Gewinner und Verlierer der Quarterback-Rochade in der NFL
Gewinner und Verlierer des Quarterback-Bebens
Aaron Rodgers bleibt, Russell Wilson geht zu den Broncos, Carson Wentz zu den Commanders. Wer profitiert? Wer schaut in die Röhre? ran zeigt die Gewinner und Verlierer der Deals.
Gewinner: Aaron Rodgers
Zahltag für Rodgers! Auch wenn er die kolportierten Zahlen von 200 Millionen Dollar, davon 153 Millionen garantiert, dementiert hat, dürfte es für ihn eine zünftige Gehaltserhöhung geben. Dazu haben ihm die Packers mit dem Franchise Tag für seine Lieblings-Anspielstation Davante Adams gleich ein Geschenk zur Vertragsverlängerung gemacht. Rodgers hat unmissverständlich klargemacht: Für einen Rebuild ist er nicht zu haben. Die Packers haben nachgegeben. Die Hausmacht von Rodgers ist also trotz seiner Hängepartie der letzten Wochen sogar noch gewachsen statt geschrumpft.
Gewinner: Green Bay Packers
Auch für die Packers ist der Rodgers-Deal ein Fingerzeig: Die kommenden Jahre bleibt das Team ein Super-Bowl-Anwärter. Und mit dem neu strukturierten Vertrag hat General Manager Brian Gutekunst (l.) sogar wieder etwas Cap Space freischaufeln können, um das Team zusammenzuhalten. Zudem hat die Franchise den schwierigen Umbruch auf der Quarterback-Position wohl auf Jahre verschoben. Erfüllt Rodgers den neuen Vierjahresvertrag tatsächlich, hätten die Packers mit ihm und Brett Favre in 34 Jahren gerade einmal zwei Stamm-Quarterbacks gehabt. Eine eindrucksvolle Konstanz.
Gewinner: Die NFL-Fans in Europa
Für die europäischen NFL-Fans ist der Verbleib von Aaron Rodgers bei den Green Bay Packers eine denkbar gute Nachricht. Denn die Packers werden in diesem Herbst eines der Teams sein, das ein Saisonspiel in London abhalten wird. Die europäischen Fans werden also die Chance haben, einen der größten Superstars der Liga hautnah zu erleben.
Gewinner: Denver Broncos und Russell Wilson
Seit dem Karriereende von Peyton Manning war die Quarterback-Position die größte Achillesferse der Broncos. Mit Wilson hat Denver endlich wieder einen Franchise-Quarterback. In der starken AFC West wäre auf Dauer mit Teddy Bridgewater oder Drew Lock wohl kein Land zu gewinnen gewesen. Mit Wilson hingegen könnte eine finstere Serie endlich ihr Ende finden: Seit dem Super-Bowl-Sieg haben die Broncos sechs Jahre in Folge die Playoffs verpasst. Das ist noch nie einem Team nach einem NFL-Titel passiert. Und auch Wilson wechselt von einem Team auf dem absteigenden Ast zu einem mit wachsenden Playoff-Ambitionen - auch wenn die AFC West mit den Chiefs, den Chargers und den Raiders alles andere als ein Selbstläufer ist.
Gewinner: Die Seattle Seahawks der Zukunft
Der stetige Abwärtstrend der vergangenen Jahre bei den Seattle Seahawks ist unübersehbar. Der Wilson-Trade und die Trennung von Bobby Wagner sind zwar ein Stich ins Herz der Seahawks-Fans, aber der nötige Schlussstrich unter einer Ära zum richtigen Zeitpunkt. Die Risse zwischen Wilson und der Franchise wurden zuletzt immer deutlicher. Dazu sind die Seahawks in einer zuletzt immer stärker werdenden NFC West ohnehin nur noch Außenseiter. Für die kommende Saison wäre auch mit Wilson wohl kaum ein tiefer Playoff-Run zu erwarten gewesen. Deshalb: Lieber das Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und mit den fünf hinzugewonnenen Draft-Picks können sich die Seahawks bei den Drafts 2022 und 2023 ordentlich bedienen. Sind hier Glücksgriffe dabei, wäre die Franchise mittel- und langfristig gut gerüstet.
Verlierer: Pete Carroll
Aber natürlich ist ein Rebuild zunächst vor allem eines: Ein langwieriger Prozess, an dem vor allem zu Beginn ein tiefes Tal durchschritten werden muss. Mit bald 71 Jahren muss Pete Carroll wieder von vorne anfangen. Kein Franchise-Quarterback, eine in allen Belangen schwächere Defense als noch vor Jahren und ein mäßiger Draft-Jahrgang vor der Brust. Im Herbst seiner Coaching-Karriere spielt Carroll nicht mehr um den Super Bowl mit, sondern hat undankbare Aufbauarbeit vor sich.
Verlierer: Washington Commanders
Die Commanders haben zwar mit Carson Wentz (Foto) einen neuen Quarterback gefunden, müssen sich aber dennoch als Verlierer fühlen. Denn sie haben eigentlich um Wilson mitgeboten, angeblich sogar mit einem noch größeren Paket als dem ohnehin schon üppigen der Broncos. Der Haken: Die Seahawks wollten Wilson wohl nicht an einen NFC-Konkurrenten abgeben und der Quarterback selbst soll laut US-Berichten Denver bevorzugt haben. Nun also Wentz statt Wilson. Angesichts dessen Verletzungshistorie, den zuletzt wechselhaften Leistungen und seines teuren Vertrags wohl nicht die 1a-Lösung, die das Team aus der US-Hauptstadt angestrebt hat. Aufbruchsstimmung mit einem neuen Franchise-Quarterback unter neuem Namen sieht dann doch irgendwie anders aus.
Verlierer: Jordan Love
Seit zwei Saisons wartet der einstige Erstrunden-Pick Jordan Love auf seine Chance bei den Packers. Im Falle eines Rodgers-Abgangs hätte es die vielleicht endlich gegeben. Stattdessen sollte Love von nun an auf einen Trade drängen. Für den Youngster, der womöglich auf eine Rolle als Rodgers-Erbe spekuliert hat, lohnt sich das Abwarten nicht mehr. Sein Glück: Wegen der Quarterback-Rochaden suchen eine Menge Teams noch immer einen neuen Spielmacher. Angesichts des verhältnismäßig schwachen Quarterback-Jahrgangs beim diesjährigen Draft dürfte Love ein gefragter Spieler sein.
Verlierer: Noah Fant
Als Verschiebemasse im Wilson-Trade hat Noah Fant dem Deal wohl recht wenig Gutes abzugewinnen. Der Erstrunden-Pick im Draft 2019 legte für die Broncos 2021 die beste Saison seiner Karriere hin und war Starting Tight End. Bei den Seahawks erwartet ihn nun ein Playbook, in dem Tight Ends zuletzt nicht wirklich glänzen konnten – und das ausgerechnet in seinem letzten Vertragsjahr, in dem er sich für einen lukrativen neuen Deal empfehlen müsste. Immerhin: Mit Drew Lock kommt auch sein bisheriger Quarterback mit nach Seattle. Doch wird der wirklich Spielzeit bekommen?
Verlierer: Die NFC
Erst hat die NFC Tom Brady verloren, nun geht mit Wilson der nächste Superstar in die AFC, die ohnehin schon mit Star-Quarterbacks wie Patrick Mahomes, Josh Allen oder Joe Burrow vollgepackt war. Immerhin Rodgers ist der NFC nun geblieben. Die spektakulären Quarterback-Duelle in der Regular Season hat dennoch die andere Conference zu bieten. Da hilft auch Carson Wentz wenig.