Karriereende von Drew Brees? Baustellen der Zukunft bei den New Orleans Saints
Brees vor Karriereende: Auf diese Stars müssen die Saints in Zukunft bauen
Die Saison ist für die New Orleans Saints beendet. Nach der Playoff-Niederlage gegen die Tampa Bay Buccaneers (20:30) stehen nicht nur über der Zukunft von Quarterback Drew Brees große Fragezeichen. ran.de zeigt die Baustellen der Zukunft bei den Saints.
Drew Brees denkt über Karriereende nach
Eine Ära könnte enden. Mit 42 Jahren und 20 NFL-Saisons in den Knochen könnte Saints-Quarterback Drew Brees seine Karriere schon bald beenden. Vor dem Duell gegen die Bucs berichtete Jay Glazer bei "Fox" noch: "Drew Brees spielt heute Abend das letzte Spiel im Superdome. Drew Brees wird aufhören. Das war's." Doch der Superstar selbst wollte sich nach dem Ausscheiden gegen seinen größten Kontrahenten Tom Brady nicht festlegen: "Ich werde mir selbst die Zeit geben, über die Saison nachzudenken, über eine Menge Dinge nachzudenken, so wie ich das auch im vergangenen Jahr gemacht habe und dann werde ich eine Entscheidung treffen," so Brees nach dem Spiel.
Macht Brees vielleicht doch weiter?
Bereits in der letzten Saison dachte der Saints-Heilsbringer über einen Rücktritt nach, entschied sich aber doch zu spielen. "Es war jeden einzelnen Moment wert. Absolut", sagte Brees rückwirkend über seine Entscheidung. Ähnliches Szenario auch in diesem Jahr? Schwer vorstellbar. Denn sein Alter war ihm in dieser Saison des Öfteren anzumerken. Dazu verletzte sich Brees in Woche 10 schwer - brach sie elf Rippen, sein Lungenflügel kollabierte sogar. Für die Playoffs kämpfte er sich noch einmal aufs Feld zurück. Dass die Quarterback-Legende in seinem vielleicht letzten Spiel drei Interceptions wirft - was soll's, das interessiert in zehn Jahren niemanden mehr.
Üble Cap-Space-Situation: Saints stehen vor Herausforderung
Die Voraussetzungen für die Saints, in der Offseason am Team zu basteln, könnten schlechter kaum sein. Drew Brees würde bei einem Karriereende einen Dead Cap von 22,65 Millionen hinterlassen (Erklärung zum Dead Cap hier). Sein Vertrag in New Orleans läuft noch bis zum Ende der nächsten Saison. Im Cap-Space-Ranking der NFL für die kommende Spielzeit liegen die Saints ohnehin schon auf dem abgeschlagenen letzten Platz. Stand jetzt liegt der Cap Space für 2020/21 bei knapp 100 Millionen Dollar - im MINUS! Es braucht mit oder ohne Brees einige Umstrukturierungen im Sommer. General Manager Mickey Loomis ist gefragt.
Quarterback-Nachfolge: Ist Hill die logische Lösung?
Er ist schon längst kein klassischer Ersatz-Quarterback mehr. Taysom Hill startete in dieser Saison bereits in neun Spielen, aber präsentierte sich nicht nur als Ballverteiler. Bei vielen Snaps standen Brees und Hill zusammen auf dem Feld. Insgesamt 87 Läufe legte die Nummer zwei hin - für 457 Yards und acht Touchdowns. Dazu fing er auch noch acht Bälle für 12,3 Yards im Schnitt - viel mehr Flexibilität geht wohl nicht. Der Spitzname "Schweizer Taschenmesser" kommt ja auch nicht von irgendwo her. Der 30-Jährige zeigte in seiner vierten NFL-Saison, wie wichtig er sein kann, aber kann er die offensiven Geschickte der Saints auch in die Hand nehmen? Versuchen könnte es Head Coach Sean Payton wenigstens für ein Jahr. Danach würde Hill, der aktuell der fünftbeste Verdiener in der Franchise ist, in die Free Agency gehen.
Bankdrücker bringt sich mit einer Aktion ins Geschäft
Da zauberte Sean Payton wieder ein Play aus dem Hut. Der Starting-Quarterback der Bucs in der Saison 2019/20 spielte in diesem Jahr bei Saints - Jameis Winston. Besser gesagt, saß er dort größtenteils auf der Bank. Bei gerade einmal 54 Snaps stand der 27-Jährige in der Regular Season auf dem Platz. Doch ein Trick Play, bei dem Winston den Ball am Ende für einen 56-Yards-Touchdown zu Tre'Quan Smith brachte, bringt ihn zurück ins Geschäft. Vor wenigen Tagen berichtete Ian Rapoport vom "NFL Network", dass die Saints den werdenden Free Agent wieder unter Vertrag nehmen wollen. Es könnte ein offener Kampf zwischen ihm und Hill werden.
Was passiert mit Alvin Kamara?
Hört Brees auf, ist er der absolute Superstar in New Orleans. Dass die Saints ihn hergeben, ist aufgrund des bombastischen Dead Caps nahezu unmöglich. In der nächsten Saison beträgt dieser nämlich 29,5 Millionen Dollar. Mit fünf Millionen Cap Hit nimmt der Running Back hingegen nur einen kleinen Teil des Cap Space ein. In dieser Saison trug sich der 25-Jährige in die Geschichtsbücher der NFL ein. Gegen die Minnesota Vikings gelangen ihm sechs Rushing Touchdowns in einem Spiel - das schaffte vorher nur Ernie Nevers von den Chicago Cardinals im Jahr 1929.
Vertragsverlängerungen für niedrigeren Cap Hit
Es klingt komisch, ist in der NFL aber möglich. Durch Vertragsverlängerungen können Teams ihren Cap Hit für das aktuelle Jahr entscheidend beeinflussen. Eine solche Verlängerung wandelt normalerweise einen Teil des Gehalts des laufenden Jahres in einen Unterschriftsbonus um, der gleichmäßig über die Laufzeit des neuen Vertrags verteilt ist. Erste Anlaufstelle für eine solche Verlängerung wäre dann wohl Offensive Tackle Ryan Ramczyk, der in sein letztes Vertragsjahr geht und rund elf Millionen Dollar Cap Hit mitnimmt. Eine Vertragsverlängerung ist also nicht nur aus sportlichen, sondern auch aus taktischen Gründen durchaus sinnvoll. Gleiches gilt für Cornerback Marshon Lattimore, der mit über zehn Millionen Dollar in sein letztes Vertragsjahr geht. Ebenso Taysom Hills Vertrag könnte verlängert werden, allerdings ist der 30-Jährige auch teuer und ein großes Risiko, sollte er nicht den Durchbruch zum dauerhaften Starter packen.
Weitere Verträge könnten umstrukturiert werden
Dabei ist der Konjunktiv eigentlich überflüssig, denn die Saints müssen handeln, um ihren Cap Hit zu verringern. Wide Receiver Michael Thomas nimmt einen höheren Dead Cap mit in die neue Saison als er den Cap Space belastet. Den 27-Jährigen traden - keine Option! Seiner und die Verträge weiterer Spieler müssen also umstrukturiert werden. Dabei wird meist ein Teil des Grundgehalts in einen Signing Bonus umgewandelt. Dieser Bonus kann dann auf mehrere Jahre verteilt werden, sodass für die aktuelle Saison Platz geschaffen wird. Ähnliches Szenario gilt auch für Defensive End Cameron Jordan und Offensive Tackle Terron Armstead.
Unpopuläre Entscheidungen müssen getroffen werden
Kwon Alexander ist vermutlich der komplizierteste, aber auch gewinnbringendste Name auf der Liste der Spieler, die die Saints in der Offseason opfern könnten. Der Linebacker verletzte sich in dieser Saison schwer an der Achillessehne und könnte in New Orleans über zehn Millionen Euro im Cap Space freimachen. Hinzukommen könnten aber Spieler des vorherigen Bildes, wie zum Beispiel Armstead, der zwar einen Dead Cap von über neun Millionen aufweist, die Saints würden allerdings trotzdem rund sieben Millionen im Cap Space freiräumen. Mit einem Cut von Center Nick Easton könnte New Orleans sechs Millionen einsparen. Es gibt Möglichkeiten, allerdings müssen gute Spieler auch ersetzt werden. Es ist und bleibt ein herausfordernder Sommer für die Saints.