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Eberl exklusiv

Gladbach-Sportdirektor Max Eberl im exklusiven ran.de-Interview: "Breel Embolo ist für uns mehr Chance als Risiko"

  • Aktualisiert: 26.11.2022
  • 11:18 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
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© Getty
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Seit dem Trainerwechsel von Dieter Hecking zu Marco Rose herrscht rund um Borussia Mönchengladbach eine große Euphorie und Aufbruchstimmung. Im exklusiven Interview mit "ran.de" spricht Sportdirektor Max Eberl unter anderem über die Stimmungslage bei der "Fohlenelf", seine Erwartung an die Fans, den Transfer von Breel Embolo und wie der Stand bei den heiß gehandelten, möglichen Neuzugängen Marcus Thuram und Malang Sarr ist.

ran.de: Herr Eberl, nicht zuletzt durch den Trainerwechsel zu dem aufstrebenden und extrem umworbenen Marco Rose gibt es aktuell eine große Euphorie um Borussia Mönchengladbach und die Fans verspüren offensichtlich eine große Vorfreude auf die neue Bundesliga-Saison 2019/2020. Wie nehmen Sie persönlich im Augenblick die Stimmung rund um die "Fohlenelf" wahr? 

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Max Eberl: "Es ist natürlich immer schön, wenn man mit Entscheidungen positive Gefühle erweckt. Denn umgekehrt ist es ja auch so, dass wenn Entscheidungen eher negativ gesehen werden, man immer gegen Widerstände anzukämpfen hat. Das unserem neuen Weg mit Marco Rose nun mit einer solchen Euphorie und Offenheit entgegen getreten wird, ist natürlich eine wunderbare Voraussetzung für die Zukunft. Wobei all das natürlich Zeit brauchen wird. Das ist ein Satz, den ich an dieser Stelle sagen muss und auch möchte. Aber ich will diese Euphorie keinesfalls bremsen, sondern sie jetzt in der Vorbereitung mitnehmen, damit wir zum Saisonstart hoffentlich genau da sind, wo wir auch alle sein wollen."

"Fünfter Platz war ein sehr, sehr gutes Ergebnis"

ran.de: Sie haben die Fans in einem Interview im Gladbacher Mitgliedermagazin "Fohlenecho" ein Stück weit kritisiert, weil Sie sich nach dem erreichten fünften Platz in der vergangenen Saison ein bisschen mit Freude und Stolz über die realisierte Europa-League-Qualifikation gewünscht hätten. Können Sie das noch ein wenig genauer erläutern? 

Eberl: "Es sollte keine Kritik sein, aber eben genau diese Wahrnehmung hatte ich damals. Und ich denke, dass es mir als Sportdirektor dieses Klubs auch zusteht, solche Dinge klar anzusprechen. Wir haben in der vergangenen Saison natürlich eine herausragende Hinrunde gespielt und rangierten zum Teil auf Platz zwei der Tabelle. Dann kam eben eine Rückserie, die nicht mehr ganz dem entsprach, was wir in der Hinrunde auf den Rasen gebracht haben. Die Gründe dafür muss man aus meiner Sicht aber etwas Differenzierter betrachten. Aber bei einem Projekt, einer Arbeit oder in unserem Fall eben einer gespielten Saison, bleibt unter dem Strich immer ein Ergebnis – und das war aus meiner Sicht mit dem fünften Platz sehr, sehr gut. Da hatte ich eben das Gefühl, dass die Freude über das Erreichen des Europapokals – was die Fans sich alle so sehnsüchtig gewünscht haben – nicht so gesprüht hat, wie ich mir das vielleicht gewünscht hätte." 

ran.de: Woran kann das liegen? 

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"Qualifikation für Europa für uns etwas Außergewöhnliches"

Eberl: "Für uns ist die direkte Qualifikation für die Europa-League-Gruppenphase etwas Außergewöhnliches. Es wurde oft gesagt, wir hätten die Champions League verspielt. Das kann man sicherlich so sehen. Ich drehe es lieber ins Positive und sage, wir haben die Europa League fix gesichert. Das ist etwas Großartiges. Man sollte bei all dem auch mal unsere Rahmenbedingungen im Blick behalten. Damit meine ich nicht nur die vergangene Spielzeit, sondern die letzten Jahre, die wir gemeinsam erlebt haben. Da muss dann schon auch ein Stück weit berücksichtigt werden, dass Borussia Mönchengladbach vor 20 Jahren nach dem Abstieg in die Zweite Bundesliga bankrott und tot war. Und wir haben uns ohne fremde Hilfe, ohne Mäzen, ohne zwielichtige Sponsoren oder Privatpersonen, die gesagt haben 'Komm', Gladbach ist ein geiler Klub, dem gebe ich mal ein paar Millionen' konsolidiert. Aber dabei mussten wir uns erst einmal die Nulllinie erarbeiten und von dort aus dann peu a peu nach oben kommen. Und wenn man das sieht, diese Geschichte im Hinterkopf hat, sollte man als Gladbacher doch sehr stolz sein. Vor allem in einer Zeit, in der das Geld so stark dominiert. Allerdings Geld, das einem oft gegeben wurde und nicht, was man sich selbst erarbeitet hat. Das alles ein bisschen mehr wertzuschätzen, das habe ich mit meinen Aussagen gemeint."

ran.de: Wird Gladbach aus Ihrer Sicht von vielen Fans und auch Experten zu kritisch gesehen? 

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"Kritik ist auch ein Lob an die handelnden Personen"

Eberl: "Mit Kritik muss man umgehen. Zumal Kritik ja auch bedeutet, dass man viel von uns erwartet. Das ist aus meiner Sicht auch Lob und Auszeichnung an alle handelnden Personen, weil gesagt wird: ‚Die können noch mehr'. Wobei wir schon am Limit arbeiten, um das zu realisieren, was wir bislang geschaffen haben. Wir haben sicherlich ein Umfeld, das alles mitträgt, was wir tun, sich vielleicht hier und da aber trotzdem noch mehr Erfolg wünschen würde. Das ist aus meiner Sicht im Kontext Bundesliga aber nur sehr schwer zu erreichen. Wir können es schaffen, wenn wir über eine gesamte Saison außergewöhnlich performen und gleichzeitig andere, die eigentlich mehr Möglichkeiten hätten, eben nicht ganz so an ihre Leistungsgrenze kommen. Diese beiden Komponenten müssen also zusammenpassen – und dabei liegen dann nur 50 Prozent in unserer eigenen Hand. Die anderen 50 Prozent nicht. Deswegen muss das in der Bewertung unserer Leistung für mich persönlich immer berücksichtigt werden."

ran.de: Viele halten den Satz "Wir wissen wo wir her kommen ..." im Zusammenhang mit Gladbach für großes Understatement ... 

Eberl: "Die harten Fakten der vergangenen 15 Jahre in der Bundesliga zeigen acht, neun Mannschaften – und da zähle ich sogar die jetzt abgestiegenen VfB Stuttgart und Hamburger SV mit dazu – die ganz andere Möglichkeiten haben, als Gladbach sie vielleicht jemals haben wird. Es gibt die harten Fakten der Personalkosten, es gibt die harten Fakten der Rahmenbedingungen, es gibt die harten Fakten der Möglichkeiten eines Klubs. Und wenn ich die betrachte, bewegen wir uns mit Gladbach in der Bundesliga zwischen Platz sieben und neun. Es wird trotzdem ständig Europa erwartet. Wenn ich aber von der Normalität ausgehe, würde das niemals funktionieren. Also hat all das, was wir zuletzt mehr geschafft haben, mit den bereits zwei genannten Faktoren zu tun: Top-Leistungen von uns, aber auch ein Schwächeln der Teams, die vermeintlich besser ausgestatteten Klubs. Das hat mit Understatement überhaupt nichts zu tun. Ich sage ja selbst, dass ich sehr gerne mal etwas Blechernes in der Hand halten möchte oder dass die Deutsche Meisterschaft ein absoluter Traum wäre. Dafür arbeiten wir ja auch alle. Oft wird halt nur mein mahnender Zeigefinger wahrgenommen. Aber ich als Sportdirektor will der Mannschaft damit Luft geben, sich diesen sportlichen Erfolg zu erarbeiten. Denn Erfolg ist in Drucksituationen deutlich schwerer zu erreichen, als wenn einem alles locker und leicht von der Hand geht." 

"Nicht von Druck erschlagen lassen"

ran.de: Hat sich das vielleicht auch in der vergangenen Rückrunde bemerkbar gemacht? 

Eberl: "Ja, zum Beispiel. Das hatten wir ja auch in den Jahren zuvor bereits gehabt. Sobald Druck dazu kommt, ist es deutlich schwieriger etwas zu schaffen. Das möchte ich einfach nur in die Köpfe bekommen. Wir dürfen uns nicht von diesem Druck erschlagen lassen. Wir 'müssen' nicht, aber wir wollen alle. 'Müssen', müssen eigentlich die anderen." 

ran.de: Mit Neu-Coach Rose scheint nun ja wie bereits angemerkt eine gewisse Aufbruchsstimmung rund um den Borussia-Park zu herrschen. Was erwarten Sie sich von ihm und seinem Trainerteam? 

"Wollen mit Rose einen Schritt weiterkommen"

Eberl: "Gladbach hat ja in den vergangenen Jahren schon sehr erfolgreich Fußball gespielt, mit einer Art und Weise, bei der Ballbesitz eine große Rolle gespielt hat. Dieter Hecking hat dann im vergangenen Jahr noch diesen neuen Aspekt mit dem Drei-Mann-Sturm hinzu gebracht, der auch über zwei Drittel der Saison sehr gut funktioniert hat. Aber eben nicht bis ganz zum Schluss. Jetzt wünsche ich mir von Marco Rose und seinem Team einfach, dass wir einen weiteren Ansatz zu unserer Philosophie finden. Dass wir das Fußball spielen beibehalten, weil es eben auch typisch für Borussia ist, aber eben auch noch einen Schritt weiter kommen. Ein weiterer Parameter, wie man erfolgreich Fußball spielen kann. Es muss unsere Kreativität sein, Wege zu finden, gegen diese fünf, sechs Teams vor uns ankämpfen zu können. Wir wollen versuchen, ihnen immer ein Schritt voraus zu sein. Deswegen haben wir diesen neuen Ansatz gewählt, um ihn unserer bereits bestehenden Spielphilosophie hinzuzufügen."

ran.de: Sie haben in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass Ihnen die Trennung von Dieter Hecking menschlich extrem schwer gefallen sei. Zudem sind Sie ja eigentlich auch ein Sportdirektor, der extrem zu seinen Trainern steht. Was hat Sie also letztlich so sehr von der Idee überzeugt, Marco Rose bei der Borussia zu installieren? 

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"Musste das Menschliche ein Stück weit zur Seite schieben"

Eberl: "Wir hatten mit Dieter Hecking jetzt einen Trainer, der zweieinhalb Jahre bei uns war. Das ist für die Bundesliga schon eine längere Verweildauer. Es hätte eigentlich auch keinen besonderen Grund gegeben, sich jetzt im Sommer von ihm zu trennen. Er hat das Team damals mit 16 Punkten übernommen, wir hatten extreme Probleme. Daraufhin hat er uns innerhalb von eineinhalb Jahren stabilisiert, wobei wir fast schon in seinem zweiten Jahr wieder die Europa League erreicht hätten. Nachdem das dann doch nicht klappte, hat es ja nun die vergangene Saison funktioniert. Die zwei Jahre unter Hecking waren unter dem Strich also wirklich von Erfolg getragen. Trotzdem habe ich als Sportdirektor die Chance gesehen, mit Marco Rose vielleicht einen Schritt voraus zu denken. Ohne natürlich zu wissen, was die Zukunft bringt. Ich weiß nicht, ob mit Marco Rose alles funktioniert oder es mit Dieter Hecking vielleicht doch besser gewesen wäre. Aber ich muss Entscheidungen fällen, wenn Fakten auf dem Tisch liegen. Und es war ein Fakt, dass mit Rose ein Trainer auf dem Markt war, mit dem ich mich beschäftigen wollte. Ich habe mir sehr viele Gedanken darüber gemacht, was zu tun ist. Dabei muss ich dann das Menschliche ein Stück weit zur Seite schieben, weil von mir professionelle Arbeit erwartet wird. Ich glaube, dass je länger ein Coach im Verein bleibt, desto mehr muss der Kader gewechselt werden, damit ein Trainer auch weiterhin die Ansprache behalten kann, die er eben hat. Wir hatten jetzt eine gute Ausgangslage und ich wollte mit Marco Rose jetzt eine Entscheidung treffen, mit der ich und der Klub nun hoffentlich die nächsten Jahre gut leben kann." 

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ran.de: Mit dem neuen Coach kommt auch eine veränderte Spielphilosophie nach Gladbach. Was heißt das für die Spieler? 

Eberl: "Ich treffe ja immer eine Entscheidung unter Berücksichtigung meines Kaders. Das heißt, ich lasse die Mannschaft nicht links liegen und hole einfach einen Trainer dazu. Im Gegenteil. Ich suche immer einen Coach, der genau zu diesem Kader passt. Denn es ist ja die Symbiose aus Mannschaft und Trainer, die den Erfolg bringt. Nicht der Coach alleine. Wir können es uns auch nicht leisten, acht Spieler rauszuschmeißen und dann gleich acht neue zu holen. Natürlich ist die jetzige Transferpolitik auf die Bedürfnisse des neuen Trainers zugeschnitten. Aber da sprechen wir von drei, vier neuen Spielern. Bei dem Rest der bereits etablierten Spieler haben wir das Gefühl, dass sie sehr gut zu Marco Roses Ansatz passen könnten. Wie bereits gesagt: Wir haben bei Borussia seit Jahren eine wunderbare Spielphilosophie entwickelt und wollen jetzt noch was oben drauf setzen. Wir revolutionieren ja nicht. Mir gefällt in diesem Zusammenhang das Wortspiel 'Evolution statt Revolution' schon sehr gut. Denn genau das ist der Ansatz, den wir verfolgen. Es kommt ja kein Trainer dieser Welt auf die grüne Wiese und sagt: 'So, die Jungs haben noch nie Fußball gespielt, jetzt zeige ich es denen erst einmal'. Sie sind ja alle schon von unterschiedlichen Spielansätzen geprägt worden. Aber jetzt eine neue Philosophie dazu zu bringen und die alten Ansätze zu behalten – das wäre die Top-Variante." 

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"Lainer wollten wir uns dieses Jahr leisten"

ran.de: Mit Ersatzkeeper Max Grün, Rechtsverteidiger Stefan Lainer und Stürmer Breel Embolo stehen bereits drei Neuzugänge fest. Was erwarten Sie sich konkret von diesen Spielern? 

Eberl: "Max Grün ist eher eine strategische Entscheidung. Denn wir haben zwar mit Moritz Nicolas einen jungen Top-Keeper in den eigenen Reihen, wollen ihm aber bei Aufsteiger Union Berlin als Leihspieler im besten Fall Einsätze auf höchstem Niveau ermöglichen – wenn er sich dort durchsetzt. Grün hat als Torwart eine gute Mentalität, kennt die Bundesliga, kann sofort einspringen, wenn Not am Mann ist und ist vor allem charakterlich ein guter Junge. Er wird die Zeit überbrücken, bis Moritz wieder da ist. Stefan Lainer ist ein Spieler, den wir schon lange auf der Liste hatten, uns aber nie leisten konnten. Jetzt in diesem Jahr und dem neuen Trainer wollten wir ihn uns allerdings leisten. Er trägt diese Philosophie, die Marco Rose bei RB Salzburg entwickelt hat, komplett in sich und das tut unserem Kader extrem gut. Denn so kann Lainer die anderen auch ein bisschen mitziehen, wenn es um den neuen Ansatz von Rose geht. Und bei Breel Embolo erhoffen und wünschen wir uns diese Durchschlagskraft, diese Power, diese Gradlinigkeit und diese enorme Physis, die er immer beim FC Basel hatte, beim FC Schalke 04 aber nur zum Teil zeigen konnte, weil er immer wieder von schweren Verletzungen zurückgeworfen wurde. Jetzt gab es eben diese großartige Möglichkeit, Breel nach Gladbach zu holen und das haben wir gemacht."

ran.de: Wie fit ist Embolo nach all seinen Verletzungen wirklich? 

Eberl: "Er hat sich zuletzt bei der Schweizer Nationalmannschaft verletzt und natürlich auch diese dramatische Historie mit dem Knöchelbruch und dem Mittelfußbruch. Selbstverständlich holst du mit ihm keinen unbefleckten Spieler, aber wir holen einen Fußballer mit sehr viel Potenzial. Wir gehen damit sicherlich ein kleines Risiko ein, das für uns aber sehr überschaubar ist. Deswegen ist für uns unter dem Strich die Chance viel größer als das Risiko."

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"Thuram kommt zum Medizincheck"

ran.de: Mit Marcus Thuram und Malang Sarr geistern aktuell zwei Namen potenzieller Neuzugänge durch den Borussia-Park. Wie ist hier der aktuelle Stand und wieso sind genau diese zwei Spieler so interessant für Gladbach? 

Eberl: "Dass wir mit Josip Drmic und Thorgan Hazard zwei offensive Spieler verloren haben, ist ja bekannt. Da wir mit Embolo bislang nur einen neuen Stürmer dazu geholt haben, würde ich die mathematische Rechnung aufmachen, dass uns ein zweiter Offensivspieler durchaus gut tun würde. Da ist es so, dass wir Marcus Thuram in den kommenden Tagen in Mönchengladbach zum Medizincheck erwarten. Der Transfer ist aber noch nicht komplett unter Dach und Fach. Ich spreche hier allerdings nicht mehr von großen Hürden, sondern eher von kleinen Steinchen über die wir noch springen müssen. Zusätzlich suchen wir ja bekanntlich noch einen weiteren Innenverteidiger mit einem linken Fuß. Das gestaltet sich allerdings nicht ganz so einfach, der Markt ist da gerade enorm kompliziert. Da werden dann oft auch Namen gehandelt, die für uns finanziell überhaupt nicht darstellbar sind. Damit leben wir aber und versuchen im Hintergrund eine Lösung zu finden und zu realisieren, die wir uns leisten können und die uns trotzdem qualitativ nach vorne bringt." 

ran.de: Es ist auffällig, dass die Borussia in der Vergangenheit immer mehr auch in Frankreich Spieler gescoutet hat und dort dann auch fündig geworden ist. Was macht den französischen Markt so interessant? 

Eberl: "Die französischen Spieler werden sehr gut ausgebildet. Es ist ja keine Überraschung, dass sie von ihren Jugendmannschaften an im internationalen Fußball sehr erfolgreich sind. Außer Bixente Lizarazu oder Jean-Pierre Papin gab es früher kaum Franzosen in der Bundesliga, doch das hat sich enorm gewandelt. Auch, weil Deutschland für die jungen Franzosen ein interessanter Markt geworden ist. Hier können sie sich entwickeln und dann als ‚fertiger' Spieler nach England oder den Top-Vereinen dieser Welt wechseln. Das ist eine Auszeichnung für die Bundesliga." 

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"Versuchen es weiter mit jungen Spielern, die großes Potenzial besitzen"

ran.de: Sie haben im Zusammenhang mit Borussia Transferstrategie kürzlich Ihren Chefscout Steffen Korell zitiert, der sagt: "Wir verlieren regelmäßig Qualität – und kaufen regelmäßig Potenzial". Können Sie das näher erläutern? 

Eberl: "Dieser Satz trifft den Nagel wirklich auf den Kopf. Ich könnte jetzt Interviews führen mit ausführlichen Antworten, aber am Ende sagt genau dieser eine prägnante Satz alles aus. Das ist die Grundphilosophie, die wir haben. Natürlich holen wir auch mal etablierte Spieler, Strategen, die vom Alter her gut in unsere Strukturen passen. Aber in der Regel wollen wir es immer wieder mit jungen Spielern versuchen, die großes Potenzial besitzen. Das ist der Weg und die Philosophie von Borussia Mönchengladbach, der uns in den vergangenen zehn Jahren auch Erfolg gebracht hat. Und genau diesen Weg werden und müssen wir die kommenden Jahre auch weiter gehen." 

ran.de: Ist der Transfermarkt in den vergangenen Jahren schwieriger geworden? Und wie geht man damit um? 

"Geduld ist überhaupt nicht meine Stärke"

Eberl: "Der Transfermarkt hat sich enorm gewandelt. Früher konnte man beispielsweise Spielerwerte deutlich klarer definieren. Heute stellst du dir für einen Kandidaten acht Millionen Euro vor, die Gegenseite aber 25 Millionen. Früher wären es vielleicht zehn oder zwölf gewesen. Die Diskrepanz war nicht so groß. Aber deshalb dauern heute auch die Verhandlungen länger und die Gefahr ist größer, dass ein Konkurrent um die Ecke kommt, der sagt: 'Ich zahle das Geld'. Dann gehen die Verhandlungen quasi wieder von vorne los. Da sind viele Gespräche gefordert, aber auch persönliches Abwägen, wie weit man gehen kann oder wo man einfach aussteigen muss, weil es finanziell keinen Sinn mehr macht. Es ist einfach mehr Geduld gefragt, was überhaupt nicht meine Stärke ist. Aber das muss ich gerade lernen. Ziel sollte es dennoch immer bleiben, dem Trainer so früh wie nur möglich den fertigen Kader an die Hand zu geben." 

ran.de: Borussia geht mit Marco Rose nun also neue Wege, ohne – so Ihre Worte – "eine Revolution". Was erwarten Sie sich dennoch von der kommenden Saison von Ihrer Borussia? 

Eberl: "Ruhe, eine große Freude auf das, was kommt, aber auch Akzeptanz, wenn am Anfang noch nicht alles so rund läuft. Sportlich möchten wir schon gerne die Gruppenphase der Europa League überstehen. Das ist das große Ziel. Im DFB-Pokal möchten wir wie immer so weit kommen wie nur möglich – auch wenn wir mit dem SV Sandhausen eine extrem unangenehme Hürde in der ersten Runde haben. Und in der Bundesliga wollen wir dem Reigen der oberen Teams erhalten bleiben und hoffen, dass wir die Dreifach-Belastung kompensiert bekommen. Ich wünsche mir, dass wir wie in den vergangenen Jahren wieder um Europa mitkämpfen, dass Marcos neues Ansatz so schnell wie möglich greift und wir guten, attraktiven Fußball spielen."

Das Interview führte: Dominik Hechler

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