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Krise beim FC Bayern

FC Bayern: Die verpasste Chance des Hasan Salihamidzic

  • Aktualisiert: 10.10.2018
  • 17:28 Uhr
  • ran.de
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© Getty Images
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Bayern steckt in der ersten kleinen Krise unter Trainer Niko Kovac. Sportdirektor Hasan Salihamidzic verhält sich in der Situation unauffällig - dabei wären stärkende Worte klug gewesen.

München - Es gab eine Zeit, da hörte jeder beim FC Bayern zu, wenn Stefan Effenberg in der Öffentlichkeit etwas sagte. Er war damals Mannschaftkapitän, das Sinnbild eines Anführers. Heutzutage hört nicht mehr jeder zu, wenn sich Effenberg über den FC Bayern äußert (was ihn aber nicht daran hindert, es regelmäßig zu tun). Der 50-Jährige ist einer der ehemaligen Bayern-Spieler, die als sogenannte Experten auftreten. Oft kommen populistische oder reißerische Zitate von solchen Ehemaligen, doch Effenberg formuliert auch kluge Gedanken. Beim "Kicker" gab er seine Einschätzung zur Lage beim Rekordmeister ab und bewertete die Rolle von Hasan Salihamidzic.

"Was mich wundert: Von Brazzo kommt gar nichts. Er ist doch der Sportdirektor", sagte Effenberg über seinen ehemaligen Mitspieler. Seine Verwunderung ist durchaus nachzuvollziehen. In einer der schwierigsten Phasen der jüngeren Vergangenheit beim Rekordmeister und der ersten kleinen Krise für Trainer Niko Kovac blieb Salihamidzic sehr unauffällig. Keines seiner Zitate war gewichtig genug, um eine Überschrift zu generieren. Für die sorgte gewohntermaßen dann Uli Hoeneß. Der Bayern-Präsident stärkte dem Trainer den Rücken ("bis aufs Blut verteidigen"), nachdem er ihm den Rücken geschwächt hatte ("Kopf hinhalten").

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Salihamidzic trägt Verantwortung

Nun ist Salihamidzic noch nicht so lange im Geschäft wie Hoeneß, ihm fehlt die jahrzehntelange Erfahrung. Mit schwammigen Aussagen und floskelhaften Interviews bewies der 41-Jährige das gerade in seiner Anfangszeit häufig. Doch in der aktuellen Krise ging es nicht darum, sich medial besser zu verkaufen, sondern sich strategisch zu positionieren. Diesen Moment, in dem er seine Führungsansprüche und Position hätte kräftigen können, verpasste Salihamidzic. Wie Effenberg sagen würde: "In so einer Phase hätte ich von ihm erwartet, dass er seinen Mann steht."

Wer bei den Münchner was und wann sagt, spielt eine große Rolle. Das hat das Echo auf Hoeneß' erste Aussagen zu Kovac gezeigt. Dass derzeit auch die falschen Personen sprechen, steht fest: Zuletzt gelangten häufiger Interna an die Öffentlichkeit. James Rodriguez soll einen Wutausbruch in der Kabine gehabt und mit seinem Abschied kokettiert haben. Das dürfte Salihamidzic nicht gefallen haben. Diese Situationen bieten ihm aber auch die Gelegenheit, sich zu profilieren – ob intern oder in der Öffentlichkeit. Er könnte Kovac dabei helfen, eine Einheit zu formen und Ansagen machen, die darüber hinausgehen, dass die Kabine aufgeräumt werden soll oder dass ein Rauchverbot herrscht. Denn in der aktuellen Krise ist er nicht von Kritik befreit.

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Weitsicht bei Kaderplanung gefragt

Als Sportdirektor ist Salihamidzic für die Zusammenstellung des Kaders federführend. In der Planung kann man dem ehemalgien Mittelfeldspieler durchaus Vorwürfe machen, denn die Mannschaft ist dünn besetzt. Auf den Außenbahnen klaffen die größten Lücken. Die Überzeugung bei Salihamidzic, Kovac, Hoeneß und dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge war offensichtlich zu groß, dass der verletzungsanfällige Flügelspieler Kingsley Coman gesund bleiben würde und Serge Gnabry schneller eine Option ist. Die Fähigkeiten der beiden etwas in die Jahre gekommenen Franck Ribéry und Arjen Robben wurden zudem überschätzt. Rechtsverteidiger Rafinha verletzte sich.

Vor der Saison ließ Salihamidzic Linksverteidiger Juan Bernat nach Paris ziehen. Bei solchen Entscheidungen spielen viele Faktoren eine Rolle, auch die Meinung des Trainers, dennoch hätte mit genügend Weitsicht erkannt werden können, dass ein Ersatz nötig ist. Trotz des dünnen Kaders wehrte Trainer Kovac Fragen dazu ab. "Darüber will ich nicht reden. Letzen Endes haben wir das Spielermaterial, das wir haben. Mit diesem Spielermaterial haben wir sieben Spiele erfolgreich gespielt", sagte Kovac nach dem 0:3 gegen Gladbach im "ZDF". "Jetzt wissen alle, warum wir rotieren müssen. Wenn Verschleiß da ist, kann es zu Verletzungen kommen."

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Wirkungsvolle Impulse von Salihamidzic

Zuwachs für seine Mannschaft bekommt Kovac erst in der Winterpause. Das ist der Verdienst von Salihamidzic. Der Sportdirektor "hat den Transfer von Alphonso Davies alleine durchgezogen", erklärte Hoeneß bei "Sky". Er selbst kenne diesen Spieler nicht. Der 17-Jährige gilt als äußert talentiert, kommt aus der US-amerikanischen Liga und bringt zumindest Tempo für den Flügel mit. Ob Davies sofort weiterhelfen kann, muss sich erst zeigen, denn Salihamidzic hat schon mehrere Talente unter Vertrag genommen. Im Sommer verteilte er fast wöchentlich Profiverträge an Bayern-Jugendspieler. Namentlich Adrian Fein, Franck Evina, Lukas Mai, Ron-Torben Hoffmann und Meritan Shabani. In der Bundesliga spielten sie in dieser Saison alle noch keine Minute.

Es darf nicht vergessen werden, dass Salihamidzic noch recht neu in seinem Job ist und der FC Bayern ist mit den Alphatieren Hoeneß und Rummenigge die größtmögliche Herausforderung. Doch will Salihamidzic eine prägende Rolle bei den Münchnern einnehmen, muss er künftige wirkungsvollere Impulse setzen und seinen Trainer unterstützen. Denn irgendwann werden auch Hoeneß, 66, und Rummenigge, 63, sich zurückziehen. Dann wird sich die Frage stellen: Kann Hasan Salihamidzic diese Lücke füllen? Stefan Effenberg wird mit Sicherheit eine Antwort geben.

Tim Brack

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