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"Falsches Signal": Mehr Reifen pro DTM-Wochenende Zugeständnis an Abt & Co?

  • Aktualisiert: 23.03.2023
  • 12:00 Uhr
  • Motorsport-Total
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© Gruppe C Photography
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Trotz Bemühungen um Nachhaltigkeit und Kosten plant der ADAC einen Reifensatz mehr pro DTM-Wochenende: Wie es dazu kam und wieso die Teams unzufrieden sind

Bei einigen Teams war die Überraschung groß, als der ADAC ankündigte, die Anzahl der Reifensätze in der DTM pro Fahrzeug an einem Wochenende von vier auf fünf zu vergrößern. Denn gerade in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit großgeschrieben wird, ist das ein unüblicher Schritt. Aber wie ist es dazu gekommen?

"Das war jetzt mal ein Ansatz speziell für die Teams, die den Pirelli-Reifen noch nicht kennen", argumentiert ADAC-Motorsportchef Thomas Voss, dass vor allem Teams aus der Class-1-Ära der DTM keinerlei Pirelli-Erfahrung haben, da in den vergangenen zwei Jahren der Michelin-Reifen zum Einsatz kam.

"Wir wollen den DTM-Teams ermöglichen, sich vernünftig darauf einzustellen, vor allem am Saisonbeginn. Aber das ist noch nicht in Stein gemeißelt. Vielleicht gehen wir auf vier zurück", schloss er vor einigen Wochen noch nicht aus, dass alles beim Alten bleibt. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' soll der fünfte Satz nun aber tatsächlich kommen.

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ADAC-Motorsportchef: So kam es zum fünften Reifensatz

Dass es überhaupt zu einer Änderung kam, war laut Voss die Folge der Gespräche mit den Teams. "Thomas Biermaier hat mich angerufen und gesagt: 'Hmmm, Pirelli. Könnt ... Wir sind doch ...'", verweist er auf den Abt-Teamchef, dessen Rennstall mit den Pirellis bisher keinerlei Erfahrung hat.

Biermaiers Team ist nicht alleine: Auch das neue BMW-Team Project 1 hatte stets mit anderen Pneus zu tun, während Audis GT3-Neuling Engstler überhaupt Erfahrung sammeln muss. Auch der Rosberg-Mannschaft wäre es ähnlich gegangen wie Abt, wenn man beim DTM-Projekt nicht den Stecker gezogen hätte.

"Da müssen wir einfach schauen, dass wir zwischen dem wirtschaftlichen Aufwand und den technischen Notwendigkeiten eine vernünftige Balance schaffen", so Voss. "Und ob das jetzt fünf oder vier Sätze sind - das wollen wir auch gar nicht alleine entscheiden. Da hören wir uns auch gerne die Meinung der Teams an. Das Problem ist im Augenblick nur: Die ist uneinheitlich."

Doch kein so großer Nachteil für Abt?

Interessant ist, dass Abt-Teamchef Biermaier gar nicht von so einem großen Nachteil gegenüber der Pirelli-erfahrenen Konkurrenz - im ADAC GT Masters und in den SRO-Serien werden die italienischen Reifen seit vielen Jahren verwendet - spricht.

"Was man so hört, ist der Unterschied zwischen Pirelli und Michelin nicht mehr so groß. Und wir haben Ingenieure, die schon mit dem Pirelli-Reifen gearbeitet haben", sagt er. Außerdem habe auch das Fahrerduo Kelvin van der Linde und Ricardo Feller viel Pirelli-Erfahrung.

Ob der unbekannte Reifen nun viel Extraarbeit erfordere? "Man muss definitiv testen gehen, man muss das rausfahren, aber es ist jetzt kein 'Miracle'", sagt er. "Ich glaube schon, dass wir das hinkriegen."

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Ulrich Fritz: "Brüder von Abt sicher nicht darauf angewiesen"

Was HRT-Teamchef Ulrich Fritz dazu sagt, dass es für Teams wie Abt vielleicht wichtig wäre, einen fünften Reifensatz zur Verfügung zu haben? "Ich glaube nicht, dass man mit dem einen Satz den Unterschied macht - das ist Punkt 1", holt er aus. "Und Punkt 2 ist, dass ich insbesondere die Brüder von Abt sicher nicht so einschätze, dass sie auf einen fünften Satz angewiesen sind."

Er spricht sich klar gegen den fünften Satz aus: "Fakt ist, dass die DTM aus meiner Sicht 'the Pinnacle of GT Racing' ist. Da kann es ruhig auch anspruchsvoller sein." Außerdem komme im Tennis "auch keiner auf die Idee, dir einen doppelt so großen Schläger zu geben", grinst er.

Noch einen Aspekt sollte man laut Fritz nicht außer Acht lassen: Ein fünfter Reifensatz pro Fahrzeug könne sich negativ auf die Spannung auswirken. Denn die Teams müssen wie im Vorjahr einen Reifensatz am Freitag zurückgeben und haben nun statt drei vier neue Sätze für je zwei Qualifyings und Rennen.

"Im Vorjahr hat das zu spannenderen Rennen geführt, weil es unterschiedliche Strategien gab. Vor allem für den Sonntag, wenn einer die Reifen aufbewahrt hat. Daher könnte ich auch gut ohne diesen fünften Satz leben. Ich sehe den Mehrwert nicht, wofür man da Geld ausgibt", sagt der HRT-Teamchef.

Bernhard: "Aus Umweltgründen ist es der falsche Weg"

Timo Bernhard schlägt in die selbe Kerbe. "Wenn du wie im Vorjahr einen Reifensatz aus dem ersten Rennen für das zweite Rennen nehmen musst - und der ein bisschen mehr Kilometer drauf hat -, dann ist das auch wieder strategisch interessant. Du musst überlegen: Fährst du ihn am Start, fährst du ihn später? Nimmst du ihn auch noch mal im zweiten Qualifying zum Einschießen?"

Dazu kommt, dass der Pirelli-Reifen ohnehin "härter und widerstandsfähiger ist", sagt Bernhard. "Er hat weniger Abbau als der Michelin letztes Jahr." Das könnte sich auf das Qualifying auswirken: "Ich glaube, wir haben in Bathurst gesehen, dass das Tyre-Warmup extrem lange dauert. Da kannst du auf vielen Strecken ohnehin keine zwei Reifensätze hintereinander fahren. Daher brauchen wir keine vier Sätze für die Rennwochenenden."

Und auch hin Hinblick auf die Nachhaltigkeit ist der Teamchef des Bernhard-Teams kein Fan von fünf Sätzen. "Eigentlich will man ja den Schritt machen, dass man Ressourcen schont. In vielen Rennserien wird diskutiert, dass man die Reifenanzahl begrenzt. Daher halte ich das für ein falsches Signal. Man kann zwar sagen, es ist nur ein Satz, aber auch aus Umwelt-Gründen ist es der falsche Weg."

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Grasser: "Frage mich manchmal, wohin die Gedanken gehen"

Ebenfalls nicht glücklich mit einem fünften Satz pro Fahrzeug ist Gottfried Grasser, Teamchef des gleichnamigen Lamborghini-Teams. "Vor allem mit einem Reifen, der weniger Verschleiß hat als im Vorjahr", argumentiert er ähnlich wie Bernhard. "Wir reden immer von Nachhaltigkeit, aber alles wird teurer. Da frage ich mich manchmal, wohin die Gedanken gehen, wenn man so eine Entscheidung trifft."

Ob er nachvollziehen könne, dass diese für Teams wie Abt sinnvoll ist? "Ich glaube, bei Abt scheitert es nicht daran, ein paar Reifen zu kaufen, die diese Saison ja verfügbar sind", sagt Grasser. "Und sie wissen auch, wie man eine Saison vorbereitet und werden sicher auch mehr als einen Tag testen gehen. Ich glaube, sie wissen schon, was sie mit den Reifen tun müssen. Sind sind schwarz und rund - und ein neues Auto wird es dadurch auch nicht."


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