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FC Bayern München: England ruft! Quo vadis, Leon Goretzka?

  • Aktualisiert: 08.06.2023
  • 18:07 Uhr
  • ran.de
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© Imago
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Leon Goretzka und der FC Bayern München stehen vor einem richtungsweisenden Sommer. Nachdem der Nationalspieler in der abgelaufenen Saison unter seinen Möglichkeiten blieb, will der Rekordmeister sein Mittelfeld neu strukturieren. Ist für den FCB-Profi da noch Platz? ran analysiert, ob ein Transfer für alle Parteien Sinn ergeben könnte.

Von Justin Kraft

Selten hat sich der FC Bayern München in dieser Saison so sehr als Einheit präsentiert wie am 27. Mai in der 89. Spielminute des Auswärtsspiels in Köln. Mit einer herausragenden Drehung und einem noch besseren Abschluss versetzte Jamal Musiala die Fans und das eigene Team in Ekstase.

Abgesehen von einem Spieler. Leon Goretzka stand kurz von der Bank auf, schaute den zum Torschützen sprintenden Ersatzspielern hinterher und stand dann fast regungslos in der Coachingzone. Sein Jubel hielt sich in Grenzen, gedanklich schien er abwesend zu sein. Bezeichnend.

Goretzkas Situation in München ist derzeit nur schwer zu durchschauen. Vieles deutet darauf hin, dass er seinen Stammplatz, den er sich hart erkämpft hat, in der kommenden Saison wieder abgeben muss. Für ihn stellt sich deshalb auch die Frage, ob es sinnvoll wäre, den Klub zu verlassen – und auch der FC Bayern muss dieses Gedankenspiel zulassen. Manchester United soll Medienberichten zufolge ernsthaftes Interesse haben.

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Braucht der FC Bayern Leon Goretzka noch?

In jenem Moment, der dem Rekordmeister in Köln den elften Meistertitel in Serie und den 33. insgesamt bescherte, dürften Goretzka viele Gedanken durch den Kopf gegangen sein. Schließlich wurde der Mittelfeldspieler von Thomas Tuchel in der 71. Minute eingewechselt, um bereits 14 Minuten später wegen taktischer Anpassungen wieder ausgewechselt zu werden. Die Höchststrafe.

Die Beziehung zwischen Trainer und Spieler wirkt unterkühlt. Tuchel ist während der Spiele häufig damit beschäftigt gewesen, Goretzka zu coachen. Mehrfach holte er ihn zu sich an die Seitenlinie und gestikulierte wild mit seinen Armen. Beim detailversessenen 49-Jährigen keine Seltenheit. Allerdings war es auffällig, wie oft er dafür den gebürtigen Bochumer auswählte.

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Verwunderlich ist das nicht. Der "kicker" berichtete bereits im April, dass sich Tuchel einen neuen Sechser wünsche. Goretzka und Kimmich prägten zwar über Jahre das Mittelfeld der Bayern, doch die Spielweise wird sich unter dem neuen Trainer stark verändern. Das deutete sich bereits in den letzten Wochen an.

Während Julian Nagelsmann und Hansi Flick vor allem auf temporeichen Powerfußball und ein starkes Gegenpressing setzten, will Tuchel Kontrolle auf allen Ebenen. Dass der Ballvortrag der Bayern insgesamt an Tempo und Vertikalität verlor, hing nicht ausschließlich damit zusammen, dass die Spieler nicht fit genug waren. Schon nach seinem 4:2-Einstand gegen den BVB kritisierte der ehemalige Chelsea-Coach, dass das Team zu "wild" und "hektisch" agiert, ihm die Dominanz gefehlt habe.

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FC Bayern: Goretzka steht für Fußball, den Tuchel nicht mehr will

Tuchel will ein Stück weit abrücken vom auf Athletik fokussierten Fußball der letzten Jahre. Und genau da liegt das Problem mit Goretzka. Kaum ein anderer Spieler steht so sehr für den Fußball, den der FC Bayern nach 2016 zunehmend etabliert hat – das Jahr, in dem Pep Guardiola ging.

Im Mittelfeld wurden vor allem Spieler verpflichtet, die durch Laufarbeit, Zweikampfstärke, Physis und Durchschlagskraft bestechen. Spieler wie Corentin Tolisso, der sich auch mal in der Offensive einmischte, um kurz darauf wieder am eigenen Strafraum zu verteidigen. Sogenannte "Box to box"-Spieler.

Damals hatten die Bayern mit Thiago noch einen perfekten Sechser. Spielstark, pressingresistent, aber auch gegen den Ball massiv unterschätzt – der Spanier war das Herz des Spiels und einer der größten Garanten für den Champions-League-Titel 2020.

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Leon Goretzka versteckt sich zu sehr

Es wird oft unter den Tisch gekehrt, dass die Bayern ihren größten Titel in der jüngeren Vergangenheit gewannen, als die Doppelsechs Kimmich/Goretzka notgedrungen aufgelöst wurde. Dabei war es vielleicht ein Schlüssel zum Henkelpott. Denn Kimmich zeigte sich nach dem Abgang von Thiago oft überfordert auf der Sechserposition.

An ihm allein hing der Spielaufbau, weil Goretzka sich in Ballbesitz zu sehr versteckt. Im Schnitt hatte der 28-Jährige in dieser Bundesliga-Saison laut dem Datenanbieter "Opta" 66,3 Ballkontakte pro 90 Minuten. Zum Vergleich: Kimmich kommt auf 98,5 Berührungen. Marcel Sabitzer, der in der Hinrunde zunächst in der Startelf stand, weil Goretzka verletzt ausfiel, kommt auf 78,3 und Gravenberch auf 75,5.

Das Spiel lief in der Vergangenheit zu oft an Goretzka vorbei, zu oft ließ er Kimmich im Stich. Zu Beginn des Jahres stellte Letzterer fest, dass er häufig durch Manndeckung aus dem Spiel genommen werde. Bayern fehlten die Lösungen.

Darum will der FC Bayern Declan Rice

Tuchel will mehr Lösungen. Er will Kimmich entlasten, ihm einen Partner an die Seite stellen, der aktiver ist. Declan Rice soll sein Favorit sein. Bei West Ham United kommt der Engländer trotz deutlich geringerer Ballbesitzwerte seines Teams (41,4 Prozent im Vergleich zu Bayerns 64,3 Prozent) auf 68 Kontakte pro 90 Minuten.

Der 23-Jährige ist aktiv im Freilaufverhalten, bietet sich auch dann an, wenn der Druck hoch ist. Er verbindet die physischen und athletischen Komponenten, die im Bayern-Mittelfeld in den vergangenen Jahren so wichtig waren, mit den spielerischen, die Tuchel einfordert.

Zwar ist von Rice nicht zu erwarten, dass er den Spielrhythmus diktiert wie einst Xabi Alonso. Doch seine Qualitäten mit dem Ball am Fuß reichen aus, um Gegenspieler auf sich zu ziehen und Kimmich so mehr Raum zu verschaffen. Es gäbe plötzlich mehr als nur einen Plan, um den Ball strukturiert in die vorderen beiden Drittel zu bringen.

Leon Goretzka muss seine Situation beim FC Bayern überdenken

Mit Konrad Laimer kommt ein weiterer Mittelfeldspieler dazu. Einer, der Goretzka nicht unähnlich ist. Die Bayern könnten mit ihm als Notnagel auf der rechten Abwehrseite planen, heißt es derzeit. Dass Kimmich dorthin zurückkehrt ist zumindest unwahrscheinlich. Außerdem endet Sabitzers Leihe. Seine Zukunft ist noch offen, wenngleich sich ein endgültiger Abschied bei der aktuellen Kaderfülle anbahnt.

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Und Goretzka? Der muss seine Situation überdenken – gerade mit Blick auf die EM 2024. Eine Komponente, die bei der rein sportlichen Betrachtung zu kurz kommt, ist aber seine Bedeutung für den FC Bayern in der Kabine und neben dem Platz. Der Ex-Schalker hat einen guten Draht zu vielen Mitspielern und engagiert sich abseits seines Jobs politisch und gesellschaftlich. Anders als manchmal auf dem Platz, duckt er sich zudem nicht weg, wenn es darum geht, in Krisenzeiten Interviews zu geben.

Es gab Gerüchte, die Münchner würden sein politisches Engagement als Ablenkung sehen. Doch wahr ist auch, dass er vom Klub oft genug und ganz bewusst als eine Art Botschafter eingesetzt wurde, der das unter anderem durch Katar beschädigte Image glaubwürdig aufpolieren kann.

FC Bayern: Letzte Chance für Goretzka oder Abschied?

Unter anderem das macht die Personalie Goretzka so kompliziert. Vielleicht kommt Rice auch gar nicht. Und vielleicht finden die Bayern keinen anderen Ersatz, der es auf Anhieb in die Startelf schafft. Dann hätte der Nationalspieler noch Zeit, sich anzubieten und die schwache Saison vergessen zu machen.

Schließlich hatte Goretzka seine stärksten Phasen beim FC Bayern, als er mit dem Rücken zur Wand stand oder die Konkurrenzsituation ihn zu Bestleistungen zwang. Schon kurz nach seiner Verpflichtung im Jahr 2018 trauten ihm nur wenige zu, ein wichtiger Stammspieler zu werden. Doch er machte sich zwischenzeitlich unverzichtbar. Anders als vor drei oder vier Jahren ist sein eigener Anspruch größer geworden – und der des Klubs. Seit seiner Vertragsverlängerung im Jahr 2021 ist er zu den Topverdienern aufgestiegen.

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Auch deshalb könnte es für den FC Bayern sinnvoll sein, das Kapitel zu beenden. Mit seiner athletischen und körperbetonten Spielweise passt Goretzka vielleicht sogar besser in die Premier League als zu Tuchel. Das frei gewordene Budget und die Ablösesumme könnten in den neuen Sechser investiert werden, den sich der Trainer wünscht.

Das letzte Bild, das von Goretzka bleiben würde, wäre diese Szene in Köln. Gedanklich abwesend, während seine Kollegen feiern. Es wäre ein unwürdiger Abschied eines Spielers, der dem FC Bayern in den letzten Jahren viel gegeben hat. Vielleicht entsteht allein daraus die Motivation, es nochmal für eine Saison zu probieren. Doch aktuell scheint es so, als würde der Spielertyp Goretzka nicht mehr zu den veränderten Vorstellungen der Bayern passen.


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