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Streit um Geld und Werbeverträge

Zerreißprobe in Dänemark: Hallenkicker und Namenlose müssen ran

  • Aktualisiert: 04.09.2018
  • 23:25 Uhr
  • ran.de
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© imago/Newspix
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Weil sich Dänemarks Nationalspieler und der Fußball-Verband zu finanziellen Fragen nicht einigen können, feiern beim Testspiel in der Slowakei unbekannte Kicker und Hallenfußballer ihr Nationalmannschaftsdebüt.

München - Immer öfter passieren im Profifußball Dinge, die Zweifel an der Schönheit des Spiels aufkommen lassen. Klar, als Fußball-Romantiker sollte man sowieso schleunigst aufwachen, die guten, alten Zeiten sind lange vorbei. Aber was im Moment im dänischen Fußball vor sich geht, macht ein Stück weit sprachlos. Selbst in Zeiten des größtmöglichen Profits und Marketing-Monstern wie "die Mannschaft".

Man stelle sich mal vor, Thomas Müller, Toni Kroos und Co. spielen nicht, und auch Joachim Löw steht nicht zur Verfügung. Stattdessen übernimmt spontan Stefan Effenberg den Nationaltrainerposten und nominiert Spieler von Holzpfosten Schwerte, vom FC 03 Arminia Ludwigshafen oder den Futsal Panthers Köln.

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Unmöglich? Nun, in Dänemark ist der 1992er-Europameister John Jensen spontan als Nationaltrainer eingesprungen. Und er hat sich neben einigen unterklassigen Kicker aus der Heimat vier Spieler von Jaegersborg Futsal in den Kader für die Länderspiele gegen die Slowakei und gegen Wales geholt. Hallenkicker also. Leider kein Witz.

Was ist los in Dänemarks Fußball? ran.de beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Skandal.

Was ist das Problem? Vereinfacht gesagt geht es um Geld. Viel Geld. Die Nationalspieler um Christian Eriksen, Kasper Schmeichel oder Thomas Delaney und der dänische Fußball-Verband wurden sich aber nicht rechtzeitig einig, weshalb die Spieler für die beiden Länderspiele am Mittwoch in der Slowakei und am Sonntag in der Nations League gegen Wales nicht zur Verfügung stehen. Wie Nationalcoach Age Hareide und sein Assistent Jon Dahl Tomasson übrigens auch.

Schon mal so ähnlich gehört? Genau, Dänemarks Frauen waren im vergangenen Oktober wegen eines Gehalts-Konflikts mit dem Verband in den Streik getreten, ließen ein WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden platzen.

Damals gab es eine Geldstrafe in Höhe von 20.000 Euro von der UEFA inklusive des freundlichen Hinweises, bei einem Wiederholungsfall drohe der Ausschluss aus den UEFA-Wettbewerben wie der EM 2020. Plus einer Geldstrafe in Millionenhöhe.

Was wollen die Spieler? Knackpunkt des Streits sind individuelle Sponsorenverträge, die die Kicker abschließen wollen, auch wenn diese in Konkurrenz zu einem Teamsponsor stehen. Angeblich ging es auch darum, dass der Verband bei Länderspielen als Arbeitgeber in Versicherungsangelegenheiten auftreten soll. Was aber Sache der Vereine sei. Die Situation ist festgefahren. Als Kompromiss wollten die Spieler unter den alten Konditionen noch einen Monat weitermachen, um genau diese Situation zu verhindern.

BVB-Mittelfeldmann Thomas Delaney erklärte, das Angebot des Verbandes beinhalte viele bevormundende Details und die Drohung, aus der Mannschaft zu fliegen. Simon Kjaer ging in eine ähnliche Richtung: "Der DBU möchte auf kommerzieller Ebene alles ändern und einen völlig neuen Deal abschließen, der jede Menge Voraussetzungen beinhaltet."

Auch Eriksen wettert gegen den Verband. "Die DBU erzählt eine Geschichte, in der wir als gierig erscheinen und so, als hätten wir nichts anderes als unseren Geldbeutel im Sinn. Aber es sind wir Spieler, die dem Verband jedes Jahr einen beträchtlichen Millionen-Überschuss bescheren. Es ist nicht in Ordnung, dass von uns ein falsches Bild als Schurken gezeichnet wird."

Was sagt der Verband? Der beschuldigt die Spieler, dass es zu dem Eklat gekommen ist. "Wir hatten gehofft, die Spieler würden zusagen, wenn wir ihnen dieselbe Gage bezahlen, einen Bonus, die Versicherung und zudem bessere Bedingungen bei den Flügen, im Bereich der Ernährung und der Behandlung bieten", sagte DBU-Geschäftsführer Claus Bretton-Meyer. Und erklärte die Verhandlungen für beendet.

Was sagt der neue Nationaltrainer? "Ich sehe in diesem Konflikt nur Verlierer. Aber der Verband ist für mich eine sehr starke Institution, deshalb möchte ich helfen. Wichtig ist, dass wir die beiden Partien spielen können", so der 53-Jährige.

Jensen hofft, dass er nun nicht zwischen den Stühlen sitzt, dass die Nationalspieler seine Hilfe als Affront verstehen. "Ich hoffe, dass es uns hilft, durch die zwei Spiele zu kommen und dass wir bald eine Lösung finden", sagte Jensen.

Wie geht es weiter? Kurzfristig mit einem Ersatz-Kader, den der Verband zusammengetrommelt hat. Mit Christoffer Haagh, Christian Bommelund Christensen, Anders Hunsballe oder Troels Cillius Nielsen statt Eriksen, Delaney oder Schmeichel.

"Wir haben eine Mannschaft aus Spielern der 1. und 2. Division zusammengestellt, tüchtige Jungs mit großem Fußballherzen, die gerne spielen wollen. Wir hatten auch Spieler aus der Superliga, aber denen haben wir empfohlen, nicht mitzufahren angesichts der Schikanen, die sie dann zu befürchten hätten", sagte Bretton-Meyer. Die Probleme sind dadurch aber nicht gelöst. Ob es möglicherweise vor dem Wales-Spiel eine Einigung geben wird, ist völlig offen, die Fronten sind verhärtet.

Klar ist: Um die Strafe kommt Dänemark herum, weil die Spiele stattfinden. Eine Farce sind sie trotzdem. Womit wir wieder bei Zweifeln wären.

Andreas Reiners

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