der Stadt, das ist schon etwas Besonderes und macht diese Klubs eben auch aus."

ran.de: Wie fällt Ihr persönliches Fazit nach der Vorbereitung aus? Wo steht der FCK vor dem Saisonauftakt gegen Hannover 96?

Luthe: "Ich bin mit unserer Vorbereitung generell sehr zufrieden, wir haben sehr akribisch, aber auch hart gearbeitet. Das Training war extrem anstrengend. Wir hatten ja auch nur drei, vier Wochen Zeit für unsere Vorbereitung und deswegen haben wir wirklich richtig Gas gegeben. Aber dadurch, dass ich jetzt viele Jahre lang keine Zweite Liga mehr gespielt habe, kann ich nicht wirklich sagen, wo wir im Vergleich mit den anderen Teams stehen. Was ich aber weiß ist, dass unsere Mannschaft enormes Potenzial hat. Viele junge Spieler, die willig sind, die nach vorne kommen wollen und die einfach ein gewisses Talent mitbringen. Wo wir allerdings wirklich stehen, wird man wohl erst in ein paar Spieltagen seriös sagen können."

ran.de: Wie sehen Sie Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft? Im Zusammenhang mit Ihrer Person fällt ja immer wieder auch die Bezeichnung "Führungsspieler" …

Luthe: "Diese Bezeichnung ist letztendlich ja nur eine Hülle. Wichtig ist ja, wie ich meine Rolle innerhalb der Mannschaft täglich ausführe. Ob man das dann 'Führungsspieler' oder 'erfahrenen Spieler' nennt ist vollkommen egal. Ich habe mit meinen 35 Jahren einfach viel mehr erlebt, als ein Großteil der Spieler, die sich mit mir aktuell in der Kabine tummeln. Das ist einfach so.

Wenn man jetzt also Erik Durm und mich nimmt, dann haben wir beide in den vergangenen Jahren wirklich vieles erlebt, auf relativ hohem Niveau gespielt und deswegen sehe ich es schon als unsere Aufgabe an, unser Wissen weiterzugeben. Vor allem in schwierigen Phasen. Und die werden kommen in dieser Saison, zu einhundert Prozent. Da müssen vor allem wir die Ruhe bewahren und dafür sorgen, dass vernünftig und konsequent weitergearbeitet werden kann. Denn erst am Ende, nach 34 Spieltagen, wird ein Strich drunter gezogen – und dann wollen wir eben in der Zweiten Liga bleiben. Der Klassenerhalt wird sicherlich nicht an den ersten fünf Spieltagen entschieden."

ran.de: Wie ist Ihr genereller Eindruck von der Mannschaft? Kommen die jungen Spieler vielleicht auch schon zu Ihnen als Routinier und fragen nach Ratschlägen?

Luthe: "Die Jungs wissen ja eigentlich alle, was es braucht, um im Profifußball erfolgreich zu sein. Ich glaube nur, dass sie es schon unheimlich schätzen, dass ich den Schritt in die Zweite Liga gewagt und mich ihrer Truppe angeschlossen habe. Mein Eindruck ist wirklich, dass sie sich darüber freuen. Und ich glaube, dass die wirklich interessanten Phasen erst noch kommen werden. Vor allem dann, wenn wir mal ein paar Spiele verlieren.

Dann sind die Momente da, mit den Jungs zu sprechen und auf sie einzuwirken. Ich bin jetzt seit rund 16 Jahren im Profifußball dabei und weiß genau, wie es kommen wird: Der eine oder andere ist im Moment noch sehr euphorisch, aber es werden definitiv Rückschläge kommen. Genau darauf bin ich vorbereitet, dass die Jungs dann zu mir kommen und meine Meinung hören wollen. Wahrscheinlich in ein paar Monaten schon (lacht). Aber das bekomme ich schon hin und werde hoffentlich für Ruhe und eine gewisse Gelassenheit in der Mannschaft sorgen."

ran.de: Sie haben schon beim FC Augsburg mit Coach Dirk Schuster zusammengearbeitet und in Lautern kreuzen sich die Wege nun wieder. Was macht ihn aus Ihrer Sicht aus? Und wie muss man sich die Zusammenarbeit mit Schuster vorstellen?

Luthe: "Das Training ist generell sehr anstrengend. Du musst unter ihm gewillt sein, hart zu arbeiten. Wenn du das tust, sorgt Schuster dafür, dass du eine gewisse Grundfitness und mannschaftliche Geschlossenheit hast. Das ist in meinen Augen in der kommenden Saison auch das wichtigste, um in der Zweiten Liga bestehen zu können. Du brauchst einfach eine gewisse Struktur und Kompaktheit im Team. Das versucht Schuster uns zu vermitteln und ich habe das Gefühl, dass wir auf einem sehr guten Weg sind, eine Einheit zu werden, die einen klaren Plan auf dem Rasen verfolgt."

ran.de: Mit welcher Erwartungshaltung gehen Sie in die neue Saison? Auf was wird es für den FCK als Aufsteiger vor allem ankommen?

Luthe: "Ich glaube schon, dass es eine relativ harte Saison werden wird. Es werden Rückschläge kommen, von denen wir uns dann erholen müssen. Aber genau in solchen Phasen müssen wir als Mannschaft zusammenbleiben und einen klaren Plan verfolgen. Es kann sein, dass du als Team nach fünf oder zehn Spieltagen in einer schwierigen Situation bist, aber genau dann gilt es eben, weiter dran zu bleiben. Das ist in meinen Augen der Schlüssel. Vor allem die Heimspiele auf dem Betze vor unseren Fans können ein klarer Vorteil sein. Denn abgerechnet wird wie bereits schon erwähnt erst zum Schluss. Und dann wollen wir über dem Strich stehen."

ran.de: Was erwarten Sie vom Auftaktspiel gegen Hannover 96 und auf was freuen Sie sich persönlich in Ihrem ersten Heimspiel für die "Roten Teufel" auf dem altehrwürdigen Betzenberg am meisten?

Luthe: "Auf das volle Haus freue ich mich natürlich riesig und darauf, dieses Mal auf der richtigen Seite zu stehen, mit der Unterstützung der FCK-Fans im Rücken und nicht als angefeindeter, gegnerischer Keeper (lacht). Ansonsten wird es sportlich sicherlich eine harte Aufgabe. Ich kenne den einen oder anderen Spieler bei Hannover, das ist schon eine richtig gute Truppe. Sie hatten im letzten Jahr so ihre Probleme, konnten sich im Laufe der Rückrunde dann aber wieder fangen. Individuell haben sie auf jeden Fall genügend Qualität, um ein Spiel zu gewinnen. Da müssen wir von der ersten Minute an also sofort dagegenhalten."

Das Interview führte: Dominik Hechler

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