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ADAC verwirft geplante Boxenstopp-Änderung für die neue DTM-Saison

  • Aktualisiert: 10.03.2023
  • 10:58 Uhr
  • Motorsport-Total
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© imago images/Beautiful Sports
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Die ADAC-Pläne, die Boxenstopps des Langstreckensports auch in der DTM einzuführen, werden nicht umgesetzt. Grund dafür sind vor allem Bedenken bei der Sicherheit.

Obwohl der ADAC den Ablauf der Boxenstopps für die Saison 2023 verändern wollte, bleibt man nun der bisherigen DTM-Philosophie treu: Der Performance-Boxenstopp werde nahezu analog zum Vorjahr durchgeführt, teilte der ADAC den Teams mit. Aktuell arbeite man an einigen Detailanpassungen in Sachen Durchführung und Sicherheit.

Dabei wollte der ADAC eigentlich eine neue Lösung einführen: Der Plan war, dass die vier Mechaniker nicht mehr wie bisher am Boxenstopp-Platz auf das herannahende Auto warten, sondern in der Box hinter der weißen Linie stehen müssen. Erst wenn das Fahrzeug angehalten hat, dürfen sie zum Fahrzeug, um den Reifenwechsel durchzuführen.

Das ist im Langstreckensport üblich und kommt auch in der Sprintserie der GT-World-Challenge Europe zur Anwendung, auch wenn in der SRO-Serie nur zwei Mechaniker mit einem Schlagschrauber ausrücken dürfen. In der DTM hätten die Stopps mit dem neuen Konzept rund zehn Sekunden statt wie bisher sechs bis sieben Sekunden lang gedauert. Aber wieso hat sich die Idee nicht durchgesetzt?

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Abt-Teamchef "kein großer Fan von laufenden Mechanikern"

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Das hat damit zu tun, dass es aus den Reihen der Teams Widerstand gegen die angedachte Reglementänderung gab. "Ich bin kein großer Fan von laufenden Mechanikern in der Boxengasse", argumentiert Abt-Teamchef Thomas Biermaier im Gespräch mit "Motorsport-Total.com" mit dem Thema Sicherheit.

"Wir haben dieses Thema bereits vor zwei, drei Jahren diskutiert - und laufende Leute in der Boxengasse sind nie gut, speziell, wenn es so eng ist wie in der DTM mit den vielen "Galgen". Ich finde es besser, wenn die Mechaniker sauber dastehen."

Tatsächlich gab es schon im Vorjahr hin und wieder Zwischenfälle, weil die Teams für ihre Boxenstopp-Anlagen - auch "Galgen" genannt - wegen des vollen Starterfelds auf manchen Strecken wenig Platz hatten. Das Argument, dass der alternative Ablauf des ADAC sogar sicherer sei, weil die Mechaniker über einen kürzeren Zeitraum in der Boxengasse stehen, lässt Biermaier nicht gelten.

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Alternative Stopplösung: Welche Gefahr Biermaier sieht

"Man muss sich vorstellen, ein Fahrer macht gerade seinen Boxenstopp, konzentriert sich und weiß, vor mir steht keiner, ich kann sauber raus - und schaut nur mehr in die Fastlane. Jeder Fahrer hat bis jetzt 'Galgen' unterfahren oder zumindest halb unterfahren. Und dann fährt er los - und die Leute von der Box davor laufen gerade raus", warnt Biermaier vor unglücklichen Situationen und Missverständnissen.

"Wenn die Mechaniker aber schon davor dort stehen, dann sieht er das und kann sich drauf einstellen: 'Achtung, das nächste Auto kommt auch zum Boxenstopp.' Er wird nicht erschrocken, wenn irgendwer da rauslaufen muss."

Sein Fazit: "Ich bin ein Fan von stehenden Mechanikern. Dass die nicht 20 Sekunden, eine halbe Minute oder eine Runde da draußen stehen sollen, ist klar. Dann muss man halt definieren: Wenn die Safety-Car-Linie 2 überquert wird, dann dürfen die ausrücken, davor nicht."

Warum der Motor auch 2023 nicht abgedreht werden muss

Auch vom ursprünglich im Zuge der neuen ADAC-Boxenstopplösung angedachten Plan, dass die Piloten beim Stopp den Motor abdrehen müssen, ist der ADAC laut Informationen von "Motorsport-Total.com" wieder abgerückt. Das hat damit zu tun, dass sich die Saugmotor-Boliden von Mercedes-AMG, Porsche, Audi oder Lamborghini weniger leicht starten lassen als die Turboautos von BMW und Ferrari.

Die Gefahr, dass wie 2021 bei Abt in Hockenheim ein Mechaniker noch die Hand an der Felge hat, während der Fahrer bereits aufs Gas steigt, will man wie im Vorjahr über eine vorgegebene Choreographie lösen. Zuerst müssen die Räder an der Hinterachse gewechselt werden, dann an der Vorderachse.

Das hat sich bereits 2022 bewährt, weil durch diesen festgelegten Ablauf auch die baulichen Unterschiede bei den Radmuttern - und eventuelle Vorteile beim Stopp für manche Fahrzeuge - keine Rolle mehr spielten, was 2021 noch für heftige Diskussionen gesorgt hatte.

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"Die bisherige Lösung erinnert mehr an die Formel 1"

Biermaier ist nicht der einzige, der sich für eine Beibehaltung der Boxenstopp-Lösung aus dem Jahr 2022 starkmachte. Auch Teamchef und Ex-Le-Mans-Sieger Timo Bernhard hält diesen Weg für den besten.

Biermaier ist nicht der einzige, der sich für eine Beibehaltung der bisherigen Boxenstopp-Lösung starkmachte, um die es im Vorjahr nach den heftigen Diskussionen im Jahr 2021 überraschend wenig Wirbel gab. "Die Lösung vom letzten Jahr hat ein bisschen an die Formel 1 erinnert, auch weil sie schneller ist", erklärt Ex-Le-Mans-Sieger und Teamchef Timo Bernhard im Gespräch mit "Motorsport-Total.com".

"Da brauchst du unheimliches Vertrauen, wenn der Fahrer reinkommt - und mit der Crew und mit der Kommunikation muss alles genau passen. Die Variante mit dem Rauslaufen ist hingegen ganz klar die Langstrecke, das ist nicht so sehr die DNA der Formel 1", vergleicht er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' die beiden Wege. "Ich fand die bisherige Lösung cooler."

Timo Bernhard: Kein Sicherheitsvorteil durch Alternative

Das hat auch damit zu tun, dass er bei der vom ADAC angedachten Variante keinen Sicherheitsvorteil sieht. "Wenn du hinter der Linie stehst, dann parkst du halt ein, aber wenn es rutschig ist in der Boxengasse und der Fahrer verschätzt sich, dann hilft dir das auch nicht viel", so Bernhard. "Man ist trotzdem sehr nah dran - und die Gefahr würde sich nicht in Luft auflösen."

Abgesehen davon habe sich die Vorjahreslösung bewährt. "Im Vorjahr ist eigentlich wenig passiert", blickt Bernhard zurück. "Wenn du einmal diese Rahmenbedingungen hast, dann ist es professionell und es wird geübt. Dann schaut auch jeder genau auf die Abläufe. Das hat letztes Jahr wirklich bei allen Teams sehr gut funktioniert."


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