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Barcelona-Umbau: "Endlich sind wir diese blöde Schikane los!"

  • Aktualisiert: 02.06.2023
  • 16:44 Uhr
  • Motorsport-Total
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© Motorsport Images
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Welche Idee Marc Surer & Hermann Tilke für die letzte Kurve in Barcelona hatten und warum Alexander Albon glaubt, dass das Überholen sogar besser wird

Zum ersten Mal seit 2007 kehrt der Circuit de Catalunya-Barcelona 2023 wieder zum klassischen Streckenlayout zurück, welches statt einer Schikane im letzten Sektor eine Schleife mit einer schnellen Rechtskurve vorsieht, so wie das bis Ende 2006 der Fall war. Eine Änderung, die bei praktisch allen Fahrern gut ankommt.

"Ich kenne keinen, der der Schikane nachtrauert", sagt etwa Williams-Pilot Alexander Albon. Valtteri Bottas von Alfa Romeo meint: "Mir ist es so lieber. Ich habe die Schikane nie gemocht." Und Formel-1-Experte Marc Surer unterstreicht sogar: "Endlich sind wir diese blöde Schikane los!"

Eingeführt wurde diese 2007 übrigens aus zwei Gründen. Erstens wegen der Sicherheit. Ausgangs der schnellen Zielkurve waren die Geschwindigkeiten so hoch, dass das Risiko, über den Randstein zu rutschen und dann einen schweren Unfall zu bauen, möglicherweise gegen eine der Mauern (wie Andrea Montermini 1994) als zu groß eingeschätzt wurde.

Zweitens wegen des Überholens. In einer schnellen Kurve ist die "dirty Air" extremer als in einer langsamen, sodass es für den Vordermann schwierig war, nah dranzubleiben. Am Ende der Start- und Zielgerade befindet sich aber die beste Überholstelle in Barcelona. Durch die Schikane, so lautete die Logik damals, könnte man erreichen, dass die Autos bei Start und Ziel dichter auffahren können.

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Bottas: Überholen wird gar nicht schlechter

Aber Bottas winkt ab: "Ich glaube nicht, dass es für das Überholen einen großen Unterschied machen wird. Ja, es wird nicht einfach, jemandem zu folgen. Aber das war es mit der Schikane auch nicht. Was ich mir vorstellen kann, ist, dass es für die Reifen noch härter wird, besonders für den linken Vorderreifen. Aber sonst sehe ich keine großen Unterschiede."

Was viele nicht wissen: Die Schikane war damals nicht der einzige Alternativvorschlag, der auf dem Tisch lag. Surer erinnert sich: "Ich habe mit Tilke zusammen mal eine Variante entworfen, wo man die Kurve vor Start und Ziel einfach ein bisschen enger gemacht hätte, damit sie nicht mit so hoher Geschwindigkeit auf die Start- und Zielgerade einbiegen."

"Dazu hätten sie aber hinten die Tribüne ein bisschen verschieben müssen. Es wäre ziemlich viel Bauarbeit gewesen, und sie haben sich dagegen entschieden und dann die Schikane eingebaut. Aber wir hatten einen viel besseren Vorschlag damals, und ich finde es immer noch blöd, dass sie das nicht gemacht haben", sagt Surer in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de.

Er warnt: "Jetzt haben wir wieder das Alte. Du biegst mit so einem Speed auf die Gerade ein. Wenn du aber auf den Randstein kommst, fliegst du gegenüber in die Boxenmauer. Also mal sehen, wie das abgeht. Es ist eine gefährliche Kurve, die man ja genau deswegen entschärft hat damals. Und jetzt ist sie plötzlich wieder drin."

Geht die neue Zielkurve voll?

Dass die Kurve voll geht, glaubt Oscar Piastri übrigens nicht: "Nicht ganz. Würde mich überraschen, wenn das jemand macht. Aber wir werden sehen." Der McLaren-Pilot schränkt ein: "Wenn es kühl ist, dann vielleicht. Ich glaube, die erste Rechtskurve am Ende der Runde geht locker voll. Aber dann kommen die Reifen ans Limit, und die zweite, glaube ich, geht eher nicht mehr."

Klar ist, dass die Rundenzeiten dramatisch sinken werden; laut ersten Simulationen um bis zu fünf Sekunden. "Es wird enorm schneller", erläutert Mick Schumacher, der Simulatorfahrer von Mercedes. "Die Schikane war der langsamste Abschnitt der Strecke. Das bedeutet aber auch viel mehr Belastung für die linke Fahrzeugseite."

Hohe Kurvengeschwindigkeiten bedeuten aber nicht nur für den linken Vorderreifen höhere Belastungen. Sondern auch den Fahrern wird es schwerer fallen, den Kopf aufgrund der erhöhten Fliehkräfte aufrecht zu halten. "Ich bin mir sicher, dass damit alle kämpfen werden", sagt Piastri.

Er ergänzt: "Wir haben heute den Luxus, dass die Kopfstützen so groß sind. Da kannst du dich anlehnen, wenn du es nötig hast. Saudi war dieses Jahr zweites Saisonrennen. Das war für meinen Nacken die Feuertaufe. Es wird körperlich eine Herausforderung. Aber so oder so: Ohne Schikane ist es viel schöner zu fahren, selbst wenn deswegen der Kopf abfallen sollte!"

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Albon: Schikane hat den Fluss der Strecke gebrochen

Aus Sicht von Albon war die Schikane immer "ein hässliches Stück Kunst. Sie war schwierig zu fahren und hat den tollen Fluss der Strecke komplett gebrochen. Und ich hoffe, dass auch das Rennfahren besser wird", glaubt er sogar an den gegenteiligen Effekt beim Überholen, weswegen die Schikane ursprünglich mal eingeführt worden war.

Albon begründet: "Mit der Schikane konntest du durch Kurve 10 und 12 gut dranbleiben. Weil es möglich war, dort andere Linien zu fahren. Durch 10 oder 11 fand man immer ein bisschen saubere Luft, wenn man hinter dem vorderen Auto ausscherte."

Aber durch die Schikanenpassage "gibt's keine andere Linie. Da musst du die gleiche Linie fahren wie der Vordermann. Umgekehrt kann man mit den neuen Autos durch die schnellen Kurven ganz gut folgen. Ich glaube sogar, dass es eine der besseren Überholstrecken des Jahres sein wird. Zumindest haben das unsere Berechnungen ergeben. Vielleicht liegen wir falsch, aber ich hoffe nicht!"

Dazu kommt: "Ich glaube, dass uns das Entfernen der Schikane ein bisschen entgegenkommen wird", grinst der Williams-Fahrer. "Diese drei Kurven sind uns immer irgendwie schwergefallen, sodass wir dort immer ein beträchtliches Stück Rundenzeit verloren haben. Das jetzt loszuwerden, ist perfekt."


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