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Mainz vs. Liverpool live in SAT.1

Martin Schmidt: Kuhhirte, KFZ-Mechaniker und Erfolgstrainer

  • Aktualisiert: 07.08.2016
  • 17:36 Uhr
  • ran.de
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© imago/Jan Huebner
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Mit seinem Lebenslauf stellt der Mainzer Trainer Martin Schmidt so ziemlich alle Kollegen in den Schatten. Auch Jürgen Klopp. Vor dem Testspiel der Mainzer am Sonntag (ab 15:25 Uhr live in SAT.1 und auf ran.de) gegen Klopp und den FC Liverpool stellt ran.de den Schweizer Coach näher vor.

München - Mit den halblangen Zottelhaaren und dem Dreitagebart wirkt Martin Schmidt wie ein verwegener Altrocker.

Doch das ist nur der erste, oberflächliche Blick auf den Trainer des 1. FSV Mainz 05. Ja, Schmidt ist ungewöhnlich. Anders. Kommunikativ und dabei immer höflich. Ein Menschenfreund nannte ihn sein Spieler Julian Baumgartlinger mal. Für jeden Spieler, jeden Fan, jeden Mitarbeiter gibt es ein freundliches Wort, einen Händedruck.

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Menschenfreund und Menschenfänger

"Ich nehme mir nicht vor, höflich oder vertrauensvoll zu sein, weil es mir nützen könnte, sondern weil ich so bin", sagte der Schweizer. "Ich glaube, du kannst Menschen nur führen, verbal etwas auslösen und Menschenfänger sein, wenn du die Menschen liebst."

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Was der 49-Jährige selbst liebt, macht er mit mindestens einhundert Prozent. Mit Leidenschaft, mit Akribie. Vielleicht auch deshalb hat er den wohl ungewöhnlichsten Lebenslauf der Bundesliga-Trainer.

So ungewöhnlich, dass er zuletzt mit einigen Gerüchten beziehungsweise Dichtungen aufräumen musste. Ja, er hat als Kind auf der Alm die Kühe seines Opas gehütet. Allerdings keine Schafe oder Ziegen. Professioneller Bergführer oder Skilehrer war er nie, dafür passionierter Skifahrer.

Bei der traditionellen "Hexenabfahrt" (Belalp Hexe) in seiner Heimat hat er weder den Streckenrekord gebrochen, noch das Rennen über zwölf Kilometer mit einer Höhendifferenz von 1800 Metern gewonnen. Sein Schwager war ein paar Sekunden schneller als er.

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Tiefer und breiter

Dass er eine KFZ-Werkstatt hatte, stimmt. Schmidt war im Tuning-Bereich tätig. Je edler, je tiefer, je breiter, desto besser. Daneben arbeitete er auch als Mechaniker im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM).

Schmidt war und ist einer, der seine Grenzen, sein Limit auslotet, es auch schon mal übertritt. Höher, schneller, weiter, verfeinern, perfektionieren, immer am Rand des Normalen, des Gesunden. Beim Skifahren brachen zwei Halswirbel, das Kreuzband riss sowohl beim Ski als auch auf dem Mountainbike.

Verletzungen oder Rückschläge konnten ihn aber nicht stoppen. Dann schon eher Langeweile. "Ich glaube, man sollte nie etwas länger machen als maximal 20 Jahre. Dann lassen Leidenschaft und Emotionen nach", sagte er der "Zeit".

Die fand er 2001 im Fußball, als Assistenztrainer beim FC Raron, "und da habe ich gemerkt: Das ist es, was mich fasziniert – Menschen motivieren und sie auf den gleichen Weg bringen." Seitdem geht es auch da für ihn, der während seiner aktiven Karriere ein ambitionierter Amateurfußballer war, bergauf.

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Quereinsteiger mit Glück?

Liest man die ungewöhnliche Geschichte des Martin Schmidt, bekommt man manchmal das Gefühl, er sei eher durch Zufall an den Job gekommen. Der Quereinsteiger, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Ja, auch mit dieser Mär muss Schmidt aufräumen, denn es waren vielmehr 15 Jahre knochenharte Arbeit.

"Die ersten drei Jahre waren wirtschaftlich ein Überlebenskampf. Ich hatte die Werkstatt nicht mehr, hatte eine Bekleidungsfirma gegründet, arbeitete zudem bei einer Regionalzeitung und als Trainer. Erst 2010 lief es im Fußball so gut, dass ich mich ganz auf den Trainerjob konzentrieren konnte", sagte er.

Da war er in Mainz, entdeckt bei einem Jugendturnier, von Thomas Tuchel, der ihm die Position des Assistenztrainers angeboten hatte.

Doch was machte Schmidt? Er lehnte ab, er wollte das Sagen haben. Selbst bestimmen. Also übernahm er die U23 der Rheinhessen. Im Februar 2015 wurde er Chefcoach der Profis, mit denen er zunächst den Klassenerhalt schaffte und sie in der vergangenen Saison in die Europa League führte.

Die Mainzer Umschaltmaschine

Seine Mannschaft, mit der er in der Wintervorbereitung eine Schneewanderung in seiner Heimat unternahm, nennt er "Umschaltmaschine. Unsere Überfälle, die Balleroberung, der Tempofußball - all das basiert auf Laufleistung und Sprintstärke. Wir wollen die lauf- und sprintstärkste Mannschaft der Liga sein."

Die grundsätzliche Gefahr abzuheben sieht er nicht. "Zumindest nicht, solange mich meine Familie reguliert, mir meine Schwester noch SMS schreibt, in denen steht: Jetzt könntest du dir aber wirklich mal wieder die Haare schneiden."

Doch Schmidt hat gelernt, dass alles endlich ist. Erst recht im Fußballgeschäft, in das er eigentlich so gar nicht reinpasst. Vielleicht klappt es gerade deshalb so gut. Noch. "Wenn es so weitergeht wie bisher in meinem Leben, dann weiß ich, dass es kein Jahrzehnt mehr dauert, bis diese Geschichte hier erlischt", sagte er.

Dann hütet er wieder Kühe. Oder schraubt an Autos rum. Um den Kreis zu schließen.

Am Sonntag trifft Schmidt mit Mainz auf den FC Liverpool und den Mainzer Ex-Coach Jürgen Klopp. SAT.1 und ran.de überträgt die Partie ab 15:25 Uhr live.

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