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Gladbach - Bayern live in SAT.1 und auf ran.de

Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl im ran-Interview: "Man spürt Gereiztheit bei den Menschen"

  • Aktualisiert: 27.08.2021
  • 21:00 Uhr
  • ran / Andreas Kötter
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© imago images/Revierfoto
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Vor dem Saison-Auftakt am Freitag ab 19:00 Uhr live in SAT.1 und auf ran.de spricht Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl im ran-Interview über die Auswirkungen der Pandemie auf den Fußball und den schwierigen Spagat zwischen Demut auf der einen und Konkurrenzfähigkeit auf der anderen Seite.

Mönchengladbach - Mit dem Klassiker Borussia Mönchengladbach gegen den FC Bayern München (Freitag ab 19:00 Uhr live in SAT.1 und auf ran.de) startet die Bundesliga am Freitagabend in die neue Saison.

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl versprüht im Interview mit ran eine große Vorfreude. "'Die Zeit nach Corona beginnt jetzt' - das muss unser Motto sein", sagt Eberl.

Zudem spricht der einstige Gladbach- und Bayern-Spieler über den Wechsel von Marco Rose zu Adi Hütter, die Auswirkungen der Pandemie auf den Fußball und den schwierigen Spagat zwischen Demut auf der einen und Konkurrenzfähigkeit auf der anderen Seite.

ran: Herr Eberl, mit der Partie gegen Rekordmeister FC Bayern München startet eine weitere Bundesliga-Saison, die unter nicht normalen Vorzeichen stattfinden wird. Was überwiegt bei Ihnen, Hoffen oder Bangen?

Max Eberl: Ich gehe mit großer Hoffnung in eine Saison, in der endlich wieder Zuschauer zugelassen sind. Dass wir diese Spielzeit zuhause gegen den FC Bayern München vor 23.000 Fans eröffnen können, ist natürlich eine besondere Freude.

Ganz verdrängen lässt sich das Drohszenario im Hintergrund zwar nicht. Ich hoffe aber, dass die Politik in den vergangenen 15, 16, 17 Monaten gelernt hat, die richtigen Schlüsse zu ziehen, und nicht mit radikalen, sondern mit angemessenen Maßnahmen auf die wieder steigenden Zahlen an Infizierten reagiert. "Die Zeit nach Corona beginnt jetzt" - das muss unser Motto sein.

ranSelbst Klassenprimus FC Bayern verzichtet wohl auf große Investitionen. Ist das eine Chance für Klubs, die schon vor Corona aus wenig oder weniger mehr gemacht haben?

Eberl: Das wird man am langen Ende sehen. Aber ich glaube schon, dass es eine spannende Bundesliga-Saison wird. Der FC Bayern hat seit Jahrzehnten hervorragend gewirtschaftet, deswegen ist er der Klassenprimus. Aber es gibt auch andere, die sehr, sehr gut gearbeitet haben in der jüngeren Vergangenheit und die den Münchnern jetzt vielleicht näher auf den Pelz rücken. Das sind Vereine, die auch in naher Zukunft eine gute Rolle in der Bundesliga spielen werden.

ran: Noch herrscht Unsicherheit, mit welchem Kader der neue Trainer Adi Hütter planen kann. Wie geht er damit um?

Eberl: Zunächst einmal denke ich, dass wir einen sehr, sehr guten Kader haben. Es deutet sich ja an, dass es keinen Riesen-Aderlass geben wird - auch wenn trotzdem noch das eine oder andere passieren kann. Grundsätzlich muss man in Bezug auf Transfers sagen, dass die extrem fetten Jahre der Bundesliga vorbei sind. Corona und der neue Fernsehvertrag bedeuten einen sehr großen Einschnitt. Aber das ist nicht nur eine Herausforderung, sondern bedeutet auch eine Chance, zum Beispiel für den eigenen Nachwuchs. Und was Adi Hütter betrifft: Mit ihm haben wir einen routinierten, erfahrenen Trainer, der außerordentlich rücksichtsvoll mit der Situation umgeht und seine Verantwortung genau kennt. 

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ran: Mit Matthias Ginter scheint er fest planen zu können, wenn man Ginters Worten nach dem Pokalspiel in Kaiserslautern Glauben schenken darf.

Eberl: Es gibt eine klare Situation und die werden wir versuchen, in den nächsten Wochen zu lösen. Wie gesagt, Corona betrifft uns alle, nicht nur die Vereine, sondern sämtliche Protagonisten, und damit auch Spieler und Berater. Wir sind in guten Gesprächen, die von beiden Seiten verständnisvoll geführt werden.

ran: Also noch keine Bestätigung, dass er bleibt?

Eberl: Was kann ich heute schon bestätigen? (schmunzelt)

ran: Wie haben Sie Adi Hütter davon überzeugt, zu Borussia zu kommen?

Eberl: Ich glaube, dass ihn einerseits die Entwicklung des Vereins in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren beeindruckt hat und die Perspektive, die sich daraus ergibt. Andererseits war es wohl auch die Art und Weise, wie wir bei Borussia mit Trainern umgehen, dass wir auch dann zu einem Trainer stehen, wenn es mal problematisch wird, ...

ran: ... wie bei Marco Rose, an dem Sie im Frühjahr festgehalten haben.

Eberl: Aus Überzeugung, dass es für Borussia zu diesem Zeitpunkt das Bestmögliche war. Borussia steht für Nachhaltigkeit, für Transparenz, für Offenheit, für einen respektvollen Umgang miteinander. Irgendwelche wortgewaltigen Claims sind schnell festgetackert an Stadien, Bushaltestellen, Plakatwänden usw. Aber entscheidend ist doch, diese Claims tagtäglich mit Leben zu füllen - ohne den sportlichen Erfolg dabei aus den Augen zu verlieren. Diesen Spagat erfolgreich zu bewältigen, dafür möchte ich als Sportdirektor und möchten wir als Verein wahrgenommen werden. 

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ran: Als Rose vor zwei Jahren kam, hat das eine Euphorie im Umfeld ausgelöst, die jetzt so nicht zu spüren ist. Sind die Fans desillusioniert nach Roses Abgang?

Eberl: Natürlich waren sehr viele Fans enttäuscht, dass Marco den Weg, den wir gemeinsam begonnen hatten, nicht mehr weitergehen wollte. Trotzdem glaube ich nicht daran, dass Borussias Anhänger desillusioniert sind. Eher spielt Corona eine große Rolle. Man spürt allenthalben, nicht nur im Fußball, eine große Unzufriedenheit, ja Gereiztheit bei den Menschen. Der Fußball ist dann häufig das Ventil. Ein Ventil, das zugleich sehr große Aufmerksamkeit erfährt. Zudem haben sich auch die Gegebenheiten im Fußball selbst geändert.

ranInwiefern?

Eberl: Lange war es mehr oder weniger Normalität, dass Vereine Trainer schnell entlassen, wenn der Erfolg ausbleibt. Mittlerweile aber identifizieren sich manche Klubs sehr stark mit ihren Trainern und möchten möglichst lange an ihnen festhalten. So ist eine neue Dynamik entstanden. Waren es bisher in erster Linie die Spieler, die entschieden haben, mal früher, mal später weiterzuziehen, sind es jetzt auch Trainer, die zum Beispiel von Ausstiegsklauseln Gebrauch machen.

ranWas in diesem Sommer zu einer noch nicht erlebten Trainerrotation in der Bundesliga geführt hat, sodass von den ersten Acht der Vorsaison sieben mit einem neuen Trainer starten.

Eberl: In diesem Maße gab es das wohl wirklich noch nie, und ich bin mir auch relativ sicher, dass wir das in dieser Form nicht noch einmal erleben werden. Hier sind unterschiedlichste Faktoren zusammen gekommen - ein Trainer, der vertraglich noch gebunden ist, aber Nationaltrainer werden kann, ein Trainer und ein Sportdirektor, die nicht ganz so gut miteinander können, ein Trainer, der einen begonnenen Weg nicht zu Ende gehen möchte usw. -, die so nie wieder gleichzeitig aufeinandertreffen werden.

ran: Aber wie sollen Fans verstehen, wenn - wie in München geschehen - ein Trainer einen gültigen Vertrag bricht, weil er ein vermeintlich attraktiveres Angebot hat oder wenn ein Spieler einen Wechsel durch Streik erzwingen will?

Eberl: Trainer und noch mehr die Spieler sind wichtig für die Fans, keine Frage. Und doch identifizieren sich die Fans in letzter Konsequenz nicht mit Personen, sondern mit einem Verein, weil sie sich und ihre Werte dort wiederfinden. Spieler kommen und gehen, und jetzt ist das zum ersten Mal auch bei den Trainern der Fall.

Aber, wie gesagt, ich sehe darin keinen Trend, sondern glaube zu erkennen, dass Trainer ihre Verantwortung gegenüber den Klubs und den Fans spüren. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass es, egal ob in der Wirtschaft, in der Politik oder im Sport, legitim ist, sich zu verändern, wenn man die Chance hat, den nächsten Schritt in der persönlichen Entwicklung machen zu können. 

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ran: Dieser viel zitierte "nächste Schritt" ist in aller Regel mit horrenden Summen verbunden, siehe aktuell Jack Grealish, der für eine neue Rekordablöse innerhalb der Premier League zu Manchester City wechselt. Wie verträgt sich das mit den vielen Lippenbekenntnissen zu Beginn der Pandemie, der Fußball müsse aus Corona etwas lernen?

Eberl: Tatsächlich habe ich nicht das Gefühl, dass sich im englischen Fußball etwas geändert hat. Ob Corona oder kein Corona, ob vor oder nach Corona - für die Premier League scheint das keine Rolle zu spielen. Aber auch in der Bundesliga hat man durch Corona feststellen müssen, dass der eine oder andere Haushalt doch nicht so gepasst hat, wie es vor der Pandemie vielleicht den Anschein hatte.

Ich denke aber, dass man jetzt wach geworden ist und dass ein Umdenken stattfindet. Womit aber auch kritische Fragen auf den Tisch kommen: Wollen wir konkurrenzfähig bleiben und die Premier-League- und die Möchtegern-Super-League-Klubs herausfordern? Akzeptieren wir, dass wir dann auch über die 50+1-Regel nachdenken müssen? Oder wollen wir lieber an einer Bundesliga festhalten, die ihren Weg gesund weitergeht und vor allem national ein großes Interesse hervorruft?

ran: Wenn die Fans entscheiden müssten, was glauben Sie, käme dabei heraus?

Eberl: Das ist für mich eine nur sehr schwer zu beantwortende Frage. Wenn man genau hinhört, ist auch die Fan-Seele zerrissen. "Wir müssen wieder zu den Wurzeln zurück, wir müssen Demut zeigen", heißt es einerseits. "Aber, wenn irgendwie möglich, bitte nicht den Anschluss verpassen und konkurrenzfähig bleiben", auf der anderen Seite. Am langen Ende werden wir nicht gefeiert, wenn wir 100 Millionen auf dem Konto haben, sondern eher dann, wenn wir Dritter oder Vierter werden. Und in diesem Spannungsfeld müssen die Vereine ihren Weg suchen.

ran: Was halten Sie von dem von Oliver Kahn ins Spiel gebrachten Salary Cap?

Eberl: Der Salary Cap wird schnell mal in die Diskussion geworfen. Dabei gibt es einen Salary Cap längst, einen ganz simplen: Man hat Einnahmen, und die kann man ausgeben, mehr aber nicht. Fertig. Die Frage ist: Wie lässt sich das vernünftig kontrollieren? Wie kann man die Lizensierung verschärfen, wie größere Nachhaltigkeit erzeugen?

ran: Nachhaltigkeit ist nicht nur im Fußball der Kernbegriff überhaupt, und in anderen Interviews konnte man den Eindruck gewinnen, dass Sie die gesamtgesellschaftliche Entwicklung mit einer Mischung aus Trauer und Zorn wahrnehmen. Täuscht dieser Eindruck?

Eberl: In den ersten Wochen der Pandemie wurde sehr viel von Solidarität gesprochen und man hatte tatsächlich das Gefühl, dass hier eine Gesellschaft wieder ein Stück weit zusammen wächst. Mittlerweile aber scheint diese Solidarität längst wieder einem Scheuklappen-Denken zum Opfer gefallen zu sein. Jeder ist in seiner eigenen kleinen Welt verhaftet, guckt nach seinen Belangen und versucht, die mit allen Mitteln umzusetzen.

Es mag plakativ klingen, aber ich habe das Gefühl, dass wir uns als Gesellschaft endlich wieder finden müssen. Sonst werden wir die großen Probleme, die wir in Deutschland, in Europa und der Welt haben, nicht mehr rechtzeitig lösen können.

Interview: Andreas Kötter

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