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Bayern gegen Köln live in SAT.1 und auf ran.de

Friedhelm Funkel exklusiv - Steffen Baumgart und der 1. FC Köln: "Er wird eine Ära prägen"

  • Aktualisiert: 24.01.2023
  • 18:35 Uhr
  • ran.de
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© IMAGO/Herbert Bucco
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Nach dem 7:1-Sieg gegen Werder Bremen tritt der 1. FC Köln im Rahmen des 17. Spieltags am Dienstag am Dienstag (ab 20:00 Uhr live in SAT.1 und im Stream) beim FC Bayern an. Im Vorfeld spricht Ex-Trainer Friedhelm Funkel im exklusiven ran-Interview.

Von Andreas Reiners

Der 1. FC Köln hat mit dem 7:1-Sieg gegen Werder Bremen für eine der großen Überraschungen des 16. Spieltags gesorgt. Das Selbstvertrauen rund um das Geißbockheim ist riesig, die Aufgabe am Dienstag am Dienstag (ab 20:00 Uhr live in SAT.1 und im Stream) aber auch ungleich größer: Zum Hinrunden-Abschluss tritt der "Effzeh" beim FC Bayern an.

Ex-Trainer Friedhelm Funkel erklärt im Vorfeld des Spiels im exklusiven ran-Interview das Phänomen Steffen Baumgart, seine Rolle bei der Verpflichtung des Erfolgstrainers und wie die Kölner in München für eine Überraschung sorgen können.

ran: Friedhelm Funkel, der FC ist mit einem 7:1 gegen Werder Bremen aus den Startlöchern gekommen. Wie ist der Kantersieg einzuordnen?

Friedhelm Funkel: Sehr, sehr hoch, weil er nicht auf Glück basierte, sondern auf all dem, auf das Steffen Baumgart mit seiner Mannschaft in der Vorbereitung hingearbeitet hat. Das Team hat die Winterpause dringend benötigt. Mir war klar, dass der FC dann gut aus der Pause kommen würde. Dass es so überragend geklappt hat – damit hat keiner gerechnet. 

ran: "Es ist ein schönes Ergebnis, mehr nicht", sagte Baumgart. Muss man als Trainer nach so einem Sieg die Spaßbremse sein? 

Funkel: Ja, das ist genau richtig, man hat zunächst einmal 'nur' drei Punkte. Aber die Art und Weise wird der Mannschaft Selbstvertrauen geben, das sie mit in das Spiel in München nehmen kann. Es wird kein Spieler dabei sein, der jetzt arrogant wird oder abhebt. So funktioniert diese Kölner Mannschaft nicht. Sie wissen das richtig einzuschätzen. 

ran: Sie kennen den FC und sein Umfeld: Ist es in Köln ein bisschen wichtiger als anderswo, die Euphorie einzufangen?

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Funkel: Ja, denn sie sind immer noch im Kampf um den Klassenerhalt, und diese drei Punkte waren enorm wichtig, damit man sich von dem einen oder anderen Verein absetzen konnte. Ich glaube aber, dass alle wissen, dass es grundsätzlich darum geht, viele Punkte zu sammeln, um sich rechtzeitig von unten abzusetzen, dass wirklich gar nichts mehr passieren kann. 

ran: Erklären Sie die Kölner und dieses kurzlebige Phänomen zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt doch bitte mal.

Funkel: Das ist die Art und das Leben der Kölner, die total lebensfroh sind, dann aber auch schwankend und wankelmütig, dass sie das eine ein bisschen überschätzen und das andere dann wieder zu schwarz sehen und malen. Das ist schwer zu erklären, aber sehr speziell.

ran: Wie dankbar oder gefährlich ist das für einen Trainer?

Funkel: Wenn man damit gut umgehen kann, funktioniert das. Man muss vor allem nahbar sein für die Fans, dann hat man ein Stück weit gewonnen, dann geht das Umfeld mit negativen Phasen auch vernünftig um. Wenn deine Mannschaft alles gibt, sind die Fans trotzdem auf deiner Seite. Seitdem Steffen da ist, sind auch Niederlagenserien vorgekommen, bei denen man nicht sofort negativ geworden ist, wie es in der Vergangenheit oft der Fall war. Es passt zwischen Mannschaft, Trainer und Fans. Und da ist es von Vorteil, wenn du als Verantwortlicher versuchst, dich damit anzufreunden, wie der Kölner tickt. Und das macht Steffen.

ran: Sie sind nicht ganz unschuldig an seiner Verpflichtung… 

Funkel: Der damalige Geschäftsführer Horst Heldt und ich haben im Abstiegskampf nach den Trainingseinheiten über verschiedene Trainer diskutiert, auch über Steffen. Ich habe dann gesagt: 'Du, der passt wie die Faust auf's Auge. Von seiner Art her, wie er in Paderborn hat Fußball spielen lassen, von seiner Art her, das Publikum mitzunehmen, die Mannschaft mitzureißen. Und das in Köln, wo jedes Spiel ausverkauft ist und die Fans euphorisch und fanatisch sind.' Ich hatte ihn zudem mal zwei Jahre lang als Spieler bei Hansa Rostock. Dass sich das dann so entwickeln würde, wusste keiner. Aber es ist tatsächlich so gekommen – er passt wie die Faust auf's Auge.

ran: Der Klassenerhalt, dazu die Baumgart-Empfehlung – die Dankbarkeit beim 1. FC Köln muss riesig sein...

Funkel: Klar: Wenn ich den Verein besuche, sprechen wir über diese gute Entscheidung, die getroffen wurde. Und da ich einen kleinen Einfluss darauf hatte, dass der FC in der Liga geblieben ist, ist mir der Verein noch näher ans Herz gerückt. Da ist etwas noch intensiver zusammengewachsen. 

ran: Was genau ist Ihnen als Trainer in Rostock bei Steffen Baumgart aufgefallen?

Funkel: Er war immer sehr selbstbewusst, er war immer optimistisch, er ist immer unglaublich viel gerannt, hat viel gearbeitet. Er war kein Filigrantechniker, aber er hatte das, was der deutschen Nationalmannschaft zum Beispiel zuletzt gefehlt hat: Er hat Biss gehabt, Willen, Einsatz. So war er als Spieler, so ist er als Trainer. Schauen Sie sich das Spiel gegen Bremen an, wo er bei minus zwei Grad im T-Shirt am Spielfeldrand steht. Das ist ja Wahnsinn. Aber so ist er.

ran: Welche Gründe gibt es noch, dass dieses Gesamtpaket so gut passt?

Funkel: Er ist ein bisschen bekloppt, im positiven Sinne. Er ist authentisch, immer positiv, er will immer, dass seine Jungs das Allerletzte aus sich herausholen, und dann verzeiht er auch Fehler. Das spüren die Jungs. Außerdem ist er ein Teil der Mannschaft. Das sagen viele Trainer, aber wenn es dann mal nicht so läuft, schieben sie die Verantwortung von sich weg. Aber er identifiziert sich zu 100 Prozent mit seinem Team, auch wenn es fünf Mal hintereinander verliert. Und so etwas gibt einem die Mannschaft immer wieder zurück. Und das merken auch die Fans, weshalb das seit eineinhalb Jahren sehr gut funktioniert. 

ran: Und wie sehen Sie die Zukunft?

Funkel: Der FC wird in der Liga bleiben, mit ein bisschen mehr Abstand nach oben als im letzten Jahr, aber sie werden genügend Abstand nach unten haben. Es gibt so Jahre, da passt das einfach, und das ist beim FC im Moment so. Und das wird sich vorerst auch nicht ändern. Er wird dann irgendwann auch seinen Vertrag verlängern. Ich bin davon überzeugt, dass er eine kleine Ära prägen wird, die möglicherweise zu einer etwas größeren Ära wird.

ran: Was muss Baumgart tun, damit sich seine Art nicht abnutzt?

Funkel: Ich denke, dass sich das Gesicht der Mannschaft in den nächsten drei, vier Jahren immer mal wieder ein Stück weit verändern wird. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Steffens Art sich abnutzen wird, weil er ein Näschen für Menschen hat. Er ist total impulsiv, aber mit Feingefühl, mit dem Gespür, in gewissen Momenten richtig mit den Spielern umzugehen. Was hinzu kommt und was für den Verein enorm wichtig ist: Er verlangt keine großen Stars. Denn er ist in der Lage, Spieler besser zu machen. Um den Weg des 1. FC Köln, der keine Millionensummen ausgeben kann, um Spieler zu holen, mitzugehen. 

ran: Sein Vertrag läuft bis 2024, er will nicht mehr verhandeln oder wegen mehr Geld pokern, sondern verlängern, wenn der Klub das will. Eine für das Business ungewöhnliche Herangehensweise…

Funkel: Er ist glaube ich der einzige Trainer, der das bislang gemacht hat. Er ist ein Wohlfühlmensch, er ist zufrieden. Er braucht nicht mehr, um zufriedener zu sein. Für den Verein ist das wie ein Freifahrtschein. Ich würde den Vertrag sofort unterschreiben lassen. Aber das dürfte sowieso nur eine Frage der Zeit sein.

ran: Bedeutet seine unkonventionelle Art, dass so ein Trainer automatisch zu anderen Vereinen nicht passt?

Funkel: Nein, das würde ich nicht unbedingt sagen. Er hat ja auch gut nach Paderborn gepasst. Da hat es sportlich am Ende zwar nicht gereicht, aber da hätte Trainer sein können wer will, das war nicht machbar. Köln ist speziell, aber ich glaube, dass er auch zu anderen Traditionsvereinen passt. Er ist ein Menschenfänger, und die kommen überall klar.

ran: Beim FC Bayern theoretisch auch?

Funkel: Theoretisch ist alles denkbar. Aber Steffen ist realistisch genug und denkt im Moment nicht über den FC Bayern nach. Er soll noch ein paar Jahre in Köln bleiben und dort eine lange Ära prägen.

ran: Am Dienstag steht das Spiel in München an. Bei den Bayern lief in Leipzig noch nicht alles nach Wunsch – ist das für Köln ein guter Zeitpunkt für eine Überraschung?

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Folge 15 23.01.23

7:1! Köln zerlegt Werder

Unser Webshow-Gast Rene Adler spricht über den 7:1-Sieg des 1.FC Kölns gegen Werder Bremen und dessen bevorstehenden Auftritt beim FC Bayern München.

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Funkel: Die Bayern sind noch nicht in Topform, aber ich würde nicht sagen, dass sich die Chancen für den FC erhöhen. Fakt ist: Die Bayern werden ein anderer Gegner sein als Bremen, und im Vorfeld sehe ich die Chancen bei 20:80 aus Sicht der Kölner. Und das ist für ein Spiel bei den Bayern schon verdammt viel. Danach spielt man auf Schalke, und das sind die Spiele, die der FC gewinnen muss. Bei den Bayern, das sind Bonuspunkte, die der FC aber einsammeln kann, denn wenn alles gut läuft, ist er für eine Überraschung gut.

ran: Wie kann man die Bayern knacken?

Funkel: Wenn sie ihr Spiel durchziehen, keine Angst haben, sondern mutig sind, keine ganz einfachen Fehler machen in der Vorwärtsbewegung, dann haben sie eine Chance. Die eigenen Möglichkeiten müssen sie nutzen, auf der anderen Seite haben die Kölner einen sehr guten Torhüter, der auch eine gute Tagesform haben muss. Man darf in München nicht zu viele Chancen zulassen.

ran: Baumgart will an seinem Stil auch in München festhalten. Ist das genau das Richtige? 

Funkel: Es gibt Trainer, die bei dem einen oder anderen Spiel ihre Taktik mal verändern - dazu gehörte ich auch - um die Schnelligkeit der gegnerischen Spieler etwas einzudämmen. Das macht Steffen nicht, er hält bei den Bayern an seiner Linie fest, auch um glaubwürdig zu bleiben. Und dann ist das auch richtig. 

ran: Nun war der Effzeh in den letzten Jahren oft Laufkundschaft. Wie sehr hängen so "Traditionen" in den Köpfen drin bzw spielen eine Rolle?

Funkel: Es sind andere Spieler, es ist ein anderer Trainer, der einen ganz anderen, offensiven Ansatz hat. Sie setzen das sehr gut um, und dann sind Negativserien auch egal. In der vergangenen Saison haben sie in München beim 2:3 richtig gut gespielt, das war glücklich für die Bayern. Aufgrund dieses Spiels müssten sie den Mut haben, genauso aufzutreten. Aber selbst wenn sie dann doch 0:3 oder 0:4 verlieren, wird das ihrem Selbstvertrauen für die nächsten Wochen keinen Abbruch tun. Ich glaube, dass es für den FC Bayern ein unangenehmes Heimspiel werden kann.


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