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Duell um die Bundesliga-Meisterschaft

BVB oder FC Bayern München - wer wird Meister? Weltmeister Jürgen Kohler legt sich fest

  • Aktualisiert: 25.05.2023
  • 06:32 Uhr
  • ran.de / Tobias Wiltschek
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Geht es nach Jürgen Kohler, steht der Deutscher Meister schon jetzt fest. Im ran-Interview erklärt der Weltmeister von 1990 auch, wo er derzeit die Schwächen des FC Bayern sieht.

Von Tobias Wiltschek

Borussia Dortmund oder FC Bayern München? Für Jürgen Kohler ist die Antwort klar. Deutscher Meister wird in dieser Saison der BVB.

Im ran-Interview erklärt der Weltmeister von 1990, der mit beiden Klubs Deutscher Meister wurde, warum er schon vor der Saison auf die Dortmunder gesetzt hat.

Außerdem spricht er über die derzeitige Krise bei den Bayern, den Unterschiedsspieler des BVB und ein Treffen bei einer Tasse Kaffee mit Uli Hoeneß am Tegernsee.

ran: Herr Kohler, was wird am Samstag um kurz vor halb 6 in Dortmund los sein?

Jürgen Kohler: Ich hoffe und gehe davon aus, dass die Meisterschale am richtigen Ort ist. Da wird der Bär tanzen. Das wäre ja nach elf Jahren wieder der erste Meistertitel. Übrigens hatte ich mich vor der Saison schon auf den BVB als Meister festgelegt. Da haben bestimmt viele gedacht, "was redet der Kohler da wieder für einen Mist". Aber es freut mich, dass ich zumindest nach heutigem Stand Recht behalten habe. Zwischenzeitlich im Winter hat es nicht so ausgesehen, als ob mein Ex-Klub es schafft. Auch da war ich trotzdem überzeugt, dass die Dortmunder Meister werden. Das hätten sie sich auch verdient.

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ran: Was hat Sie schon vor der Saison zu dieser Überzeugung gebracht?

Kohler: Ich habe die Einkäufe und Verkäufe von Borussia Dortmund und Bayern München gesehen. Da war ich der Überzeugung, dass die Dortmunder zwar nicht die besseren Spieler, aber das bessere Puzzle zusammen hatten. Klar konnte keiner wissen, dass Haller die Krebsdiagnose bekam. Ich glaube nicht, dass die Dortmunder Deutscher Meister wären, wenn Haller nicht gesund geworden wäre. Er ist einfach ein Unterschiedsspieler. In Frankfurt hatte er schon eine super Trefferquote.

ran: Das heißt, Sie haben keinen Zweifel am Titelgewinn des BVB?

Kohler: Nein. Du hast ein Heimspiel. Du triffst wahrscheinlich auf eine Mainzer Mannschaft, die zwar gefährlich sein kann. Aber sie hatte in dieser Saison zu viele Schwankungen und zuletzt auch vom VfB Stuttgart eine derbe Klatsche bekommen. Das wirkt natürlich nach. Außerdem haben sie nun keine Chance mehr, sich für den Europapokal zu qualifizieren. Ich bin überzeugt, dass die Dortmunder den Deckel drauf machen werden.

ran: Und Ihre Meinung zu den Bayern?

Kohler: Was die Bayern in den letzten Jahren für den deutschen Fußball getan haben, das ist schon a la Bonheur gewesen. Ohne die Bayern dürften wir uns die Fünfjahreswertung gar nicht mehr anschauen.

ran: Nun aber werden sie wahrscheinlich am Ende ohne Titel dastehen. Können Sie nachvollziehen, dass dort eine Art Weltuntergangsstimmung wegen eines möglichen zweiten Platztes herrscht?

Kohler: Das ist bei Bayern München normal. Als wir mit Borussia Dortmund zweimal hintereinander Deutscher Meister geworden sind plus Champions-League-Sieger und Weltpokalsieger, hat das die Bayern auch nicht so gefreut. Danach hat Uli Hoeneß noch härter gearbeitet, sich mit der Mannschaft noch intensiver auseinandergesetzt. Mittlerweile sind die Bayern – ob gewollt oder ungewollt – ein Stück weit von diesem Weg abgekommen.

ran: Was sind aus Ihrer Sicht die Probleme bei den Bayern?

Kohler: Es gibt in jeder Mannschaft zwei Schlüsselpositionen. Das ist der Torwart und der Mittelstürmer. Wenn der dir jede Saison 20, 25 Tore garantiert und du hinten einen hast, der dir in der Saison zehn, 15 Punkte rettet, dann hast du da ein großes Plus. Das hatten die Bayern über viele Jahre. Sonst wären sie auch nicht zehnmal hintereinander Meister geworden. Die Bauherren dessen waren Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Sie hatten auch jahrelang die besten deutschen Nationalspieler. Haben sie die heute auch noch? Das frage ich mich.

ran: Was sagt es über den Wettbewerb in der Bundesliga aus, wenn die Bayern einen zweiten Platz als Katastrophe bezeichnen?

Kohler: Ich glaube, viele Mannschaften würden diesen katastrophalen Platz gerne nehmen. Sie wären super froh, weil sie dann sicher in der Champions League wären. Wenn du aber zu Bayern gehst, muss dir klar sein, dass nur der erste Platz zählt. Der zweite Platz ist der Verliererplatz. Perspektivisch gesehen, könnten die Bayern aber auch noch in den nächsten ein, zwei Jahren einen Übergang haben. Es kann durchaus sein, dass in der nächsten Saison auch noch mal ein anderer Klub Deutscher Meister wird.

ran: Sie haben selbst von 1989 bis 1991 bei den Bayern gespielt. Herrschte auch damals schon dieser große Druck, immer Erster sein zu müssen?

Kohler: Bei den Bayern herrscht einfach ein anderes Selbstverständnis. Ich werde nie vergessen, als ich zu ihnen gewechselt bin. Da saß ich mit Uli Hoeneß am Tegernsee bei einer Tasse Kaffee, und er hat mich gefragt: "Na, warst du zufrieden in Köln mit dem zweiten Platz?" (Kohler wurde vor seinem Wechsel zu den Bayern mit dem 1. FC Köln Vizemeister, Anm. d. Red.). "Selbstverständlich" habe ich geantwortet. Daraufhin hat er gesagt, das sei bei Bayern eben anders. Das macht natürlich was mit einem Spieler. Der sagt sich: "Das ist das, was ich will. Ich will von oben auf die herabschauen, die versuchen, den Baum hochzuklettern. Aber ich sitze schon drauf. Da will sich sitzen bleiben!" Ich bin dem Uli dafür dankbar, dass er mir das damals so offen mitgeteilt hat.

ran: Was ist der Unterschied zwischen den Bayern, die die Liga ein Jahrzehnt lang dominiert haben, und den heutigen Bayern?

Kohler: Ich glaube, dass diese zehn Jahre sicherlich Goldene Jahre für die Bayern waren. Damals waren sie mit Top-Ausländern besetzt, mit einem Lewandowski, mit einem Ribery, mit einem Robben, mit einem Alaba. Dazu ein Thomas Müller in jungen Jahren oder ein Philipp Lahm. Da kamen ja viele aus der eigenen Jugend. Heute ist das anders, da läuft schon was verkehrt. Da holt man De Ligt von Juventus für knapp 70 Millionen. Aber man könnte theoretisch auch Nico Schlotterbeck von Freiburg holen. Am Ende des Tages muss man aber auch schauen, dass die Chemie innerhalb einer Mannschaft perfekt ist und dass die Spieler an einem Strang ziehen. Diese Problematik bezieht sich aber nicht nur auf dieses Jahr, auch im letzten Jahr war das schon problematisch.

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ran:  Wird durch die öffentliche Meinung, dass die Bayern eine katastrophale Saison spielen, der Wert eines möglichen BVB-Titels geschmälert?

Kohler: Nein, wieso? Das ist eine Leistung, die man über 34 Spieltage abrufen muss. Wenn sie nach diesen 34 Spieltagen oben stehen, haben sie sehr viel gut gemacht. Wenn das nicht so ist, haben sie eben ein paar Dinge schlechter gemacht als der, der oben steht. Natürlich brauchst du auch noch ein bisschen Spielglück. Das gehört auch dazu.

ran: Erwarten Sie nach dieser Saison Konsequenzen für das Bayern-Führungsduo Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic?

Kohler: Das erwarte ich nicht. Klar sind die letzten zwei Jahre nicht so optimal gewesen, wenn man das Gesamtgebilde betrachtet. Aber ich bin der Meinung, dass beide noch eine Chance verdient haben. Ich finde auch, wir sind heute zu schnell dabei, Dinge schwarz oder weiß zu sehen. Beide werden dem Aufsichtstrat eine gute Analyse präsentierten müssen, verbunden mit guten Argumentationen, Weitblick und Visionen. Ein "Weiter so" wird es nicht geben. Da wird schon ein Umbruch stattfinden müssen – sei es in der Mannschaft, sei es im Gesamtverein. Ich glaube auch, dass Oliver Kahn in der DFL und in der UEFA viel stärker vertreten sein muss. Du musst als CEO das große Ganze sehen und mit am Tisch sitzen. Das sind Erfahrungen, die beide – auch Brazzo – machen müssen. Auch die Transferpolitik muss natürlich hinterfragt werden.


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