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NFL: "Resting the Starters" am 17. Spieltag: Wohlverdiente Pause oder Wettbewerbsverzerrung?
- Aktualisiert: 30.12.2020
- 21:51 Uhr
- ran.de
Am 17. Spieltag haben bereits mehrere Head Coaches von Spitzenteams angekündigt, ihren Stars und Schlüsselspielern so kurz vor den Playoffs etwas Pause zu gönnen. Gerade in dieser besonderen Saison scheint es wichtig, mit einem frischen Kader in die Playoffs zu gehen. Was für die einen Teams jedoch der Weg zum Erfolg sein könnte, ist für andere Teams der Sargnagel auf die Playoff-Hoffnung.
München - Am Dienstag kündigte Steelers-Headcoach Mike Tomlin bereits an, im Spiel gegen die Cleveland Browns (10-5) am Sonntag (ab 18:00 Uhr live auf ProSiebenMAXX und im Livesrteam auf ran.de) auf ein paar seiner Starter verzichten zu wollen. Unter anderem Quarterback Ben Roethlisberger soll dabei geschont werden.
Das Prekäre daran: Während die Steelers bereits sich für die Playoffs qualifiziert sind, geht es für den Gegner aus Cleveland noch um alles. Die Browns benötigen unbedingt einen Sieg, um den Playoff-Einzug sicher einzutüten.
Kein "Big Ben": Vorteil für Cleveland?
Schwer wiegt hier der "Ausfall" von Roethlisberger, der trotz zwischenzeitlicher Probleme eine mehr als ordentliche Saison absolviert. Nach Passing Yards (3804) befindet er sich an 13. Stelle, während er bei den Passing Touchdowns (33) auf dem sechsten Platz sogar an der Top-5 kratzt.
Zumindest in der Offensive werden sich die Steelers demnach umstellen müssen, was den Browns in die Karten spielen dürfte. Durch unzählige Ausfälle ist die Cleveland-Defense deutlich angeschlagen. Freilich wird das Spiel für die Browns kein Selbstläufer und muss aus eigener Kraft erst einmal gewonnen werden.
So führt auch Mike Tomlin an, dass er nur einzelnen Spielern eine Pause gönnen wird: "Das wird kein Pre-Season-Spiel, in welchem wir alle Starter rausnehmen", wird er von "cleveland.com" zitiert: "Der Großteil der Jungs wird spielen und wir werden ein schlagfertiges NFL-Team stellen", so Tomlin.
Es bleibt das sogenannte "Gschmäckle": Die Indianapolis Colts (10-5), die eine Woche zuvor - hier waren die Steelers bereits für die Playoffs qualifiziert - gegen Pittsburgh mit einem gut aufgelegten Roethlisberger spät unterlagen, hoffen auf eine Niederlage für Cleveland. Dies ist eine der Bedingungen, die eintreten müsste, damit es die Colts statt den Browns in die Playoffs schaffen.
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Colts könnten der große Verlierer sein
Dass in der NFL am 17. Spieltag Spieler geschont werden, ist durchaus legitim und üblich, besonders wenn zwei Mannschaften aufeinandertreffen, für die es um nichts mehr geht. Die Playoff-Konstellation in dieser Saison ist jedoch so verzwickt, dass die Colts am Ende der große Verlierer der Rotationen der anderen Teams werden könnten.
So würde den Colts - vorausgesetzt sie gewinnen ihr eigenes Spiel gegen die Jacksonville Jaguars - auch eine Niederlage der Miami Dolphins (10-5) reichen, um das Playoff-Ticket endgültig zu lösen. Die Dolphins treffen allerdings auf die Buffalo Bills (12-3), die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, ihre Starter um Topstars wie Josh Allen und Stefon Diggs zu schonen.
"Wir haben uns damit beschäftigt und einen Plan verfasst", sagte Bills-Head Coach Sean McDermott nach dem Spiel gegen die New England Patriots am Montag. Damit sind die Colts bereits von Niederlagen von zwei Teams abhängig, die auf Gegner treffen, die voraussichtlich ohne ihre Leistungsträger auflaufen werden.
Andernfalls benötigen die Colts eine Niederlage der Tennessee Titans (10-5) gegen die Houston Texans oder der Baltimore Ravens (10-5) gegen die Cincinnati Bengals. Sollten alle vier anderen Teams mit einer Bilanz von 10-5 ihre Spiele gewinnen, würden die Colts trotz einer Bilanz von 11-5 letztlich die Playoffs verpassen.
Steelers ohne Bye Week - Bills mit großen Plänen
Dass der Spielplan ein solch unglückliches Szenario für die Colts bereithält, ist vor der Saison natürlich nicht vorauszusehen. Zudem muss festgehalten werden, dass auch die Steelers von jenem Spielplan benachteiligt wurden. Durch einen Corona-Ausbruch bei den Titans konnten die Steelers ihre ursprüngliche Bye Week nicht wahrnehmen, da der Spielplan nach einer Verlegung des Spiels erst angepasst werden musste - zum Nachteil der Steelers.
Die Gründe, warum Steelers-Coach Tomlin den 38-jährigen Roethlisberger kurz vor den Playoffs schont, sind demnach einleuchtend und nachvollziehbar. Für den Routinier, der in dieser Saison immer wieder mit Knieproblemen zu kämpfen hat, könnte es eine der letzten Chancen auf einen Super-Bowl-Run sein.
Auch bei den Buffalo Bills liegt die Motivation hinter der Schonung von Stammspielern recht nahe. Aufgrund des überragend aufgelegten Quarterbacks Josh Allen werden den Bills von vielen Experten ernsthafte Chancen eingeräumt, den übermächtigen Chiefs in einem möglichen AFC Championship Game Paroli bieten zu können.
Sollte sich einer der Starter in einem für die Bills unwichtigen Spiel verletzen, könnte dies die gesamte Saison gefährden. Zudem war die Offensive der Dolphins um Rookie-Quarterback Tua Tangovailoa zuletzt alles andere als angsteinflößend, weshalb eine Niederlage der Bills trotz Starter-Verzicht nicht in Stein gemeißelt wäre.
Rhythmus könnte verloren gehen
Das Schonen von Stammspielern vor den Playoffs mag zwar auf der einen Seite vor Verletzungen schützen, jedoch riskieren die Teams dabei, etwas von ihrem Rhythmus zu verlieren. So ist es auch für die jeweiligen Coaches eine schwere Entscheidung, ob sie vor den Playoffs die letzte Möglichkeit aufgeben, an den letzten Feinheiten unter Wettkampfbedingungen zu schleifen.
Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass zu viel Zeit ohne Spiel im Verlauf der Playoffs fatal enden könnte: Aaron Rodgers sicherte den Green Bay Packers in der Saison 2011 vorzeitig den ersten Platz der NFC und wurde im letzten Saisonspiel geschont.
Da Rodgers aufgrund der Bye Week in der Wild Card Round erst drei Wochen später wieder aufs Feld ging, fehlte den Packers der offensive Rhythmus. Schließlich verloren sie ihr erstes Playoff-Spiel gegen die New York Giants.
Dieses Risiko gehen auch die Steelers und Bills ein, sollten sie ihren Plan in die Tat umsetzen. Für die Coaches ist es eine Gradwanderung, auf Fitness oder Rhythmus zu verzichten. Für die Indianapolis Colts und ihren Fans bleibt jedoch am Ende eins: das berühmte Gschmäckle.
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