• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige
Deutsches Modell

Norwich City: Ein seltenes Märchen der Fußball-Neuzeit

  • Aktualisiert: 25.03.2019
  • 20:07 Uhr
  • ran.de/ Andreas Reiners
Article Image Media
© imago images / Focus Images
Anzeige

Norwich City träumt von der Rückkehr in die Premier League. Macher ist der in Deutschland eher unbekannte Trainer Daniel Farke, der mit vielen Ex-Bundesliga-Profis vor dem Aufstieg steht.

München/Norwich – Märchen liest man immer wieder gerne, weil sie von wundersamen Begebenheiten erzählen. Von Unglaublichem. Uns damit unterhalten, zum Staunen bringen oder träumen lassen. Märchen sind aber vor allem Märchen, weil sie reine Fiktion sind.

Frei erfunden ist die Erzählung von Norwich City allerdings ganz und gar nicht, sie taugt trotzdem als modernes Märchen der Fußball-Neuzeit, sorgt sie doch vor allem für Schwärmereien, für ein Deja-vu, und ja, auch für Träume. Vor allem in der Universitätsstadt im Osten Englands.

Anzeige
Jan Siewert (Huddersfield Town)

Ab in die Premier League: Jan Siwert verlässt BVB II

Der nächste Trainer der zweiten Mannschaft von Dortmund wechselt zu Huddersfield Town.

  • Galerie
  • 23.01.2019
  • 20:54 Uhr

Man erwischt sich dabei, wie man in der guten, alten Zeit schwelgt, als die Außenseiter noch regelmäßig für Furore sorgen konnten. Diese Geschichten wurden inzwischen ganz unromantisch von Scheichs, Sponsoren und anderen Auswirkungen im Milliarden-Geschäft Fußball verdrängt, besondere Fundstücke gibt es aber immer wieder mal.

"Märchenonkel" Farke

Daniel Farke ist so gesehen der Märchenerzähler. 42 Jahre alt, seit zehn Jahren Trainer, das höchste der Gefühle war bis 2017 die Regionalliga. 

Dass er damals Borussia Dortmund II trainierte, ist in England trotz der Parallelen zu David Wagner und Jan Siewert in Huddersfield zwar keine Einstellungsvoraussetzung, war aber auch kein Zufall. Farke wurde nach Wagners Wechsel nach England in Dortmund sein Nachfolger und übernahm im Sommer 2017 den Traditionsklub Norwich City, als sich Stuart Webber an seine eigene Glanztat erinnerte.

Denn Webber hatte 2015 Wagner nach Huddersfield gelotst und war inzwischen Sportdirektor bei Norwich City, das 1992 zu den Gründungsmitgliedern der Premier League gehörte, seit Jahren aber im englischen Ligensystem herumpendelte.  

2015/16 war die letzte Saison in der Premier League, seitdem arbeitet man an der Rückkehr. Seit knapp zwei Jahren mit Farke und dem "deutschen Modell", das Webber mit Wagner schon in Huddersfield äußerst erfolgreich implementierte.

Denn neben Farke gehören zahlreiche Kicker zum Kader, die früher in Deutschland den Durchbruch nicht geschafft haben, wie Christoph Zimmermann, Timm Klose, Tom Trybull, Moritz Leitner, Mario Vrancic, Marco Stiepermann und Teemu Pukki. Namen, die man schon mal gehört hat, die aber nicht hängengeblieben sind, weil sie meist nur Mitläufer waren, anstatt Spuren zu hinterlassen. 

Das holen sie jetzt in Norwich nach.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Pukki der Top-Torjäger

Der Ex-Schalker Pukki zum Beispiel traf in bislang 34 Ligaspielen 24 Mal, bereitete neun weitere Treffer vor. Der Ex-Darmstädter Vrancic erzielte als Mittelfeldmann in 28 Spielen immerhin sieben Treffer. Zimmermann, der seinen Profitraum schon gegen ein Lehramtsstudium eintauschen wollte, ist als Innenverteidiger eine feste Größe. 

Alle zusammen basteln sie am Aufstieg in die Premier League. An der triumphalen Rückkehr. Parallel, so der kicker, hat der Klub in den letzten 18 Monaten mehr als 60 Millionen Euro Transferüberschuss erzielt. Ein krasser Gegenentwurf zur Verschwendungssucht in der Premier League, wo Milliarden für den Erfolg verprasst werden. In Norwich hat man mehr oder weniger keine Wahl, dazu auch bodenständige Eigentümer. Qualität, Charakter und die Bezahlbarkeit sind die Eigenschaften, die zählen.

"Der Aufstieg in die Premier League würde einer Sensation gleichkommen", sagte Farke dem kicker. Von der träumt eine ganze Region, in Anlehnung an den Blur-Song "Parklife" intonieren die City-Fans seit Monaten: "All the Germans! So many Germans!" 

Fünf Punkte Vorsprung

Fans und Verantwortliche können auf jeden Fall schon einmal die Sektpreise sondieren: Acht Spieltage vor dem Saisonende sind die "Canaries" (Kanarienvögel), wie der Verein wegen seiner gelb-grünen Trikots genannt wird, Tabellenführer. Fünf Punkte sind es auf den Dritten Leeds United, die ersten beiden Klubs steigen sofort auf. Die Ränge drei bis sechs spielen einen dritten Aufsteiger aus.  

So hatte es Wagner 2017 mit Huddersfield in die Premier League geschafft. Bei 21 Punkten Vorsprung auf den Siebten ist das Playoff-Ticket auch nur noch eine Formalie. Doch wenn man schon mal Tabellenführer ist – Understatement hin oder her – will man auch direkt hoch.

Anzeige
Anzeige

Eine wochenlange grün-gelbe Party

Farke beschreibt die Gefühlslage damit, dass man in Norwich zwar entspannt sei, gleichzeitig aber auch gierig nach dem maximalen Erfolg. Er verspricht: "Wenn wir am Ende der Saison aufsteigen sollten, dann gibt es hier eine wochenlange grün-gelbe Party."

Dann dürfte Farke auch in Deutschland noch mehr in den Mittelpunkt rücken. In England ist er dort schon angekommen, wie er verrät: "Die Ausmaße, die die Berichterstattung hier annimmt, kann man mit der von Top-Bundesligisten wie Bayern München oder Borussia Dortmund vergleichen. Ich habe genug zu tun, glauben Sie mir."

Ist ja auch (k)ein Wunder: Märchen liest man eben immer wieder gerne.

Andreas Reiners

Du willst die wichtigsten Fußball-News direkt auf dein Smartphone bekommen? Dann trage dich für unseren WhatsApp-Service ein unter http://tiny.cc/ran-whatsapp


© 2024 Seven.One Entertainment Group