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Bei den Katalanen herrscht mächtig Unruhe

FC Barcelona: Leider derzeit "mehr als ein Klub"

  • Aktualisiert: 23.04.2020
  • 08:50 Uhr
  • ran.de / Justin Werner
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Der FC Barcelona steht nicht nur vor einem großen Kaderumbruch. Im kompletten Verein rumort es. Es folgt der Sommer der Wahrheit.

München/Barcelona - Nichts erscheint dieser Tage normal.

Doch für die große Schlammschlacht hätte sich der FC Barcelona wohl keine unangenehmere Zeit wie diese aussuchen können.

Seit Wochen rumort es bei Barca. "Mehr als ein Klub", das sagt der FC Barcelona über sich selbst. Momentan leider viel mehr als nur ein Klub.

Doch beginnen wir beim Sportlichen.

Beim Blick auf die aktuelle Tabelle (spanische Liga setzt seit dem 27. Spieltag aus) scheint alles in bester Ordnung. Barca ist Spitzenreiter, zwei Punkte vor dem größten Kontrahenten Real Madrid. Doch wer denkt, die "Großen Drei" spielen auch in dieser Saison die restliche Liga her, der liegt daneben.

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Schlechteste Saison seit über 10 Jahren

58 Punkte aus 27 Spielen sind die schlechteste Punkteausbeute seit der Saison 2007/2008. Und das trotz enormer Investitionen im letzten Sommer. Mit Antoine Griezmann (120 Millionen Euro) und Frenkie de Jong (75 Millionen) wurden der dritt- und der sechstteuerste Spieler der Vereinsgeschichte verpflichtet. Insgesamt verzeichneten die Katalanen ein Transferminus von etwa 115 Millionen Euro.

Zum Griezmann-Hickhack und dem Neymar-Zirkus gesellten sich schon damals Unzufriedenheitsbekundungen von Spielern wie Ivan Rakitic. Philippe Coutinho wurde Last Minute an den FC Bayern verliehen, steht aber vermutlich ab Sommer wieder auf der Gehaltsliste in Barcelona.

Zurück zur Gegenwart: Barca führt zwar die Liga an, steht in der Champions League nach einem 1:1 im Achtelfinal-Hinspiel in Neapel aber schon gehörig unter Druck. Im spanischen Pokalwettbewerb war bereits im Viertelfinale gegen den katalanischen Rivalen Athletic Bilbao (0:1) Feierabend.

Unzufriedenheit. Ernüchterung. Die Verantwortlichen handeln, Spieler reden, aber es passiert von allem viel zu viel. Rakitic, der täglich als Tauschmasse in mögliche Deals interpretiert wird, möchte kein "Sack Kartoffeln sein, mit dem man alles machen kann." Spanische Medien berichten von mindestens neun Spieler, die den Verein im Sommer verlassen sollen.

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Not-Transfer soll schon wieder gehen

Die Verletzungen von Ousmane Dembele und Luis Suarez geben ihr übriges. Barca durfte im Winter aufgrund dieser Ausfälle sogar einen Spieler nachverpflichten, holte den bisher relativ unbekannten Martin Braithwaite für 18 Millionen Euro aus Levante. Jetzt, nur ein Vierteljahr später, ist er einer dieser Neun. Bezeichnend.

Dazu gesellte sich im Januar mit Quique Setien ein neuer Trainer. Sein Vorgänger Ernesto Valverde musste gehen, nachdem man die Trennung im Sommer nicht wollte und sie dann doch vornahm.

Doch es reicht nicht, die Probleme des FC Barcelona auf die Transferpolitik und das Verletzungspech zurückzuführen.

Denn jetzt, mitten in der größten Gesundheitskrise dieses Jahrtausends, überschlagen sich die Berichte. Die Rede ist von Korruption, der Diffamierung von Spielern durch die Vereinsführung und von "bürgerkriegsähnlichen Zuständen" im Verein.

"Barcagate" dominiert die Schlagzeilen 

Josip Maria Bartomeu ist seit 2014 Präsident des Klubs. Immer schon gab es kritische Stimmen gegen den spanischen Geschäftsmann. Doch nun sind die Anschuldigungen ungeheuerlich.

Bartomeu regiert in seiner zweiten Amtszeit. Laut Statuten des Klubs ist das die Letzte und sie endet 2021, also in etwas weniger als einem Jahr. Auf der Zielgeraden grätscht nicht nur die Coronakrise dazwischen, sondern auch das sogenannte "Barcagate".

In einem offenen Brief der beiden Vizepräsidenten Emili Rousaud und Enrique Tombas sowie dreier weiterer Personen, veröffentlicht in der Zeitung "La Vanguardia", forderten sie eine vorgezogene Neuwahl des Präsidiums.

Der Vorwurf: Bartomeu soll dem Unternehmen "I3 Ventura" Geld für gezielte Diffamierungen gezahlt haben, um seine Position im Verein zu stärken. Im Februar kündigte er den Vertrag mit dem Unternehmen, welches eigentlich nur um die Betreuung des Social-Media-Auftrittes von Barca bemüht gewesen sein soll. Die Zeitung "Sport" berichtet, Barca hätte fast eine Millionen Euro für die Dienste gezahlt. Der marktübliche Preis soll aber bei nur 150.000 liegen.

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Vizepräsident: "Jemand hat seine Hand in die Kasse gelegt"

Vizepräsident Rousaud sagte dem Radiosender "RAC1": "Wenn die Rechnungsprüfer uns sagen, dass die Kosten für diese Dienstleistungen 100.000 Euro betragen und wir eine Million bezahlt haben, bedeutet das, dass jemand seine Hand in die Kasse gelegt hat. Ich habe keine Beweise, und ich kann nicht sagen wer."

Ziel der Diffamierungen wurden Spieler wie Lionel Messi und Gerard Piqué sowie Vereinslegende Xavi. Allesamt wurden sie auf Sozialen Netzwerken scharf attackiert.

Bartomeu selbst stellte Strafanzeige, will sich gegen diese krassen Anschuldigungen wehren. Anfang April traten gleich sechs Aufsichtsräte zurück und teilten mit: "Wir haben diesen Punkt erreicht und sehen keine Möglichkeit, die Art und Weise, wie die Geschäfte des Klubs vor den wichtigen Herausforderungen der Zukunft und vor allem nach der Pandemie geleitet werden, zu korrigieren."

Strukturen sollten zerfallen, aber sie tun es nicht. Bartomeu hat eine Interessenmehrheit hinter sich, die ihm den Rücken im Präsidium und auch im Aufsichtsrat stärkt.

Da sind die miesen Transferergebnisse der letzten Jahre doch nur Nebensache. Korruptionsvorwürfe in den oberen Etagen, durchwachsene Leistungen auf dem Rasen. Der FC Barcelona steht in der Tat vor dem Sommer der Wahrheit.

Justin Werner

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