Polen nur Remis zum WM-Auftakt gegen Mexiko
WM 2022: Robert Lewandowskis Fehlschuss setzt Polen unter Druck
- Aktualisiert: 23.11.2022
- 09:08 Uhr
- ran.de/Maik Rosner
Nach seinem verschossenen Elfmeter beim 0:0 gegen Mexiko wartet der Stürmer des FC Barcelona weiter auf sein erstes WM-Tor. Verpasst ist aber vor allem die große Chance, sich dem ersten Achtelfinal-Einzug seit 1986 bereits deutlich zu nähern.
Aus Katar berichtet Maik Rosner
München/Doha – Auch später sah und hörte man Robert Lewandowski die Enttäuschung noch an.
Aber zumindest stellte er sich im 974-Stadion von Doha den Fragen, vor allem denen der polnischen Medienvertreter. Sein Gesichtsausdruck ließ die Geschichte des Spiels dabei beinahe erahnen, in der Lewandowski am Dienstagabend die Rolle des tragischen Helden zugefallen war.
Sein verschossener Elfmeter in der 58. Minute hatte verhindert, dass Polen mehr als ein 0:0 gegen Mexiko im ersten Gruppenspiel bei dieser WM in Katar erreicht. Verdient wäre das zwar nicht gewesen, die Mexikaner hatten sich als die bessere Mannschaft präsentiert. Doch Lewandowski hatte eben die größte Chance des Spiels nicht genutzt. "Ich habe mich entschieden, flach zu schießen, leider hat es nicht geklappt", sagte Lewandowski, ehe er selbstkritisch anfügte: "Ich kann das besser."
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Es war eine große Chance in mehrerer Hinsicht gewesen.
Zum einem für die gesamte polnische Mannschaft, die mit einem Sieg bereits gute bis sehr gute Aussichten auf den ersten Einzug in ein WM-Achtelfinale seit 1986 gehabt hätte, zumal Argentinien zuvor sensationell gegen Saudi-Arabien 1:2 verloren hatte.
Am Samstag treffen die Polen nun auf die Überraschungssieger. "Das wird ein sehr wichtiges Spiel", sagte Lewandowski, "wie wissen, dass es sehr schwierig wird."
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Zum anderen hatte Lewandowski aber auch eine große Chance auf der persönlichen Ebene ausgelassen.
Für den Kapitän bedeutete der misslungene Versuch, weiter auf sein erstes WM-Tor überhaupt warten zu müssen. 34 Jahre ist der zweimalige Weltfußballer bereits alt. Er hatte vor dem WM-Auftakt bereits angedeutet, dass es seine letzte WM sein könnte.
Dass er sein erst viertes WM-Spiel absolvierte, zeigte auch, wie schwierig es für Polen auch mit dem Stürmer des FC Barcelona ist, sich überhaupt für das Weltturnier zu qualifizieren. Und nun also parierte Guillermo Ochoa bei seiner fünften WM-Teilnahme den Versuch Lewandowskis.
"Wir haben uns darauf vorbereitet mit dem Torwarttrainer. Es ist aber immer schwierig, wenn du die Videos von Lewandowski schaust. Du weißt nie, welche Seite er wählt", erzählte Mexikos Torwart, "am Ende bin ich happy, dass ich den Elfmeter abwehren konnte." Lewandowski hatte mehrfach tief durchgeatmet, ehe er anlief. Als er sah, wie Ochoa den Ball abwehrte, packte sich Lewandowski regelrecht geschockt an den Kopf. Fassungslos versuchte er zu verstehen, was gerade passiert war.
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"Im Abschlusstraining hat er Elfmeter trainiert und keinen verschossen. Sowas ist auch den größten Spielern passiert, ob Maradona, Sócrates oder Platini", tröstete Czeslaw Michniewicz später. Polens Nationaltrainer kondolierte regelrecht, als er ergänzte: "Es ist so schade. Ich weiß, wie sehr er sich ein Tor bei einer WM wünscht."
Das Spektakulärste an dem Spiel war lange Zeit der infernalische Lärm der Fans aus Mexiko gewesen. Mehr als 30.000 hatten sich geschätzt in der mit insgesamt 39.369 Zuschauern besetzten Arena eingefunden.
Was sie auf den Rängen akustisch veranstalteten, hätte mindestens ein 3:1 für ihre Mannschaft verdient gehabt. La Ola ließen sie mehrfach durch das Stadion laufen. Sie trampelten so heftig mit ihren Füßen auf den Boden, dass man um die Stabilität der Konstruktion mit den Schiffscontainern fürchten musste. Und auch gesanglich boten die mexikanischen Zuschauer eindeutig mehr als die 22 Fußballer unten auf dem Rasen mit dem Ball.
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Die Mexikaner bemühten sich immerhin um konstruktive Beiträge zum Spiel. Doch selten wurden sie wirklich gefährlich. Einzig Alexis Vega kam der Führung wirklich nahe. Sein Kopfball sprang aber knapp am Pfosten vorbei.
Die Polen hatten derartige Szenen auch deshalb nicht im Angebot, weil sie sich darauf beschränkten, ihr Tor zu verteidigen. Und wenn sie dann doch einmal bei Kontern nach vorne spielten, versiegten ihre Angriffe schnell. Lewandowski hatte sich bis zur Pause nicht einmal nennenswert in Szene setzen können. Erst in der zweiten Halbzeit kam seine große Chance. Er konnte sie nicht nutzen.