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Comeback rückt näher

Derrius Guice: Der Running Back, der für sein Leben rennt

  • Aktualisiert: 09.08.2019
  • 20:21 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© imago/Icon SMI

Für die Washington Redskins ist Derrius Guice im zweiten Jahr praktisch ein Neuzugang. Der Running Back will nur eines: endlich laufen.

München/Washington – Derrius Guice läuft. Wütend. Aggressiv. Emotional. Mit Leidenschaft. Wie der Teufel, geradewegs aus der Hölle. 

Für seinen Vater. Seine Mutter. Und alle, die ihm geholfen haben. Als eine Art Beweis. Denn es ist eine dieser erschütternd-ergreifenden Lebensgeschichten, die der Running Back der Washington Redskins zu erzählen hat. Mit 22 Jahren.

Guice ist in "The Bottom" aufgewachsen, einem Problemviertel in Baton Rouge, Louisiana. Eine Gegend, in der es zum Alltag gehört, dass man Angehörige oder Freunde aus der Umgebung an die Kriminalität verliert. Guice lernte die Härte dieses Lebens sehr früh.

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Mit 5 den Vater verloren

Mit nur fünf Jahren verlor er seinen Vater, der ihm wenige Monate, bevor er ermordet wurde, mit auf den Weg gab, dass er Football spielen solle. "Das hat mich dorthin gebracht", sagt Guice: "Ich wollte den Football für ihn ehren, denn er hat mir gesagt, dass ich es spielen werde."

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Guice spielte. Und er lief schon damals schneller als die anderen. Ohne Angst. Dafür mit dieser Wut, mit der er den Football als Rettungsanker nutzte, um es aus "The Bottom" zu schaffen. Von ganz unten nach ganz oben. Im wahrsten Sinne des Wortes. 

Ein Selbstläufer war der Weg in die NFL nicht. Seine High School? Die überwiegend von Weißen besuchte Privatschule Catholic. Zwei Welten prallten aufeinander. Guice, der Problemlösungen nur auf die non-verbale Art kannte, musste sich umstellen, den Ärger runterschlucken, sich anpassen. "Das hat mich zum Mann gemacht. Ich musste schnell groß werden. Es war hart", erinnert er sich.

Umso härter war er selbst auf dem Feld. Ein Powerpaket. Wie "Metzgermesser", sagt sein damaliger Coach Dale Weiner: "Er ging nicht zu Boden, er war zäh, hartnäckig." 

Um die Chance zu nutzen, sein altes Leben hinter sich zu lassen, ein neues zu beginnen. Über die LSU empfahl er sich von 2015 bis 2017 mit insgesamt 3074 Rushing Yards und 29 Touchdowns für die NFL, galt vor dem Draft 2018 als sicherer Erstrundenpick. Die Experten stritten, wer besser sei: Saquon Barkley oder Guice.

Ehe er plötzlich fiel und fiel.

Gerüchte machten die Runde, Negativ-Schlagzeilen. Erst die Washington Redskins "erbarmten" sich und drafteten Guice in der zweiten Runde an 59. (!) Stelle.

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Das Kreuzband wirft ihn aus der Bahn

Dass sein Charakter zur Disposition stand, traf ihn. Das war aber nichts im Vergleich zum Kreuzbandriss, der für ihn nicht nur sportlich in der Preseason das Jahr beendete, bevor es so richtig begann.

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Die Zwangspause traf ihn mental hart. Zuvor hatte er 15 Jahre lang Football gespielt. Das Spiel, dass er liebte und brauchte. Dass ihm geholfen hatte, so weit zu kommen. 

"Als mir die Liebe meines Lebens genommen wurde – das war der kritischste Moment, mit dem ich mich auseinandersetzen musste", so Guice: "Das ist eine der schlimmsten Verletzungen da draußen. Punkt. Als es passierte, wusste ich nicht. was ich mit mir anfangen sollte." Komplikationen machten es nicht besser, eine drohende Infektion konnte abgewendet werden. 

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Neuer Schicksalsschlag: Cousin erschießt sich

Was Guice nicht abwenden konnte: Dass er schmerzhaft daran erinnert wird, wo er herkommt. Im Juni fand sein drei Jahre alter Cousin in der Wohnung eine Waffe, mit der er sich erschoss. 

"Es hat mich daran erinnert, wie wertvoll das Leben ist, und wie kurz es ein kann", sagt Guice. Deshalb sei er jeden Tag auf dem Platz, so der 22-Jährige: "Ich nehme keine freien Tage. Es ist nichts versprochen, das Leben nicht, und Football auch nicht."

Die Leidenszeit neigt sich dem Ende: Redskins-Coach Jay Gruden ist "beeindruckt", jetzt, da die Franchise endlich das Paket bekommt, das man sich von Guice versprochen hatte. Er zeigt sein Potenzial. Für Week 1 reichte es für Guice nicht, er wurde geschont. Doch in der zweiten Woche der Preseason könnte er sein Comeback feiern.

Er kann es kaum erwarten, endlich wieder zurückzukehren. Und zu laufen. Wie der Teufel.

Andreas Reiners

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