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Aufstieg in die Premier League mit Vitaly Janelt?

Mit U21-Star Vitaly Janelt und der Macht der Daten: Wie Brentford die Milliardäre schockt

  • Aktualisiert: 24.05.2021
  • 22:47 Uhr
  • ran / Martin Jahns
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© imago images/Uk Sports Pics Ltd
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Mit dem deutschen U21-Nationalspieler Vitaly Janelt und dem Moneyball-Prinzip kann der FC Brentford am Samstag in die Premier League aufsteigen. Es wäre ein historische Leistung - und der Beweis, dass Daten mehr Tore schießen als Geld.

München - Vitaly Janelt ist ein Underperformer. Jedenfalls, wenn es nach dem statistischen Ziel geht, das der FC Brentford von defensiven oder zentralen Mittelfeldspielern verlangt.

Vier Tore und drei Assists stehen für den gebürtigen Hamburger zu Buche. Erwartet wird beim rein datenbasiert geführten Londoner Klub mehr.

"Mir wurden vor den Gesprächen ein Video, so sieben bis acht Minuten über den Klub und die Historie, und eine PowerPoint-Präsentation, circa acht Seiten, geschickt. Dort standen unter anderem die Werte, die von mir verlangt wurden. Wie viele Tore ich als Sechser idealerweise erzielen sollte, wie viele als Achter", erklärte Janelt dem "kicker": "Wenn ich mich nicht täusche, waren es sechs Tore und sechs Vorlagen als Sechser und acht Tore und acht Vorlagen als Achter."

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Janelts Tor öffnet Tür nach Wembley

Stammkraft ist Janelt, der auch im deutschen Kader für die U21-EM (live auf ProSieben, ProSieben MAXX und ran.de) steht,  bei den "Bees" inzwischen dennoch.

Und mit seinem Tor zum Zwischenzeitlichen 2:1 im Halbfinale der Aufstiegs-Playoffs gegen den AFC Bournemouth hat er seinen Klub ins Endspiel um den Aufstieg in die Premier League geschossen. Mit einem Sieg am Samstag gegen Swansea im Wembley-Stadion wäre Brentford erstmals seit 1947 wieder erstklassig.

Und das nicht etwa dank eines Scheichs oder milliardenschweren Investmentfonds an der Spitze, sondern dank der Macht der Daten.

Dank des strikt auf Algorithmen und Modellrechnungen basierenden "Moneyball"-Prinzips, das einst die Baseballer der Oakland Athletics vom Außenseiter zum Playoff-Team machte und 2011 Grundlage für den gleichnamigen Hollywood-Film war.

Über 115 Millionen Euro Transfergewinn als Zweitligist

Klubbesitzer Matthew Benham studierte in Oxford Physik, wurde mit Sportanalyse- und Sportwettfirmen zum Multimillionär und übernahm seinen Lieblingsklub Brentford 2012 in finanziellen Schwierigkeiten.

Seitdem herrschen bei den "Bees" die Zahlen. Mit Erfolg: Sukzessive kletterte der Klub vom Fahrstuhlverein zwischen zweiter und dritter Liga zu einem Aufstiegskandidaten der Championship - und das ganz ohne Transfers im zweistelligen Millionenbereich.

Von den vergangenen Sommer durch Spielerverkäufe eingenommenen 62 Millionen Euro investierte der Klub lediglich 7,3 Millionen Euro in neue Spieler. Und die die kamen, waren in England den Wenigsten ein Begriff:

Neben Janelt, der für 600.000 Euro als Rotationsspieler aus Bochum kam, war dies unter anderem Ivan Toney, ein Stürmer von Drittligist Peterborough. Bei Brentford kommt der nun auf 32 Tore und zehn Assists in 47 Championship-Spielen.

Insgesamt kommt Brentford in neun Jahren unter Benham auf eine positive Transferbilanz von über 115 Millionen Euro. Wohlgemerkt: als Zweitligist.

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Nachwuchsarbeit rechnet sich nicht

Doch so bewundernswert der rationale, datenbasierte Erfolg im megalomanischen Fußball-Milliardenbusiness ist, so wenig hält Brentford als Paradies für Fußball-Romantiker stand. Die eigene Jugendakademie hat der Klub 2016 dicht gemacht.

Die nüchterne Erkenntnis: Ein B-Team aus datenbasiert verpflichteten Spielern ist lohnenswerter als Nachwuchsarbeit im fußballerisch überlaufenen London. Bei der Spielerakquise hilft auch die Verflechtung mit dem dänischen Klub FC Midtjylland, der ebenfalls Benham gehört und nach dem gleichen Prinzip geführt wird.

Auch Janelt wurde der Plan B Midtjylland ganz offen auf den Tisch gelegt: "Mir wurde gesagt, dass es, wenn es nicht so läuft wie erwartet, immer noch die Möglichkeit gebe, zum Partner-Klub nach Dänemark zu gehen und dort Spielpraxis zu sammeln. Da wäre ich auch nicht der erste Spieler gewesen."

Denn trotz des datenbasierten Ansatzes ist auch Brentford nicht vor Nachjustierungen gefeit: Der Däne Thomas Frank ist bereits der sechste Trainer in neun Jahren Brentford-Moneyball. Mark Warburton musste im Sommer 2015 gehen, obwohl er sein Team sensationell in die Aufstiegsplayoffs geführt hatte. Nach dem Blick auf Modellrechnungen gab es für ihn dennoch den Daumen nach unten.

Zweiter Anlauf in zwei Jahren

Frank indes fühlt sich wohl im System Brentford, hat seinen Vertrag vorzeitig bis 2023 verlängert. Er führte sein Team schon vergangenes Jahr ins Finale der Aufstiegsplayoffs, in denen der FC Fulham, der zuvor knapp 40 Millionen Euro in Neuzugänge gebuttert hat, noch zu stark war.

Nun also der nächste Anlauf.

Die Rechnung hierfür ist denkbar einfach: Brentford braucht ein Tor mehr.

Martin Jahns

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