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Machtfrage beim FC Bayern München

FC Bayern München: Kahn und Brazzo zittern! So viel Macht hat Hoeneß noch

  • Aktualisiert: 24.04.2023
  • 19:30 Uhr
  • ran.de / Stefan Kumberger
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© imago images/Eibner
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In der Personaldiskussion um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic spielt ein Mann eine ganz besondere Rolle: Uli Hoeneß. Dem Patriarchen des FC Bayern München wird nachgesagt, er habe den Klub weiter fest im Griff. Doch wie groß ist seine Macht wirklich? 

Vom FC Bayern berichtet Stefan Kumberger

Es war eine bemerkenswerte Szene, die sich nach der Champions-League-Partie zwischen dem FC Bayern München und Manchester City (1:1) am vergangenen Mittwoch im Bauch der Münchner Arena abspielte. 

Uli Hoeneß schlurfte geradezu aus dem Kabinengang in die Mixed Zone, also dem Bereich, in dem die Protagonisten auf die Reporter treffen. 

Auf die Frage von ran, ob er kurz Zeit für ein paar Fragen habe, antwortete Hoeneß: "Nein, leider nicht."

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FC Bayern: In Uli Hoeneß brodelt es 

Das "leider nicht" wirkte dabei so, als tue es dem Ehrenpräsidenten nicht für die Reporter leid, sondern für sich selbst und den FC Bayern. Denn ran-Informationen zufolge brodelt es in ihm. Vermutlich hätte er nur zu gerne etwas gesagt. Öffentlich. So wie in früheren Zeiten. 

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Fakt ist: Das Schicksal von Bayern-CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic liegt vor allem in Hoeneß' Händen. Obwohl er formal nur noch als normales Mitglied des Aufsichtsrates fungiert, ist sein Einfluss nach wie vor enorm.  

Das liegt auch an den Personen, die mit ihm diesem Gremium angehören. 

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Uli Hoeneß: Im Aufsichtsrat nach wie vor der entscheidende Mann 

Die Zeiten, in denen mächtige CEOs diverser DAX-Unternehmen ihren Einfluss geltend machten, sind vorbei. Als sich Hoeneß 2019 vom Chefsessel erhob, beteuerte er wortgewaltig: "Glauben Sie denn, ein Tim Höttges (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG – Anm. d. Red.) lässt sich von mir etwas sagen?" Sein Einfluss sei begrenzt, so der mittlerweile 71-Jährige. 

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Doch Höttges ist nicht mehr im Boot, die Allianz und Adidas sind auch nicht mit den ganz großen Köpfen vertreten. Hinzu kommt, dass mit Bayerns Ex-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Aufsichtsratsboss Herbert Hainer und Prof. Dr. Dieter Mayer als Vizepräsident des Vereins Männer im Aufsichtsrat vertreten sind, die noch nie als Kritiker von Hoeneß in Erscheinung getreten sind – selbst als dieser wegen Steuerhinterziehung 2014 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. 

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Hoeneß und Hainer beschlossen Tuchel-Verpflichtung 

Warum auch? Hoeneß ist der einzige Vertreter des Gremiums, der selbst Profifußball gespielt hat. Er kennt alle Mechanismen des Geschäfts und war lange Zeit als Manager und Präsident die treibende Kraft im Bayern-Kosmos.  

Dass der Patriarch auch in der aktuellen Phase ein mächtiger Strippenzieher ist, stellte er rund um die Verpflichtung von Thomas Tuchel unter Beweis. Mit Hainer gemeinsam stimmte er dem Trainerwechsel stellvertretend für den ganzen Aufsichtsrat zu. Um das Gremium zu befragen, fehlte die Zeit.

Tuchel bedankte sich anschließend namentlich bei Hoeneß und versprach öffentlich, er "werde auf seinen Klub aufpassen". Deutlicher geht's kaum.  

Uli Hoeneß genießt Rückendeckung der Bayern-Fans  

Hinzu kommt, dass Hoeneß auch die Rückendeckung der Fans genießt. Für viele Anhänger des Klubs ist er weiterhin Gallions- und Identifikationsfigur.  

Und sogar die Ultra-Szene, die den Mann vom Tegernsee in den vergangenen Jahren durchaus kritisch sah (Stichwort Katar-Sponsoring), lud Hoeneß noch Anfang 2020 zu ihrer "Südkurvenfeier" anlässlich des 120. Klub-Geburtstages in den Münchner "Löwenbräukeller" ein.   

Dass der Ehrenpräsident kam und sich sogar an einen Tisch mit dem Boss der "Schickeria" setzte, rechnete man Hoeneß in der Szene hoch an.  

Sollte er sich dazu entscheiden, Kahn und Salihamidzic die Jobs zu nehmen, könnte er sich auf die Unterstützung der Mehrheit der Fans verlassen. Sie forderten ohnehin mit einem riesigen Banner in der Südkurve beim Champions-League-Spiel gegen Manchester, man müsse die "Führungspolitik hinterfragen". Das verstanden viele Beobachter als klaren Auftrag an Hoeneß. 

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Hoeneß-Besuch in der Kabine als Warnsignal für Kahn und Salihamidzic 

Und der Patriarch lieferte. Seinen Besuch in der Kabine müssen Kahn und Salihamidzic als Warnsignal verstehen. Schließlich suchte Hoeneß in den vergangenen Monaten nie den Weg ins Allerheiligste des Klubs. Doch diesmal wollte er offenbar dringend in direkten Austausch mit den Spielern gehen.   

"Er hat die Mannschaft begrüßt. Auch er war mit dem Spiel zufrieden. Er hat der Mannschaft Positives zugesprochen", sagte Salihamidzic.  

Doch wer Hoeneß kennt, der weiß: In solchen Situationen fängt er Schwingungen und Stimmungen auf. Schließlich war er als Manager jahrelang immer in der Kabine und als Präsident nach jedem Spiel.   

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Beim FC Bayern wünscht man sich weniger Hoeneß-Auftritte  

Hoeneß glaubt nach wie vor, er wisse, was das beste für seinen Klub ist. Zwar wünscht man sich im Klub nach ran-Informationen vom Ehrenpräsidenten wenig bis gar keine öffentlichen Meinungsäußerungen, doch so ganz lassen kann er es eben doch nicht.   

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Podiumsdiskussionen, Interviews und mehr – der 71-Jährige dosiert seine Auftritte gekonnt und weiß, dass ihm die Aufmerksamkeit der Medien sicher ist.   

Auch wenn der Klub-Pate nach Champions-League-Partien in der Fremde am traditionellen Bankett teilnimmt (so geschehen nach dem Spiel bei Paris St. Germain), steht er im Mittelpunkt. Dass sich Hoeneß dabei lange mit einem führenden Fanclub-Vorsitzenden besprach, entging niemandem im Raum. Der Ex-Präsident sammelt Eindrücke und lässt sie in seine Arbeit einfließen. 

Und er ist immer eine Nachricht wert. Seine Drähte zu einigen Reportern bestehen weiter. Gerade beim FC Bayern ist das echte Macht.  

FC Bayern: Misstrauen einige Profis den Bossen? 

Wer den öffentlichen Meinungs-Diskurs beherrscht, beherrscht auch den Rekordmeister. Auch deswegen bemühen sich Salihamidzic und Kahn immer wieder um Verbündete unter den Reportern, was laut "kicker" schon einige Spieler misstrauisch gemacht hat.  

Den zwei Bayern-Bossen gelang hier bislang keine richtige Balance – entsprechend stark ist jetzt der Gegenwind für beide. 

Auch das dürfte potenzielle Nachfolger für Kahn und/oder Salihamidzic nachdenklich machen. Von Philipp Lahm ist bekannt, dass er sich ein Engagement beim FCB nur unter der Bedingung vorstellen kann, dass Hoeneß wirklich nicht mehr als Strippenzieher fungiert.  

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"Glaubst du, hier passiert irgendetwas ohne mich?" 

Darauf wird der Weltmeister von 2014 aber lange warten müssen. Für Hoeneß geht es auch um sein Vermächtnis. Er ist kein Uhrmacher, der sein Werk zusammenbaut und sich dann nicht mehr um das Produkt kümmert – er will gestalten. 

Verbrieft ist in diesem Zusammenhang folgende Szene. Ein Reporter-Urgestein besuchte nach ran-Informationen Hoeneß in seiner Zeit als Freigänger an der Säbener Straße und bekam vom Patriarchen folgenden Satz gesagt: "Glaubst du, hier passiert irgendetwas ohne mich?" 

Diese Denke hat sich Hoeneß bis heute bewahrt und ist offenbar auch bereit, seinen Status zu verteidigen.


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